~6~ ein Fehler

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Ich öffnete meine schweren Lider und sah Jonas, noch schlafend neben mir liegen. Und erst dann fiel mir die letzte Nacht ein.

Es waren wie Blitze, die mein Gedächtnis trafen. Die innigen Küsse, der heiße Sex und das liebevolle kuscheln im Anschluss. Die verschiedensten Bilder spielten sich vor meinem Geist immer wieder ab und schnell wusste ich, es war ein Fehler.

Wie konnte das nur passieren?

Mich überkam eine mir unbekannte Art der Panik und ich wollte nur noch flüchten. Und dabei die letzte Nacht für immer vergessen.

Vorsichtig entzog ich mich seiner Umarmung und krabbelte aus dem Bett. Auf dem Boden sammelte ich meine Kleidung auf und verließ das Zimmer, ohne mich auch nur anzuziehen. Ich achtete nicht auf meine Umgebung, sondern zog mir mein Slip und Kleid über, sodass ich das Haus verlassen konnte. Draußen angekommen bestellte ich mir ein Taxi und fuhr auf direktem Wege nach Hause. Ich löste mich unter der Dusche von meiner Panik und versuchte die Tatsache, dass mir die letzte Nacht gefallen hatte, zu ignorieren. Noch vollkommen übermüdet, legte ich mich in mein Bett und schlief ein.

Aber selbst in meinem Träumen konnte ich nicht loslassen. Immer wieder verspürte ich die Sehnsucht nach seinen Küssen auf der Haut und das Gefühl, welches er dabei in mir auslöste.

Um mir Ablenkung zu verschaffen, lud ich Sarah bei mir ein. Wir machten es uns in meinem Bett gemütlich und schauten Netflix. Nebenbei erzählte sie mir, dass sie und Markus sich geküsst hätten. Zu ihrem Bedauern war nicht weiteres passiert.

„Jetzt Erzähl mal! Tobi meinte, du hast mit Jonas die Diskothek verlassen.", forderte die neugierige Person neben mir auf.

„Was soll ich erzählen?", dabei wusste ich genau, was Sarah hören wollte.

„Von dir und Jonas?"

„Wir sind zu ihm nach Hause", drückte ich mich um eine klare Antwort.

„Muss ich dir echt alles aus der Nase ziehen? Los, jetzt erzähl!", ich gab ihrer Aufforderung nach und erzählte ihr so detailliert wie möglich, selbstverständlich ohne sexuellen Inhalt, von letzter Nacht.

„Wow", kam es nur noch aus ihr heraus. „Ich wusste, dass ihr beiden was anfangen würdet. Ich habe es einfach gespürt."

„So etwas wie letzte Nacht wird sich nicht wiederholen, also mach dir nicht allzu große Hoffnungen."

„Wie jetzt? Ich darf also keine Hochzeit planen?", spielte Sarah sich sichtlich schockiert auf, was mich nur zum Lachen brachte. Nach meinem deutlichen Nein brauchte es eine Weile bis wir uns wieder beruhigt hatten von dem Lachanfall.

Kurz danach ging Sarah wieder nach Hause und ich bestellte mir eine Pizza aus der Umgebung. Mit meiner unglaublich gut riechenden Pizza, schlenderte ich herunter ins Wohnzimmer und startete einen Film.

Völlig vertieft in meinen Film, bemerkte ich erst recht spät das Vibrieren meines Handys. Und als ich es in die Hand nahm, hatte der Anrufer bereits aufgelegt. Ich pausierte meinen Liebesfilm und checkte meine Nachrichten. Die meisten waren aus der Klassengruppe, andere waren von Jonas.

Jonas
Hey, wo bist du?

Jonas
Warum bist du heute Morgen einfach gegangen?

Ein verpasster Anruf

Jonas
?

Es quälte mich ein schlechtes Gewissen, doch schien meine Angst vor den erweckten Gefühlen größer zu sein, weshalb ich seine Nachrichten ignorierte.

Mit dem letzten Fünkchen Konzentration sah ich meinen Film zu Ende und ging dann in mein Bett. Doch Stunden lang wälzte ich mich hin und her. Immer wieder las ich mir Jonas seine Nachrichten durch, tippte eine entschuldigende Nachricht ein, die ich wieder löschte.
Ich wusste, ich musste jetzt hart bleiben, damit ich ihm widerstehen konnte. Ein wir, kann es nicht geben.

„Küss mich, Baby"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt