Kapitel 1

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                                -Prolog-

„Und isst du auch brav auf?" sprach er verschmitzt ins Telefon und über seine belanglosen Wort lachend, schüttelte ich den Kopf.

„Jedes einzelne Brokolistück." entgegnete ich ihm und nahm sein angenehmes Lachen durch den Hörer wahr und sah dabei durch das Plexiglas in seine meeresblauen Augen.

Wir verstummten beide für einen Moment und sahen uns bloß gequält an. Ich vermisste ihn, ohne ihn war es zuhause zu ruhig und leblos. Ich kann halt nicht ohne meinen großen Bruder.

„Es wird alles gut gehen, oder?" hauchte ich den Hörer und umgriff ihn nur noch fester mit meiner Hand, als ich meinen Bruder seufzen hörte und sah wie er kurz über seine weiß-blonden Haare fuhr.

Er war nervös. Das tat er immer, wenn er unsicher war.

„Ja, Ki. Es wird alles gut gehen, keine Sorge." versicherte er mir dennoch, obwohl ich genau wusste, dass er nicht mir, sondern ihm selbst Mut sprach.

Ihr habt richtig gehört. Mein großer Bruder sitzt seit ungefähr einem Monat in Haft und Morgen war seine Verhandlung.

Es stand unglaublich viel auf dem Spiel, seine Anklage war nämlich nicht gerade einfach wegzustecken.

Ehrlich gesagt verstand ich noch nichtmal wie ihm so etwas vorgeworfen werden konnte. Ich selbst wusste, dass er es nicht war, aber trotzdem verließ meinen Mund diese Frage.

„Elijah, du hast es nicht getan, oder?" ich konnte es kaum aussprechen. Ich hatte einfach viel zu sehr Angst vor der Antwort.

Es verletzte ihn, dass ich wirklich in Betracht zog, dass er zu so etwas in der Lage wäre. Das erkannte ich an seine Augen die plötzlich glanzlos wirkten.  

„Du hast diesen Mann und seine Familie nicht getötet, oder?" allein bei der Vorstellung stiegen mir wieder die Tränen.

Ich nahm schon bei seiner Verhaftung an, dass es sich bloß um ein Missverständnis handelte, doch sie fanden nichts um ihn zu entlasten. Es sah wirklich schlecht für ihn aus.

„Nein, Kira. Ich habe viel Mist gebaut und das weißt du, aber ich würde niemals jemanden sein Leben nehmen, besonders Kindern nicht." versicherte er mir und sah mich ernst an, wobei mir ein Stein vom Herzen fiel und ich nickte und mir eine Träne aus meinen Augen fiel, die ich schnell wegwischte.

„Wenn du unschuldig bist, können sie dich nicht länger hier lassen. Es wird alles wieder gut." schniefte ich einmal und sprach ihm Mut zu und lächelte leicht.

„Die Besuchszeit ist vorbei." hörte man dann einen der Gefängniswärter rufen, nachdem ein grässlicher Ton ertönte und ich genervt die Augen rollte und zu dem blonden Mann mit den eisblauen Augen vor mir sah, der mich noch mal genau analysierte.

„Pass auf dich auf, Kleine." hauchte er in den Hörer und legte eine Hand auf die Scheibe, wobei seine Tattoo's sichtbar wurden und ich ebenfalls meine Hand dagegen drückte.

Wenn man uns zusammen sehen würde könnte man wirklich denken wir wären Zwillinge.

Die gleichen eiskalten, hellen Augen, die gleichen harten Gesichtszüge, die gleiche kurze Stupsnase und die gleichen Platinblonden Haare, die schon fast weiß wirkten, nur waren meine eben etwas länger und fielen mir gerade so über die Schulter, während wenige Strähnen meine Stirn wärmten.

Das einzige was uns unterschied, waren die Unmengen an Tattoos die er überall auf seinem Körper hatte.

„Du auch Bruder." wir sahen uns noch für einen viertel einer Sekunde an, als sein Blick ganz weich wurde und ich ihm gezwungen entgegen lächelte.

DecisionWhere stories live. Discover now