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Kommissar Treibel und Paul hatten das abgelegene Gehöft erreicht.
Treibel parkte den Wagen vor dem alten Bauernhaus. Die Ermittler stiegen aus.
Das furchterregende Gebell eines riesigen Kettenhundes begrüßte sie.
Eine betagte Frau kam aus dem Haus und stellte sich den beiden mit einer Flinte bedrohlich in den Weg.
Treibel erkannte sofort, dass diese Waffe eher ein Museumsstück und längst nicht mehr schusstauglich war.
Die alte Dame schnautzte die Ermittler mit grimmiger Miene an, was sie hier zu suchen hätten. Wenn sie nicht verschwänden, werde die Frau sie ohne Mitleid über den Haufen schießen.
Treibel versuchte die aufgebrachte Bäuerin zu beruhigen und stellte sich als Kriminalhauptkommissar und Paul als seinen Assistenten vor.
Vorsichtig kramte Treibel seine Dienstmarke aus dem Jackett, hielt sie der Frau entgegen und erklärte, dass der eigentlich Anlass für den Besuch ein Auto, Marke VW Käfer, sei. Das Fahrzeug sei zuletzt auf den Ehemann der Dame zugelassen gewesen. Man habe es leer stehend aufgefunden, doch sei es vorher von einem Verbrecherpaar zur Flucht benutzt worden.
Die mürrische Dame war etwas zur Ruhe gekommen und zeigte den Ermittlern die Scheune, in der der Käfer jahrelang vor sich hingerostet hatte.
Die Bäuerin erklärte, dass er vor Kurzem, eines Nachts, gestohlen worden sei. Von wem, wisse die alte Dame nicht. Sie habe auch keine Anzeige erstattet, denn das hätte sich bei diesem alten Wagen nicht gelohnt und nur Scherereien gebracht.

Treibel sah sich in der Scheune um, wo neben altem Gerümpel auch ein verrosteter Traktor stand. An frischen Ölspuren auf dem Boden erkannte der Kommissar, dass noch vor Kurzem hier gearbeitet worden war. Zudem lagen Teile, die eindeutig vom Käfer stammten und offensichtlich ersetzt worden waren, in einer Ecke der Scheune.
Treibel ahnte, dass es die alte Dame mit der Wahrheit nicht so genau nahm, denn die Gesuchten hatten sich ohne Zweifel hier auf dem Hof befunden.

Plötzlich wurde es der Bäuerin schlecht und sie konnte nicht einmal mehr auf Treibels Frage antworten, ob denn etwas nicht stimme. Schweiß legte sich auf die Stirn der alten Dame und ihr Gesicht wurde fahl. Dann verdrehte sie die Augen und versuchte noch vergeblich, sich am Scheunentor festzuhalten, ehe sie zu Boden glitt.
Die Bäuerin reagierte nun auf Zurufe der Ermittler nicht mehr, sodass sie die Bewusstlose rasch an Armen und Beinen packten und hinüber in die Bauernstube trugen.
Dort lagerte Treibel die alte Dame auf die Seite, was ihm vom Notfallkurs bekannt war.
Paul alarmierte unterdessen per Funk den Notarztwagen.

Er kam erst 35 Minuten nach dem Notruf, doch konnte man den Einsatzkräften deswegen keinen Vorwurf machen. Das Gehöft war einfach zu abgelegen.
Auf einer Trage, mit einem Tropf am Arm, wurde die alte Dame, die das Bewusstsein immer noch nicht erlangt hatte, in den Krankenwagen gehievt.
Dann ging es ab ins nächstgelegene Krankenhaus.
Treibel und Paul schauten dem Rettungswagen hinterher, bis das Fahrzeug schließlich hinter Baumwipfeln verschwunden war.
Der Kommissar hegte die Befürchtung, dass sich die alte Dame über den unerwarteten Besuch der Fahnder zu sehr aufgeregt haben könnte.
Nach diesem bedauerlichen Vorfall sahen sich Treibel und Paul auf dem Hof noch kurze Zeit um, ehe sie in den Wagen stiegen und sich auf den Weg zurück machten.
Zur Versorgung der Hoftiere organisierte der Kommissar eine vorübergehende Aushilfe.

Am frühen Abend erkundigte sich Treibel telefonisch über den Zustand der alten Dame. Der behandelnde Arzt musste jedoch mitteilen, dass es schlecht um sie stehe.

Der EntfloheneWhere stories live. Discover now