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Kommissar Treibel und Paul waren mit dem Abklappern der Quartiere Punkt 17.10 Uhr fertig, genau wie es der Kommissar kalkuliert hatte.
Er regte an, noch vor der Heimfahrt die nach seiner Meinung wichtigste Kontrollstation aufzusuchen, um die Kollegen nach eventuellen Vorkommnissen zu befragen.
Die Ermittler hatten zwischenzeitlich erfahren, dass das Fluchtauto, der gestohlene Mercedes, auf einem Großparkplatz gefunden worden war. Da dort am gleichen Tag ein rotes Kleinauto gestohlen wurde, ging der Kommissar davon aus, dass es sich dabei um das neue Fahrzeug der Flüchtigen handelte.

Als Paul am Kontrollpunkt den Blick gedankenverloren in die Ferne gleiten ließ, bemerkte der Praktikant einen roten Wagen, der allmächlich näherkam, jedoch plötzlich abbremste und in einen Waldweg abbog.
Das teilte Paul umgehend seinem Vorgesetzten mit, der gerade in ein Gespräch mit den Kollegen vertieft war.
Treibel reagierte sofort, schwang sich in das Polizeiauto, das näher als das eigene Fahrzeug stand und schrie Paul zu, er solle schnell in den Wagen springen.
Einer der Polizisten, die zunächst nicht wussten, was hier vor sich ging, warf Treibel auf sein Rufen hin den Schlüssel durchs offene Seitenfenster zu.
Mit quietschenden Reifen und heulendem Motor setzte sich das Auto wie eine Rakete in Bewegung.
Der Hauptkommisssar hatte vor einigen Jahren an einer Spezialschulung teilgenommen und gelernt, wie ein PKW bis 3,5 Tonnen unter Extrembedingungen zu steuern war. Die Kenntnisse aus dem Kurs versetzten Treibel in die Lage, aus einem Fahrzeug in unterschiedlichem Gelände die höchstmögliche Geschwindigkeit herauszuholen.
Paul wurde von der halsbrecherischen Fahrweise seines Chefs übel, besonders als er mit über 80 Sachen nach links in den schmalen Forstweg bog und dabei das Heck des  Wagens - wie Paul es aus amerikanischen Krimis kannte - in die Gegenrichtung schleudern ließ.
Das Gesicht des Praktikanten verfärbte sich zunehmend grün und entsetzt dachte er, dass sein Boss jetzt offensichtlich den Verstand verloren hatte.

Doch zum Glück dauerte es nicht lang, bis das Polizeiauto hinter einem Kleinwagen, einem japanischen Fabrikat, zum Stehen kam.
Treibel und Paul rissen die Türen auf und stürmten aus dem Fahrzeug. Während sich der Praktikant ins Dickicht verzog, um sich dort zu übergeben, sah sich der Kommissar angespannt in alle Richtungen um. Von Weitem hörte man im Gehölz das Rascheln fliehender Menschen. Doch Treibel wusste, dass es gefährlich war, dem Gaunerpärchen sofort in den dichten Wald zu folgen.
Daher begab sich Treibel zum Wagen, um die Kollegen per Funk über den Zwischenfall zu informieren. Der Kommissar ordnete an, schleunigst das gesamte Waldstück - soweit möglich - engmaschig zu umstellen. Auch ein Suchhubschrauber wurde angefordert.

Als Paul nach zehn Minuten immer noch nicht aufgetaucht war, begann sich der Kommissar Sorgen zu machen. Schließlich lag die Verantwortung für diesen Polizeistudenten allein in den Händen des Kommissars.
Er hoffte nicht, dass Paul den Flüchtigen in den Wald nachgestürmt war.
Treibel nahm sich vor, seinem Schüler, sobald er wieder aufgetaucht wäre, wegen dieser Disziplinlosigkeit gehörig die Leviten zu lesen.

Ganze zwanzig Minuten dauerte es, bis ein Polizist und Treibel den Praktikanten fanden.
Er hatte sich im nahezu undurchdringlichen Dickicht verirrt, weil er, nachdem er sich übergeben hatte, in die falsche Richtung marschiert war.

Ungeachtet dieses ärgerlichen Vorfalls hielt Treibel es für erfreulich, den Tätern bis auf wenige Meter nahegekommen zu sein.
Die Festnahme der Gesuchten schien jetzt nur noch eine Frage der Zeit, und Kommissar Treibel hätte seinem exezellenten Ruf wieder einmal alle Ehre gemacht.

Der Entfloheneحيث تعيش القصص. اكتشف الآن