~9~ kein Date

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Ein schlechtes Gewissen kam in mir auf, als ich mich erschöpft auf die Seite legte. Ich zog die Decke über mich und schloss einen Moment meine Augen.

Es war die Wahrheit, als ich meinte, dass ich ihn bräuchte. Nur stellte sich mir die Frage, wofür? Der Sex alleine war es nicht, denn die Art, wie er mich in den Arm nahm, verdeutlichte mir etwas anderes. Ich brauchte ihn, auf einer emotionalen Art und Weise. Er gab mir die Ruhe und Sicherheit, nach der ich mich so sehr sehnte. Bei ihm konnte ich meine Kontrolle, die ich immer stets behalten musste, für einen kurzen Moment verlieren. Die Angst war plötzlich nicht mehr der größte Teil der Gefühle, stattdessen war es die Geborgenheit. Verwirrt über mich selbst bemerkte ich, dass ich dabei war mich zu verlieben. Und als es mir langsam bewusst wurde, gewann die Angst.

„Ich sollte jetzt gehen", zögerlich löste ich mich aus seiner Umarmung und setzte mich auf.

„Bleib doch über Nacht", Jonas setzte sich ebenfalls auf und sah mich abwartend an.

„Ist lieb gemeint, doch Morgen ist Schule und ich habe nichts dabei", versuchte ich mich herauszureden, denn ich wollte nichts sehnlicher als gehen zu können.

„Oder aber, wir fahren morgen früher los und halten bei dir zu Hause", bat er mir an. Doch verneinte ich mit einem simplen Kopfschütteln. Ich erhob mich und bückte mich nach meinen Klamotten, welche ich anziehen wollte.

„Okay, aber jetzt lasse ich dich bestimmt noch nicht gehen", ich spürte seine starken Arme um meine Taille, die mich dann zurück ins Bett zogen. Bevor ich Widerstand leisten konnte, berührten seine Finger meine Mitte. Dahin war meine Selbstdisziplin.

„Guten Morgen, Hübsche!", nahm mich Sarah übereifrig in den Arm.

„Da ist aber einer gut gelaunt", lachte ich, während sie mich in ihrem Armen hin und her schaukelte.

„Ich muss ja für zwei gut gelaunt sein", endlich ließ sie mich los und wir konnten in ihr Auto einsteigen. Während der Autofahrt, erzählte ich ihr von dem Streit mit meinem Vater, behielt aber den wirklichen Grund für mich.

„Lass uns an diesem Wochenende zum Strandhaus meiner Eltern fahren und all den Ärger der vergangenen Tage vergessen", schlug sie auf dem Weg zur Schule vor.

„Klingt nach einer guten Idee, immerhin neigt sich der Sommer dem Ende zu."

„Also frage ich Markus und du Jonas?", bei seinem Namen verschluckte ich mich und ignorierte Sarah ihren schockierten Blick.

„Was war zwischen dir und Jonas?", sie konnte ihr Grinsen kaum verkneifen.

„Wie kommst du denn jetzt darauf?", tat ich auf unwissend.

„Er war total durcheinander, als du am Samstag nicht ans Handy gegangen warst und gerade hast du auf seinen Namen reagiert. Ich bin neugierig, also erzähl bitte.", und da war sie wieder, die aufgedrehte und kaum verständliche Nachbarin. Und auch wenn ich Schwierigkeiten hatte, ihr zu folgen, war sie unfassbar niedlich. Sie hatte das Talent, jemanden mit ihrer Euphorie anzustecken. Schlussendlich erzählte ich ihr von den letzten zwei Nächten mit Jonas, da erreichten wir schon die Schule.

„Du kannst mir sagen, was du willst, aber so wie er hierüber sieht, ist er total verschossen in dich", stupste sie mich an und deutete auf Jonas, der an seinem Auto stand. Mit einem breiten Grinsen schlenderte er zu uns herüber und kam vor uns zum Stehen.

„Na ihr beiden", begrüßte er uns.

„Ist ja ekelhaft, wie gut gelaunt ihr beiden heute seid", symbolisch, steckte ich meinen Finger in den Rachen.

„Ach komm schon, das liebst du doch", sein starker Arm, legte sich um meine Schultern und sofort verspürte ich die Sicherheit, welche er mir immer gab.

Zusammen spazierten wir in den Vorlesungssaal und setzten uns gemeinsam an einen Tisch. Bis zur Mittagspause vergingen die Stunden wie im Fluge.

„Hast du schon was für das Wochenende geplant?", erkundigte sich meine Freundin bei Jonas.

„Noch nicht wirklich und ihr?"

„Wir wollten zum Strandhaus meiner Eltern fahren. Hast du Lust mitzukommen?", mit dem Lächeln und dem Augen klimpern, hatte er nicht wirklich eine Chance, Nein zu sagen.

„Klingt super. Bin dabei", lächelte er, als sein Blick zu mir wanderte. „Melissa, hast du Lust heute Abend etwas zu unternehmen? So als Freunde?"

„Gerne. Was wollen wir machen?"

„Lass dich überraschen. Ich bin um 17 Uhr bei dir", teilte er mir mit und seitdem verging mir das Lächeln auf meinen Lippen nicht mehr. Und scheinbar fiel es Sarah auf, denn sie schrieb mir während des Unterrichts. Dabei hasste es der Lehrer, wenn jemand unkonzentriert war.

Bestie
"etwas unternehmen" ....als Freunde. Hahaha. Wer es glaubt. Das ist ein Date!

Melissa
Das ist kein Date

Bestie
Ach komm schon. Deinem Dauergrinsem nach zu urteilen, freust du dich sogar auf das „Date"!

Melissa
Du spinnst doch:D

Gleichzeitig als ich meine absendete, bekam ich eine Nachricht von Jonas.

Jonas
Über wen lästert ihr beide denn, so wie ihr am Grinsen seid? :D

Ich überlegte, was ich ihm hätte antworten können, doch unser mies gelaunter Lehrer unterbrach unsere Handyeskapade mit einer Standpauke. Weshalb wir uns wieder auf den Unterricht konzentrierten.

Auf dem Weg nach Hause bestand Sarah darauf, später vorbeizukommen und mir bei den Vorbereitungen zu helfen. Sie war der Meinung, ich müsste für die Verabredung perfekt aussehen.

Zu Hause angekommen, setzte sich mich zu Doris in die Küche und aß mit ihr zu Mittag. Meine Eltern hatte sich seitdem Streit nicht mehr gesehen. Entweder waren sie unterwegs oder ich.

Bevor Sarah kam, wollte ich schnell duschen gehen. Doch als ich gerade unter dem warmen Wasser stand, klingelte es an der Haustür. Ich stellte das Wasser ab, band mir ein Handtuch um und stapfte zur Tür. Mit einem frechen Grinsen und einem großen Schminkkoffer stand Sarah an der Schwelle. Ich bat sie hinein und verfrachtete sie in mein Zimmer, bis ich fertig war. Nur in Unterwäsche gekleidet, musste ich mich auf einen Stuhl setzen und wurde zu ihrem Objekt. Sie föhnte und lockte mir die Haare, machte ein schlichtes Make-up und übernahm sogar das ein parfümieren. Als Letztes suchte sie verschiedene Kleider heraus, die ich allesamt anprobieren und ihr vorführen musste. Freudestrahlend entschied sie sich für ein schwarzes Kleid, welches ich mit Boots kombinierte. Sarah missfiel es, doch konnte ich sie mit meiner Willenskraft überzeugen.

„Wow. Du siehst toll aus!", lobte sie mich, während ich mich im Spiegel begutachtete. Innerlich stimmte ich ihr zu. Das Kleid schmiegte sich perfekt an meine wenigen Kurven, obwohl es eher locker saß. Mit meinen blonden Haaren und dem schlichten Make-up wirkte es nicht zu aufdringlich. Als Dankeschön umarmte ich meine Freundin fest und löste mich erst, als wir ein Auto hupen hörten.

„Ich danke dir so sehr", gemeinsam liefen wir zum Ausgang, als ich kurz vor der Tür stoppte. „Was ist, wenn ich irgendetwas falsch mache?".

„Sei einfach du selbst, dann wird er dich nur noch mehr lieben", ich drückte ihre Hand und öffnete die Tür. Jonas stand wartend an der Beifahrertür und machte sie für mich auf. Zum Abschied winkte ich Sarah zu und schnallte mich an. Jonas kam um das Auto herum, setzte sich hinein und fuhr los.

Auf der Fahrt, fiel mir erst auf, wie wenig ich von der Kleinstadt erst gesehen hatte. Erstaunt darüber, wie hübsch sie war, starrte ich aus dem Fenster und ließ es auf mich wirken.

„Küss mich, Baby"Where stories live. Discover now