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✯Noah✯

Holly?

Noah.

Wie kalt ihre Stimme doch geklungen hat, wie leer sie doch war. So hoffnungslos, wie als würde sie mich gar nicht wahrnehmen. Wie als hätte ich sie verraten. Dabei habe ich das nicht. Ich wollte ihr doch nur helfen.

Denn Holly, so jemand wie Holly darf nicht gehen. Holly darf nicht sterben, denn dieses Mädchen hat ein volles Leben verdient voller Liebe und Glück unabhängig von ihrer Vergangenheit. Und egal, was sie getan hat, um sterben zu wollen, meine Taten waren noch viel schlimmer. Bei Weitem.

Das dachte ich zumindest. Ich habe es gedacht und geglaubt, bis ich diese kalte Stimme meinen Namen habe aussprechen hören. Geh weg  sagte sie. Doch ich tat es erst beim letzten Mal, als mir klarwurde, dass ihr nicht mehr aus diesem Loch hinauszuhelfen ist. Als ich begriff, dass sie mich nicht wollte, nicht als guten Freund oder etwas anderes, hörte ich auf sie zu mögen. Ich ging. Ich ging von ihr weg.

Ich stehe auf am nächsten Morgen, ohne ihn als Morgen zu realisieren. Morgen, Mittag, Abend, Nacht. Sie sind alle gleich. Die Gefühle ändern sich nicht von Morgen zu Mittag oder Tag zu Nacht. Sie bleiben gleich und jagen mich. Sie engen mich in die Ecke. Sie zwingen mich dazu zu weinen, obwohl ich keine einzige Träne aus meinem Auge verdient habe. Ich habe nicht das Recht zu weinen. Ich bin doch der Täter hier. Ich habe kein Recht darauf. Doch sie haben es, für das was ich ihnen angetan habe. Ich war erstaunt, dass sie an Weihnachten überhaupt hierher gekommen sind. Zu mir. Obwohl sie wissen was ich getan habe. Sie hätten nicht zu mir kommen sollen. Wieso haben sie das getan? Ich bin doch der....

Es klopft. Ich gehe wie mechanisch zur Tür. Jetzt steht sie offen. 《Noah, alles okay?》Mein Therapeut. Besorgnis ist sein zweiter Vorname.《Ja Mr Lane. Was sollte schon sein?》Ich, leer. So leer. So hohl antworte ich ihm. 《Du bist zu spät.》Er wirft einen Blick auf die Uhr. 《15 Minuten und 2 Sekunden zu spät.》 Ich nicke und murmele etwas von, dass ich vergesslich wäre.《Du vergisst nie etwas Noah.》Er runzelt die Stirn. Besorgt.《Heute ist eben anders.》erwidere ich. 《Wieso ist es anders heute?》fragt Mr Lane.

Verdammt, wieso wollen Therapeuten immer alles wissen? Wieso müssen sie bei alles und jedem nachhaken? Denken sie wirklich darüber zu reden macht es besser?

《Müssen wir meine Therapiestunde jetzt wirklich auf der Türschwelle, wo jeder mithören kann, führen?》weiche ich aus. Ich versuche genervt zu klingen. Versuche irgendeine Emotion oder Betonung in meine Stimme zu bringen, doch das Einzige, was sie tut, ist gebrochen zu klingen. Mein Therapeut blickt sich um, erkennt seinen Fehler und antwortet mit einem Lachen überspielt.《Mein Fehler. Oh ja natürlich. Komm mit. Wir gehen in Raum 194.》Er sammelt sich und zieht mich mit sich in besagten Raum.

Er setzt sich. Der Stuhl knarzt. Die Tür knarzt. Die Dielen knarzen, wenn ich über sie gehe.  Wieso macht hier alles Geräusche?

Mr Lane seufzt und nimmt sich eine Tasse Tee. Er trinkt genüsslich, seufzt und fragt dann mehr zu sich selbst als zu mir.《Wo waren wir denn? Hach ja, wieso heute anders ist. Na dann erzähl mal Noah. Wieso ist heute anders?》Er lehnt sich genüsslich zurück und stellt die Tasse vor sich ab.

Ich starre in das Teewasser hinein. Soll ich mit ihm über Holly reden? Nein, ganz klar nein. Der Mann vor mir ist immer noch ein Fremder. Stattdessen weiche ich aus und frage《Was ist das für eine Teesorte?》《Kamillentee. Noah wieso lenkst du um. Denkst du nicht, ich merke das?》Ich seufze. 《Verdammt wieso sind sie so schlau?》《Noah, wieso willst du nicht mit mir darüber reden?》fragt er, immer noch in ruhigen Ton.《Weißt du, ich will dir doch nur helfen. Aber ich weiß nicht wie, wenn du keinen Ton rausbringst. Seit der Absetzung des Antidepressiva bist du so, so》er scheint nach dem richtigen Wort zu suchen.《Was bin ich?》frage ich herausfordernd.《Verstockt.》platzt es schließlich aus ihm heraus.《Du bist verstockt und bringst keinen Ton raus und heute bist du noch weiter weg als sonst. Du bist nicht nur in China sondern irgendwo in Australien. Warum erzählst du mir nichts? Ich bin hier um dir zu helfen.》

Er rüttelt mich an den Schultern und da bricht der Bann. 《Verstockt, ich soll verstockt sein? Ja vielleicht rede ich nicht viel mit ihnen, weil ich sie nicht wirklich kenne. Da ist keine Vertrauensbasis, auf die man aufbauen kann und ich will es nach der Sache mit dem Antidepressiva, wo die Nachwirkungen, die sie hätten bedenken müssen, zu hoch waren ehrlich gesagt auch nicht. Ich kann ihnen nicht mehr vertrauen. Sie sind schon einmal gescheitert, wieso sollten sie es nicht nochmal tun? 》Ich fahre mich herunter und werde wieder ruhig. 《Tut mir leid, aber das musste einfach einmal raus und sie wollten ja den Grund wissen.》sage ich nun mit gefasster Stimme. Ich habe mich wieder unter Kontrolle.

《Nein, nein, das ist schon ok.》erwidert er kleinlich.《Manchmal ist es besser die Wahrheit zu hören um zu einer Lösung des Problems zu gelangen.》fährt er fort. 《Ich habe eine Idee.》redet er weiter.《Du darfst für heute gehen und hast frei. Ich werde dich abmelden. Aber morgen kommst du hierher und wir nutzen unsere Zeit für einen Neustart, okay?》Ich nicke.《Nagut. Das hört sich doch ganz passabel an.》

Er nimmt seine Tasse Tee und geleitet mich zur Tür. 《Und jetzt raus mit dir.》 Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.

Ein Tag ohne dumme Fragen.

⌨︎A/N☕︎

Wie lang hättet ihr die Kapitel eigentlich gerne? Im Moment umfassen sie immer 1000 bis 1500 Wörter. Das hier ist sogar etwas kürzer.

Habt ihr schon Vermutungen, wieso Noah Suizid begehen will und wollte?

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