Kapitel 12 - Toni

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Am nächsten Morgen ist Kilian schon weg, als ich aufwache. Faina klopft an und macht mich fertig für das Treffen mit dem König und der Königin.

Im großen Saal sitzen Aiolos, Dorea, Kira, die mich finster anstarrt, Silas und Kilian schon an dem großen runden Tisch. Auch Lope und Remo sind da. Ich setze mich neben Kilian. Alessio kommt nach mir herein und setzt sich neben Penelope.

Doch damit ist die Runde noch nicht komplett. Es kommen noch einige ältere Männer herein, die alle in Remos und Aiolos Alter zu sein scheinen.

»Das ist der Rat der Städte«, flüstert Kilian mir zu, der mein ratloses Gesicht gesehen haben muss. »Sie stehen noch über den Königen und sind aus allen größeren Städten gewählt worden. Atlantis ist so etwas wie die Hauptstadt der Unterwasserwelt. Mein Vater ist der einzige König der auch im Rat sitzt, deswegen ist er auch der Vorsitzende.«

»Warum diese Versammlung, Majestät?«, fragt ein Mann, der ziemlich spärliches Haar hat, das komplett ergraut ist und welcher eine weiße Toga trägt. Er sieht wirklich aus, als wäre er dem alten Griechenland entsprungen. Seine Miene ist finster und seinem Ton fehlt jeder Respekt.

»Timaios, nimm doch erst einmal Platz«, antwortet der König freundlich und Timaios setzt sich.

»Timaios ist Vater nicht besonders wohlgesonnen«, erklärt Kilian leise, so dass nur ich ihn höre. »Er kommt aus Voltameri. Atlantis und Voltameri stehen seit jeher in Konkurrenz. Voltameri ist die Einzige Stadt die größer ist als Atlantis und deswegen sind sie dort der Meinung, dass sie die Hauptstadt sein sollte.« Ich nicke kurz mit dem Kopf um ihm zu zeigen, dass ich ihn verstanden habe.

Als alle sitzen ergreift König Aiolos das Wort: »Ich habe euch alle zusammengerufen, weil Silas etwas wichtiges über die Prophezeiung herausgefunden hat. Die Beben sind stärker geworden und aus den anderen Städten kommen Meldungen, dass auch bei ihnen die Schutzschilder anfangen zu schrumpfen. Wir haben die Bibliothekare beherbergt, die über der Prophezeiung gebrütet haben. Sie ist zur Zeit der einzige Anhaltspunkt den wir haben.«

Einige der Ratsmitglieder verdrehen die Augen oder stöhnen auf, was ich im Moment gut nachvollziehen kann. Soll wirklich eine Prophezeiung schuld an den Unterwasserbeben sein? Auch wenn ich hier schon so vieles gesehen und gehört habe, kann ich das nicht glauben.

»Majestät, bei allem Respekt, aber diese Prophezeiung ist ausgemachter Blödsinn«, meldet sich Timaios wieder zu Wort. König Aiolos hebt eine Hand und deutet dem Ratsmitglied so, dass er um Ruhe bittet.

»Silas, sag uns doch bitte was du herausgefunden hast.«

Silas erhebt sich und räuspert sich kurz bevor er beginnt: »Eure Majestäten, verehrte Ratsmitglieder. Wie Ihr wisst bin ich Bibliothekar und wurde in den alten Schriften unterwiesen. Bei meinen Studien bin ich auf die Prophezeiung gestoßen und ich glaube ich habe sie größtenteils entschlüsselt, zusammen mit einigen Bibliothekaren aus den anderen Städten, die zu meinem Bedauern bereits abreisen mussten. Die ersten beiden Sätze sind ziemlich eindeutig:

Wenn der Terraner erscheint mit Atlantisgenen, Wird es mit Atlantis ein schreckliches Ende nehmen.

Seit Toni hier angekommen ist, haben sich die Beben verdreifacht. Der Schutzschild zieht sich immer weiter ins Stadtinnere zurück und es dauert nicht mehr lange, bis die ersten Arbeiterwohnungen unter Wasser stehen.«

Bei der Erwähnung meines Namens, starren mich gefühlt hunderte Augenpaare an. Ich werde rot und sinke tiefer in meinen Sitz. Kilian nimmt unter dem Tisch meine Hand und drückt sie leicht, was mich unheimlich beruhigt. Als ich ihn anschaue lächelt er nur ganz leicht, doch es reicht um mir zu zeigen, dass er auf meiner Seite ist.

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