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Holly

Noah zieht mich durch die Gänge. Ich schüttele seine Hand lachend ab. 《Nicht so schnell》Abrupt stoppt er. Nun bietet er mir galant einen Arm an. Er wirkt wie ein britischer Gentleman ohne Anzug. 《Die Dame.》Er verhakt seinen Arm mit meinem. Ich muss lachen.《Noah was tust du da?》 《Sie in ihre wunderschöne goldene Hotelsuite begleiten natürlich.》《Achso》Ich kann ein Schmunzeln kaum unterdrücken.《Und was wenn die Dame nicht in ihre goldene Hotelsuite will?》《Dann》Er macht eine Geste wie als ob er sehr schwer nachdenken würde. 《Nehme ich die Dame mit auf einen Spaziergang in den Schlossgarten dieses vorzüglichen Anwesens.》Ich grinse.《Gebongt.》

Verdutzt guckt er mich an.《Aber meine Dame, wir benutzen doch nicht Ausdrücke wie gebongt.》Ich grinse noch breiter《Dann eben abgemacht》Ein noch entsetzterer Ausdruck spielt in seinem Gesicht sein Schauspiel.《Wie kann es sein, dass sie kein elitäres Wort hierfür finden?》 Herausfordernd gucke ich ihn an.《Vielleicht weil die Dame nur Späße mit dem werten Herr treibt.》Er schmunzelt《Ach so soll das sein.》Mein Ausdruck wird wieder ernster.《Um mich richtig zu expressionieren würde ich erwidern, dass ich wirklich sehr gerne ihre Spazierbegleitung wäre.》Er lächelt charmant.《Dann begeben wir uns mal zum Personal, welches uns in die Gärten entlassen wird.》Ich nicke nur lächelnd.

Das Personal tastet uns ab. Sie wollen sehen, dass wir auch ja keine spitzen Gegenstände mit uns herumschleppen. Als ob wir das tun könnten. Wir haben schließlich keinen Kontakt zur Außenwelt. Wie könnten wir da bitte ein Messer einschmuggeln, wenn wir schon ganz am Anfang mithilfe von Metalldetektoren durchsucht und schließlich auch abgetastet werden? Aber auch hier geht man anscheinend am liebsten auf Nummer sicher. Ob es hier wohl schon einen Todesfall gegeben hat?

Nach einer halben Ewigkeit dürfen wir endlich raus in die Gärten. Plötzlich kommt uns ein Mann mit hellgrünen Flyern entgegen. Es ist ein schönes Grün. So voller Leben. Noch mit Hoffnung, unschuldig und ahnungslos. Der Mann kommt mit einem Lächeln auf uns zu. Es ist ein glückliches Lächeln, wie als wäre er von dieser Farbe, diesem hellgrün erfüllt. Er wirkt so unschuldig. So unberührt vom Leid der Welt. Dieser Gedanke stimmt mich traurig.

Er winkt uns zu sich. Gemessenen Schrittes begeben Noah und ich uns zu dem so fröhlich wirkenden Mann. Er ist noch nicht alt, vielleicht Ende 20, schätze ich. Er lächelt uns noch strahlender an. Dieses Lächeln ist so warm, dass man das Gefühl hat die Sonne würde gleich aufgehen. Sein Lächeln ist so warmherzig, dass ich einfach zurücklächeln muss. Also ziehe ich meine Mundwinkel nach oben. Ich fälsche ein Lächeln. Ich hoffe nur, dass das Lächeln meine Augen erreicht.

Der Mann fragt uns nun, ob wir Flyer haben wollen und erklärt auf Nachfrage von Noah, für was er denn überhaupt werbe. Und da beginnt der Mann zu erzählen. Er will später einmal Therapeut werden und schreibt gerade seine Doktorarbeit. 《Oh》fällt Noah ihm interessiert ins Wort.《Meine Eltern sind beide Ärzte. Über was schreiben sie denn?》Der Mann deutet auf den Flyer. Seine rotbraunen Haare stehen im Kontrast zu dem hellgrün, fällt mir gerade auf. Seine Augen hingegen sind nicht nur grün, sondern spiegeln das hellgrün vom Flyer wieder. Er heißt Fynn, kommt aus Schweden und ist gerade 27 Jahre alt geworden. Er hat Sommersprossen, die ihn noch sympathischer wirken lassen und momentan schwärmt er von seiner neuesten Studie darüber wie Leute mit psychischen Krankheiten auf den Umgang mit Pflanzen reagieren. Dafür bräuchte er noch Freiwillige in seinem Projekt, erklärt er uns.

Er drückt uns einen Flyer in die Hand. Sorgfältig lesen wir ihn.

In dem Projekt geht es darum mithilfe von Gartenarbeit psychisch wieder labil zu werden. Bevor Noah irgendetwas sagen kann, rufe ich voreilig《Ich mache mit!》.Noah schaut mich verdutzt an.《Normalerweise ist sie nicht so voreilig.》wendet er sich erklärend an Fynn zu.《Dann kennst du mich aber noch nicht Noah Young. Ich liebe das Gefühl von Erde unter meinen Fingern und den Geruch von Pflanzen!》Fynn guckt mich freudig an.《Wirklich?!》 《Ja!》rufe ich noch begeisterter.《Wann geht es los?》Fynn überlegt《In, ich weiß nicht, drei Tagen, jeden Dienstag und Donnerstag?》《Ich freue mich schon so!》rufe ich aus. 《Kommst du auch?》fragt Fynn Noah hoffnungsvoll. Bittend schaue ich Noah an. 《Komm schon.》Ich komme mir schon fast vor wie ein Kleinkind oder ein Hund, als er endlich sagt《Na wenn ihr mich so lieb bittet, meine Lady Holly Evans, Wie kann ein Lord wie ich da schon widerstehen?》Ich kichere. 《Nenn mich doch gleich Kate Middleton》《Windsor》korrigiert er mich. 《Sie ist jetzt eine Windsor.》Er überlegt kurz.《Seit zehn Jahren eigentlich schon.》

Fynn entfernt sich langsam von uns.《Also ich lass euch dann mal allein. Muss noch andere Leute anwerben. Dann also bis am Dienstag um 9 Uhr!》Wir winken noch zum Abschied. Während Fynn sich einer anderen Gruppe zuwendet, spazieren wir noch weiter durch den Park und stellen uns vor, wir wären Teil der britischen Royals.

《Liebst du Pflanzen wirklich so sehr?》fragt mich Noah, als wir schon wieder auf dem Rückweg sind. 《Natürlich, sonst hätte ich nie ja gesagt, oder?》《Und du?》frage ich nach einer Weile.《Ja, ich mag sie auch.  Besonders den Geruch, nachdem es geregnet hat und alles so frisch und grün wirkt. Das mag ich an Pflanzen.》

Wir stoppen. Mittlerweile sind wir wieder vor dem Gebäude angekommen. Noah guckt auf die große Uhr über uns und schaut erst ungläubig, dann reißt er schockiert die Augen auf. 《Shit wir waren 2 Stunden in den Gärten. Ich hab noch Unterricht mit Mr Lomar.》Meine Augen werden groß und weiten sich dann.《Scheiße ich mit Mrs Jackson Noah. Ich auch. 》Schnell rennen wir ins Haus. Doch da steht das Personal um uns abzutasten. 《Sorry wir müssen ganz schnell in den Unterricht, sonst werden wir umgebracht. 》hechele ich dem Personal halb atmend, halb keuchend zu. 《Jetzt mal ganz ruhig》erwidert das tiefenentspannte Personal, das offenbar meine Lehrerin nicht sonderlich gut kennt. 《Wir sorgen erstmal dafür, dass ihr euch nicht umbringt.》

Ich will aufstampfen, aber ich weiß, dass es sinnlos ist. Also verdrehen ich nur die Augen, begebe mich dann aber brav zu einer Frau. Noah neben mir wird erstaunlich ruhig. Ich glaube er hat sein Schicksal akzeptiert und will einfach nur alles möglichst schnell über sich ergehen lassen. In den folgenden Minuten werde ich abgetastet und trippele dabei unruhig von einem Fuß auf den Anderen. Verdammt, wieso kann ich nicht einmal stillhalten?

Als endlich ein《Sie sind von Messern und jeglichen spitzen Materialien oder Seilen frei.》ertönt, springe ich auf und haste Noah hinterher, da wir fast den gleichen Weg haben.

A/N

Sorry, ich dachte, ich hätte Zeit, die ich nicht hatte. Es wird demnächst leider auch nicht so viele Updates geben, da ich in Urlaub fahre. I'm very sorry.

Ich hoffe natürlich, ihr Mögt das Kapitel und viel Spaß beim Lesen:)

How to liveWhere stories live. Discover now