~20~ zu spät zum fernhalten

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Und es war mein egoistisches Herz, welches sich kurzerhand entschied. Ich ergriff deshalb voller Überzeugung seine Hand, als sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen bildete. Jonas zog mich in seine Arme und drückte mich fest an sich. Es war, als würde er mich nie wieder loslassen wollen, nur stand mein Bruder noch immer dicht neben uns. Ich löste mich, von meinem Herzensmensch und warf ihn einen fragenden Blick zu, denn ich war überfordert mit der Gesamtsituation. Wie sollte es jetzt weitergehen?

„Lass uns schnell ein paar deiner Sachen packen, Baby", Jonas nahm mir die Entscheidung ab und führte mich, mit seiner Hand an meinem Rücken, in mein Zimmer. Hektisch fischte ich meinen Koffer aus dem Kleiderschrank und warf wahllos irgendwelche Kleidungsstücke hinein. Ich wusste ja nicht einmal, wie lange ich irgendwo unterkommen müsste, geschweige denn, wo ich hin sollte. Allerdings, schob ich diese Gedanken beiseite und konzentriere mich auf das wesentliche.

Markus und Sarah warteten bereits draußen auf uns, als ich mit meinem Koffer unsere Villa verließ. Sie schienen sich gerade zu streiten und bemerkten uns gar nicht, als wir neben ihnen zum Stehen kamen. Es war Jonas, der sich einmischte und versuchte, die Situation zu beruhigen. Jedoch, waren sie zu sehr in ihrer Welt gefangen, als dass sie hätten damit aufhören können. Sie verabschiedeten sich halbherzig und liefen, während sie sich weiterhin stritten, zu Sarah nach Hause.

Erschöpft von all den Ereignissen stieg ich zu Jonas in sein Auto und machte es mir bequem. Mit quietschenden Reifen verließen wir die Straße und fuhren in die Nacht hinein. Die Straßenlaternen waren bereits ausgestellt, weshalb das einzige Licht, welches sich uns bot, die Sterne waren.

„Kannst du mich bitte an einem Hotel herauslassen?", bat ich ihn, um den Gefallen. Stur wie er war, lehnte er meine Bitte ab und wollte, dass ich bei ihm unterkam.

„Ich habe dich schon zu sehr mit in meine Probleme gezogen und möchte nicht noch weiterhin eine Last sein", augenblicklich spürte sich seine Hand auf meinem Oberschenkel, als er mich dann noch kurz ansah.

„Es war meine Entscheidung dich zu schützen, also..", begann er, jedoch wollte ich nicht weiter zuhören und unterbrach ihn. Mich ließ der Gedanke nicht los, ihn verlassen zu müssen. Wir hatten nicht den Hauch einer Chance, dies überstehen zu können. Außerdem würde mein Bruder niemals aufgeben und das hatte Jonas nicht verdient.

„Es ist besser, wenn du dich ab sofort fern von mir hältst", entschloss ich. Mittlerweile kam es mir wie ein hin und her vor, als könnte ich mich nicht entscheiden. Aber wie sollte man auch?
Wofür sollte ich mich entscheiden?
Liebe Oder Hölle?

Ruckartig kamen wir zum Stillstand, als Jonas das Auto ohne Vorwarnung abbremste und mitten auf der Straße hielt. Er aktivierte die Warnleuchte und drehte sich zu mir herüber. Seine Hand und seine Augen suchten die meine. Als sich unser Blick trafen, lag soviel mehr als eine einfache Liebe in ihnen. Es war wie, alles auf dieser Welt, was einem Glück bescherte. Ein unbeschreibliches Gefühl.

„Baby, es ist zu spät zum fernhalten, denn ich bin mittendrin. Du musst keine Angst haben, ich werde dich das nicht alleine durchstehen lassen. Du gehörst von nun an zu mir und es ist mir egal, ob ich darum kämpfen muss", sein Daumen wischte meine Tränen auf, die ich wegen seiner Worte verlor.

„Wir werden das schaffen und jetzt kommst du erstmal mit zu mir. Ich wohne übrigens alleine, da schadet ein bisschen Gesellschaft also nicht", seine Worte beruhigten mich und ließen meine inneren Dämonen verschwinden. Auch die Panik ließ mich langsam los, sodass ich sorgenfrei ihm zustimmen konnte. In aller Ruhe startete er das Auto und fuhr die leere Straße weiter entlang. Und während ich ihn beobachte, kam mir plötzlich ein Gedanke in den Sinn, weshalb ich zu kichern anfing.

„Und du sollst kein Beziehungsmensch sein?", klärte ich ihn auf, bevor er hätte Fragen stellen können.

„Glaub mir das war ich auch nie. Mein Herz schien auf dich gewartet zu haben", umschmeichelte er mich.

Endlich bei ihm angekommen, kochte ich uns eine Kleinigkeit, während er meine Klamotten zu sich in seinen Kleiderschrank räumte. Zufrieden, aßen wir die Lasagne und legten uns anschließend ins Bett. Ich kuschelte mich an seine Brust und holte mir endlich den Schlaf, den ich benötigte, dachte ich zumindest.

Wenn man achtzehn wird, war es, als würde einem die Freiheit bevorstehen. Nur war dieses Glück nicht auf meiner Seite. Achtzehn geworden zu sein, bedeutete, dass mein Bruder sich holen konnte, was er wollte, denn ich war nicht mehr minderjährig. Von nun an, war es keine Straftat mehr, mit seiner vier Jahre jüngeren Schwester zu schlafen, so sein Gedanke, als er auf mir lag und mir die Luft zum Atmen nahm.

Ich war wie gelähmt, als er die ersten Küsse, auf meinem Körper verteilte. Den Alkohol konnte ich förmlich riechen, bei jedem seiner Atemzüge. Seine rauen Hände glitten über meinen Körper, über meine Brüste, bis hin zu meiner Mitte. Ein ekelerregendes Gefühl durchfuhr meinen erstarrten Körper, bei jeder seiner Berührungen. Mir war eisig kalt, doch nicht einmal zittern konnte ich, geschweige denn weinen. Ich wollte, schreien, rennen und ihn schlagen, nur war ich machtlos und ihm unterlegen.

Seine Lippen fanden meine und seine Zunge nahm sich mit Gewalt den Einlass, den er wollte. Kurz kam mir der Gedanke seine Zunge abzubeißen, doch war meine Angst zu groß und mein Mut zu klein.

Ich schloss entmutigt die Augen und ließ das kommende auf mich zu. Die Dunkelheit holte mich schrittweise ein, nur mein schneller Herzschlag war das einzige, was ich jetzt noch wahrnahm.

„Es ist alles gut, du bist hier bei mir!", jemand rüttelte an meinen steifen Körper. Ich schlug die Augen auf und sah einen besorgten Jonas über mich lehnen. Mein gesamter Körper, sowie meine Kleidung, waren durchnässt. Entkräftet ließ ich mich schlapp fallen und versuchte meinen Herzschlag und die Atmung in den Griff zukriegen. Es dauerte einige Minuten, in dem auch Jonas mir Beistand. Aber erst, nachdem ich Duschen ging, konnte ich beruhigt wieder schlafen.

Die ersten Sonnenstrahlen weckten mich in aller Früh, als mir der Duft von Bacon in die Nase stieg. Ich kletterte aus dem warmen Bett hinaus und betrat mit einem Lächeln die Küche.

„Frühstück?", ich nickte eifrig und setzte mich an die Theke. Jonas servierte mir ein Teller mit Rührei und Bacon und setzte sich schließlich neben mich. Sorgenfrei überstanden wir das restliche Wochenende und genossen in aller Ruhe die Zweisamkeit.

„Küss mich, Baby"Where stories live. Discover now