How to live

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Holly

Schnellen Schrittes renne ich Noah hinterher. Ich hasse es alleine zu sein. Alleine mit meinen Gedanken ist es leer und doch voll. Zusammen mit anderen Menschen ist es voll aber sorgloser. Menschen lenken mich ab. Sie lenken mich von allem ab, was ich getan habe. Ohne sie hätte ich keine Pause. Und ich brauche Pausen von der Schuld, auch wenn ich sie nicht verdient habe. Ich hätte es verdient zu sterben. Ich hätte es verdient in einem Raum von der Außenwelt abgeschlossen eingesperrt mir meinen Gedanken zu leben. Ich hätte es verdient, dass mich jemand überfährt. Ich hätte all das verdient, doch wenn ich mit Menschen bin, will ich nur überleben.

Noah verschwindet um eine Ecke. Hört er meine Schritte nicht? Ich rufe seinen Namen und da bleibt er endlich stehen und ich hole ihn ein. 《Ich hasse es alleine zu sein.》versuche ich mich nur zu erklären, doch er nickt nur verständlich.《Ich auch Santa, ich auch.》Ich muss grinsen. 《Dann bist du Clause》Jetzt muss er auch grinsen. Schnell gehen wir weiter. 《Ich kann Mrs Jackson schon von hier schreien hören.》raune ich Noah zu.《Sie hat wirklich ein lautes Organ》flüstert er. Wir sind jetzt vor meinem Klassenzimmer angekommen. Ich winke ihm noch zum Abschied zu, dann öffne ich vorsichtig die Tür.

Sie knarzt, während ich sie aufdrücke.《Oh hallo Ms Evans, haben sie vergessen wie Klopfen geht?》begrüßt Mrs Jackson mich entzückt darüber, dass sie nun einen Anlass zu ihrer Wut hat. Ihr Mann ist vor einem Monat gestorben, munkelt man hier, weshalb die rundliche Frau seitdem Aggressionen hat.

Ich murmele nur ein kleinlautes 《Hallo und Entschuldigung für die Verspätung》als sie mit dem Finger auf die Tür zeigt. 《Raus. Wir üben jetzt wie anklopfen geht.》Ein paar kichern, aber auch nur um sich bei Mrs Jackson einzuschleimen. Mit hochrotem Kopf begebe ich mich nach draußen. Keine 5 Sekunden später ertönt ein ungeduldiges《Na wirds denn bald.》Der Drachen kann offenbar nicht warten, seine Mahlzeit zu verschlingen.

Zögerlich klopfe ich an und als kein Herein als Antwort folgt, öffne ich einfach die Tür. Wie als hätte sie darauf schon gelauert, schreit sie los, ob man mir denn nicht beigebracht hätte erst nach dem Herein einzutreten. Als ich darauf erwidere, dass eben 1 Minute lang kein Herein kam, schickt sie mich wortlos raus und meint, ich solle die Türklinke runterhalten, damit sie auch sieht, dass ich ja nicht abhaue.

Als ich die Augen verdrehe und entnervt die Tür hinter mir zuknalle, ertönt noch ein 《Nach der Stunde kommst du bitte zu mir um dir deine eigentliche Bestrafung abzuholen.》Ich strecke zur Antwort die Zunge heraus, sehen kann sie mich sowieso nicht durch die dicke braune Tür.

Kaum dass ich draußen bin, höre ich wie irgendeine Schülerin aufsteht und sagt, dass ich doch nur zu spät gekommen sei und eigentlich kein Recht dazu hätte so angeschrien zu werden. Daraufhin wird sie ebenfalls dazu verdonnert die Türklinke mit mir nach unten gedrückt zu halten, wenn sie schon mit mir sympatisiert.

Ich höre leise Schritte, die sich zur Tür begeben und diese vorsichtig öffnen.
Blonde Haare, Sommersprossen, große blaue Augen und ein süßes Stupsnäßchen. Es ist Emma. Vorsichtig kommt sie ein Stück näher. 《Hey Holly》Ich begrüße sie mit einem halben Lächeln《Hey.》Ein unbehaglich Schweigen entsteht.《Danke, dass du sich für mich eingesetzt hast.》sage ich nach einer Zeit. 《Ach, das hab ich doch gern gemacht. Diese Frau ist aber auch scheiße.》Ich lege einen Finger auf den Mund und versuche ihr zu vermitteln, dass sie besser leiser reden sollte, doch zu spät.

《Ich bin gar nicht so scheiße, Emma.》kommt es von hinter der Tür. Unglücklicherweise hat Mrs Jackson uns gehört. 《Scheiße toll.》versucht Emma sich noch zu retten, doch es kommt nur ein gehässiges Schnauben von hinter der Tür.

Ich erhasche einen Blick auf einen Block und einen Stift, den wohl jemand hier vergessen hat neben dem vergitterten Fenster und ziehe ihn schnell und möglichst lautlos zu mir heran.

Soll Mrs Jackson doch denken wir langweilen uns und wären stumm.

Unruhig krakelt der Kulli übers Papier während sich aus Buchstaben Worte formen.

Ja soll sie ruhig

Ich hasse diese Lehrerin

Und ich erst. Allein schon wie sie dich angemacht hat. Ich meine, es waren 10 Minuten und du warst sonst immer pünktlich. Die soll sich mal entspannen.

Ja, echt so. Vor allen Dingen wie sie doch rausschickt, weil du etwas sagst, was ihr gegen den Strich geht. Ich hasse solche Leute.

Ja, ich auch. Wieso kamst du eigentlich so spät?

Privat:)

Und das willst du nichtmal deiner liebsten Emma, von der du übrigens voll das Fangirl warst, bevor du eingewiesen wurdest erzählen?

Omg, woher weißt du das?

Ähm Fanpost vor zwei Jahren. Ich erinnere mich an jeden Brief. Vor allem an süße lange. Deiner war so einer. Und du hast es in unserer ersten und einzigen Konversation beiläufig erwähnt.

Jetzt fühl ich mich gestalked.

So fühl ich mich jeden Tag seit diesem einen Video, was viral ging.

Verständlich. Wie ist das so berühmt zu sein?

Ich weiß nicht. Alles hat seine guten und schlechten Seiten. Manchmal überwiegen die Guten, manchmal die Schlechten, bei mir.... naja du siehst ja, wo ich gelandet bin und du kennst ja die Story mit dem Suizid. Eigentlich will ich gar nicht drüber reden

Kann ich mir vorstellen, ich kann das wirklich verstehen. Ich will ja auch nicht über meine Depressionen reden, aber müssen wir das nicht manchmal? Denn weißt du was, jeder in dieser Klinik ist jeder depressiv und wenn es eines gibt, wovor man sich hier nicht fürchten muss, dann ist es beim Thema Depressionen ausgelacht zu werden oder alleine zu sein.

Ja das stimmt, aber trotzdem. Wie willst du mir denn Ratschläge geben, wenn du nichtmal viel über deine Depressionen redest? Ich glaube sogar, du weißt mehr darüber wie es bei mir zum Suizid kam, als ich bei dir.

Ja das stimmt. Da sprichst du ein wahres Wort. Vielleicht sollte ich das auch, denn jetzt wo es mir so klar wird, denke ich, sollte ich auch darüber reden mit dir, eigentlich mit jedem. Denn Depressionen sollten normal sein. Ja, sie sollten normal sein. Morgen. Morgen erfährst du alles, wenn es klappt.

Fragend schaut sie mich an.

Was planst du Holly?

Nichts, nur dafür zu sorgen den Leuten zu sagen, dass es okay ist Depressionen zu haben.

Ich will noch mehr schreiben, doch der Kulli ist leer. Meine Worte verpuffen. Doch ich habe einen Plan. Ich habe eine Mission und für die brauche ich meine Therapeutin.

A/N

Habt ihr schon Vorstellungen, was Holly planen könnte?

Sorry, dass länger kein Update mehr kam, aber ich war im Urlaub