~1~ Wie alles begann..

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Es ist gerade 2 Wochen her, als meine Eltern mir mitteilten, dass ihre Firma expandiert. Und das ausgerechnet in einer Kleinstadt.

Unvorstellbar für mich, denn seit ich denken kann, lebten wir in der größten Stadt Deutschlands.

Und wie in den letzten 21 Jahren, drehte sich mein Leben um die Firma meiner Eltern.

Denn als ich drei Jahre alt war, kam mein Vater auf den Gedanken, seine eigene Firma zu eröffnen. Zwei Jahre später war die Eröffnungsfeier und fünf Jahre später die erste Vergrößerung.

Kurz nach meinem dreizehnten Geburtstag zogen wir in unser jetziges Zuhause ein.

Und während meine Mutter ihr Studium beendete, damit sie meinen Vater unterstützen konnte, beendete ich die Oberschule und begann mit meinem Abitur.
Zu diesem Zeitpunkt präsentierten wir unser Ansehen mit dem leicht verdienten Geld meiner Eltern.

Mittlerweile war ich einundzwanzig Jahre alt und erfuhr beiläufig vor zwei Wochen, dass wir umziehen werden.

„Ich will mir sicher sein, dass vor Ort alles gut verläuft, weshalb deine Mutter und ich entschieden haben, ein neues Leben in Papen aufzubauen"
Eine Karussellfahrt der Gefühle durchlief mich blitzartig. Und egal wie tief ich durchatmete, meine Nerven ließen sich nicht beruhigen. Zu geschockt war ich von dieser Information. Alles, was ich liebte, alles, was ich besaß, war nun einmal hier.

Ohne weiter einen Gedanken an mein bisheriges Leben zu verschwenden, fuhr mein Vater fort.
„Wir möchten, dass du uns begleitest. Die haben da in der Nähe eine gute Fachschule, die bereit ist, dich aufzunehmen" , erinnerte ich mich an diesem Abend zurück.

Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass ich meinen Vater erst nicht hörte.
„Melissa, bist du bereit für morgen? Du wirkst so abwesend"

„Ja. Ich musste an die Fachschule denken", log ich.

„Die Schule dort freut sich sehr, dich ab Montag aufzunehmen. Es war nicht leicht, noch ein Platz zu bekommen. Aber ich konnte den Direktor der Fachschule von deinen Leistungen überzeugen" Ich konnte nur erahnen, dass mein Vater den Direktor mit einer großzügigen Spende überzeugt hatte.

Noch immer versuchte ich zu realisieren, dass wir ab morgen in einer neuen Stadt leben würden. Ich versuchte meine Gedanken zu sortieren und meine letzte Mahlzeit in meinem geliebten Heim zu genießen und bedankte mich beiläufig bei meinem Vater.

Denn wenigstens konnte ich meine Traumausbildung zur Heilpädagogin machen.

Meine Eltern hatten nie erwartet in ihrer Firma zu arbeiten oder sie irgendwann zu leiten. Was mich sehr erleichterte, denn ein Studium in die Richtung hätte ich mir niemals vorstellen können.

„Wann brechen wir morgen auf?", erkundigte ich mich.
„Um 7 Uhr, du musst deshalb pünktlich aufstehen", kam meine Mutter meinem Vater zuvor.

Tolle Uhrzeit. Ich hasste früh aufstehen.

Nach dem Essen zog ich mich in mein Zimmer zurück und grübelte, während ich mich so umsah, über alles nach. Immer wieder kam mir eine Frage in den Sinn, wieso hatte ich dem ganzen zugestimmt?

Mit der Zeit bemerkte ich gar nicht, wie meine Augen langsam schwer wurden und ich unruhig einschlief. Und als mein Wecker mich aus dem Schlaf riss, fühlte ich mich gerädert. Doch ich raffte mich auf, ging duschen, schnappte mir meine Handtasche und stieg in unser Auto.

Innerlich verabschiedete ich mich von meinem alten Leben und schloss meine Augen, denn ich war bereit.

Hoffte ich.

„Küss mich, Baby"Where stories live. Discover now