Ein verschneiter Tag

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Hermines pov

Hermine und Draco hatten verabredet früh aufzustehen. Leise schlich Hermine ins Bad und zog sich an. Ihre Schuhe zog sie erst im Gemeinschaftsraum an um niemanden zu wecken. Müde rieb sie sich die Augen als Draco, frisch wie der Tau am Morgen aus dem Schlafraum der Jungen kam. Unwillkürlich fragte sie sich wie er das immer machte, sie hatte ihn noch nie nicht perfekt gesehen. Magie?

"So früh so fröhlich Granger?" Draco küsste sie auf den Mundwinkel. "Immer doch, in deiner Gegenwart. Frettchen!"
Blitzendes Grau.
"Sollen wir dann?" Draco bot ihr seinen Arm an. "Einen Moment!"
Verwundert schaute Draco Hermine hinterher, die zum Fenster lief.
Hermine sog scharf die Luft ein als sie nach unten blickte. In einer Sekunde war Draco bei ihr und versuchte die Gefahrenquelle zu finden. Verwirrt blickte er Hermine an. "Was ist denn passiert?" Sie wandte sich zu ihm um und lachte. "Nichts du Dummerchen." Sie nahm seinen Kopf in die Hände und drehte ihn wieder zum Fenster. "Schau doch wie schön"
Erleichtert, dass keine Gefahr drohte, konnte er die Szenerie genießen. Ganz Hogwarts war von einer dicken Schneedecke bedeckt. Es war noch dunkel aber der Schnee leuchtete bereits von dem kleinen bisschen Licht, der im Osten aufgehenden Sonne. Violette Schleier begannen sich über den Himmel zu legen und wurden  unten vom Schnee wiedergespiegelt. Schnell riefen sie ihre warmen Wintersachen herbei und begannen den Abstieg nach unten.

Niemand war im Schloss unterwegs und sie fragten sich ob nicht noch die Bettruhe herrschte. Wenigstens gab es Argus Filch nicht mehr der ihnen auflauern konnte. Der war nach dem Krieg in Rente gegangen, wer weiß, vielleicht hatte er sich ja noch weitere scheußliche Katzen zugelegt. Nachfolger gab es keinen. Die Lehrer teilten sich Nachts Bereitschaftsdienst und sauber machten sowieso die Hauselfen. Einzig Peeves hätte sie stören können.
Unbehelligt kamen sie in der Eingangshalle an und begutachteten mit Genugtuung die wartenden Misteln. Gerade wollten sie durch das große Portal nach draußen, als sie sich plötzlich nicht mehr vom Fleck bewegen konnten. Einen Moment schauten sie sich verwirrt an, bis ihnen zu gleich die Erkenntnis kam. "Da haben wir wohl eine übersehen!" Lachte Hermine. "Dann können wir gleich testen ob sie gut sind..." Draco leckte sich über die Lippen. "Komm her Hermelinchen!" Es war ja nicht so als hätte sie weglaufen können. Draco gab ihr einen Leidenschaftlichen Kuss und schon waren sie frei und draußen.

Der Schnee lag einen Meter tief und sie hatten Schwierigkeiten voranzukommen. Irgendwann gaben sie es auf und alberten im Schnee herum. Als sie auf dem Rücken lagen, nach zwei erfolgreichen Schneeengeln, ging die Sonne richtig auf und der ganze Himmel wurde plötzlich in ein Farbenmeer getunkt. Draco suchte nach Hermines Hand und hielt sie durch die Handschuhe fest. So lagen sie eine gefühlte Ewigkeit da. Der Schnee dämpfte jedes Geräusch, es war als wären sie die einzigen Menschen und das Naturschauspiel war ganz für sie allein bestimmt. In diesem Augenblick wollte Draco nichts sehnlicher als diesen Moment festzuhalten. Sein Herz tat vor Freude weh vor soviel Glück. Soviele Sonnenaufgänge hatte er gesehen, doch nie geteilt. In seinem Augenwinkel gefror ein kleines Tröpfchen salzigen Wassers.
Hermine lag da, alle Viere von sich gestreckt und grinste wie bekloppt. Warum machte sie ein kleines bisschen Schnee so glücklich?  Weil es ein kleines bisschen Schnee und Draco ist, antwortete ihr, natürlich vollfunktionstüchtiges Hirn. Wenigstens ein Körperteil das noch richtig funktionierte. Ihr Herz im Gegenzug schien gerade abheben zu wollen, so schnell wie es schlug. Wie die Flügel eines Kolibris. Und diesmal machte sie ihrem Glücksgefühl keine Einschränkungen, denn ihre zwei besten Freunde hatten ihn unter sich akzeptiert. Alles war gut.

Der Himmel über ihnen war nun von einem strahlenden Blau.
"Wir kommen zu spät!" Hektisch rappelte Hermine sich hoch und zog Draco auf die Füße. So schnell sie konnten liefen sie zum Schloss zurück. In der Eile vergaßen sie schon wieder das Eingangsportal. Eben lösten sie sich von dem Kuss und traten in die Eingangshalle, als ihnen Professor McGonagall entgegen kam. "So so, wie nett von ihnen die Wirkung des Zaubers  zu demonstrieren. Ich nehme an das ist es was es war? " Sie sah amüsiert aus. "Ähh... ja, ja!" Brachte Draco heraus. McGonagall trat zur Seite und gab Draco und Hermine die Sicht frei auf einige Schüler die hinter ihr standen. Einige sahen verängstigt aus, andere schienen eher interessiert zu sein. McGonagall wandte sich an sie " Ihr seid ja jetzt gewarnt, ab zum Frühstück!"
Als erste steuerte sie auf die große Halle zu und betrat sie. Zumindest versuchte sie es. Professor Flitwick war zur gleichen Zeit aufgetaucht hatte eintreten wollen. Beide konnten sich weder vor noch zurück bewegen. McGonagall reagierte schnell, beugte sich zu Flitwick hinab und gab ihm einen Kuss und ehe noch irgendjemand realisiert hatte was passiert war, nicht Mal Flitwick selbst, rauschte McGonagall schon energisch zum Lehrertisch. Setzte sich und schenkte sich ein. Allein, dass sie sich Eierlikör einschenkte und nicht den üblichen Kürbissaft, zeigte eine gewissen Anteilnahme.
Die Schüler, nun vorgewarnt, betraten separat, einer nach dem anderen die Halle. Das dauerte allerdings länger. Schüler die erst später gekommen waren oder nicht dachten, dass es gleichgeschlechtliche Menschen treffen konnte, drängelten vor und so kam es zu ein paar weiteren lustigen Zwischenfällen. So mussten sich Ernie Macmillan und Michael Corner unter lautem Beifallsgeschrei küssen bevor sie zum Frühstück durften. Ebenso Millicent Bullstrode und Lisa Turpin. Als nächstes küssten sich Harry und Ginny, von denen man jedoch annehmen konnte, dass ihnen das nicht besonders ungelegen kam.
Danach gab es keine weiteren Zwischenfälle mehr, alle hatten mittlerweile begriffen wie es funktionierte. Nach köstlichem Rührei auf Toast und Kakao, machten sie sich dann auf den Weg zum Unterricht. Das ging aber garnicht so leicht da nun die gesamte Schule mehr oder weniger gleichzeitig hinaus wollte, das ging allerdings nur einzeln, wenn man nicht (wieder) Körperflüssigkeiten austauschen wollte.
Als Hermine sich umdrehte um zu sehen wie die Professoren mit der Verzögerung umgingen, bemerkte sie mit Schrecken, dass sie weg waren, vermutlich durch eine geheime Lehrerhintertür entwichen. "Oh nein!" Murmelte Hermine, "Wir kommen noch zu spät zum Unterricht!"

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