~10~ du lügst!

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„Erzähl mir fünf Dinge von dir", durchbrach Jonas die angenehme Stille. Sein Ziel war es, mich besser kennenzulernen, während er in die Stadt fuhr.

„Ich liebe Frühlingsrollen und hasse jegliche Art von Käse. Mein Traumberuf war schon immer die Heilpädagogik. Wenn ich gestresst bin, gehe ich gerne schwimmen und ich mag den Winter lieber als den Sommer", nannte ich meine fünf Dinge und bat ihn ebenfalls mir fünf Dinge über sich zu sagen.

„Ich liebe Käse, am besten immer doppelt so viel. Dafür mag ich keine Champignons. Ich hab ein Motorrad, mit dem ich viel zu selten fahre. Bin eher der Herbsttyp, genieße dennoch die ersten Schneeflocken, die fallen. Mag aber die Kälte nicht sonderlich gerne", beschrieb er sich in wenigen Worten.

Jonas parkte vor einem kleinen Restaurant. Langsam glitt mein Blick herüber zum Lokal, welches sich als ein italienisches Restaurant offenbarte. Das große Fenster ließ mich die vielen Leute erblicken, die gemütlich zusammen saßen und gemeinsam zu Abend saßen. Für einen kurzen Moment stand alles still um mich herum. Mein Blick galt der himmlischen Atmosphäre, die sich im Inneren abspielten. Ein süßes älteres Ehepaar saß direkt am Fenster, mit gefüllten Tellern vor sich. Der Mann ergriff die Weinflasche und füllte ihr Glas auf, sie schenkte ihm dafür ihr wahrscheinlich schönstes Lächeln. Ihre verliebten Blicke ließen mich dahinschmelzen.

Ich wurde erst aus meinem Bann gerissen, als Jonas meine Tür öffnete und mir seine Hand hinhielt. Ich ergriff sie und stieg aus dem Auto aus. Zusammen betraten wir das Restaurant und sofort kam der herrliche Duft von Pasta entgegen.

Der Kellner verwies uns an einen der hinteren Tische und reichte uns die Karte, nachdem wir uns gesetzt hatten. Jonas bestellte eine Flasche Weißwein und zwei Gläser Wasser. Bis der Kellner mit unseren Getränken kam, entschieden wir uns für ein Gericht. Ich nahm die Spinat Pasta und Jonas eine Salamipizza mit doppelter Menge Käse. Angewidert verdrehte ich meine Augen, was ihn zum Schmunzeln brachte.

„Nenn mir drei Eigenschaften, die du an anderen magst", fuhr er seine Kennlernrunde fort.

„Ich mag Menschen, die ein gesundes Selbstbewusstsein pflegen, die immer ihre Gedanken und Meinungen mit einem teilen. Ich bewundere dieses Talent, denn nicht jeder kann sich gegen gewissen Einflüsse wehren. Außerdem bin ich von einer gewissen Geduld beeindruckt und ich mag freundliche Menschen, bei denen jeder sich wohlfühlt.", es gab soviel mehr, was mich an Menschen positiv begeisterte, doch nannte ihn meine drei liebsten.
„Und welche magst du?"

„Ich bin ein äußerst pünktlicher Mensch und erwarte es deshalb auch von anderen, was natürlich oft zu inneren Krisen führt. Es macht mich wahnsinnig, wenn man zu spät kommt.", sein Wunsch nach Pünktlichkeit brachte mich zum Schmunzeln. Immerhin war er am ersten Schultag zu spät gekommen.

„Ich bevorzuge eine gewisse Spontanität und einen humorvollen Umgang", gespannt hörte ich ihm zu und war mir sicher, dass es zu ihm passen würde. Er selbst war in diesen drei Punkten wiederzufinden.

„Hast du noch mehr fragen?", mein Kinn stützte ich auf meiner Hand ab und sah ihm schelmisch an.

„Was ist deine größte Angst?", stellte er mir die Gegenfrage.

Noch nie hatte ich über meine größte Angst nachgedacht und war froh, als unser Essen an den Tisch gebracht wurde. So hatte ich genügend Zeit, über seine Frage nachzudenken.

Ich rollte nachdenklich meine Spaghetti auf und stellte mir immer wieder die Frage, wovor ich Angst hatte. Ich hatte vor vielen Angst. Vor Gewitter, dem Tot, aber auch vor dem ganz normalen Leben.

„Ich habe Angst davor, niemals meine Angst loslassen zu können. Das klingt absurd, ich weiß. Aber man lebt mit einer ständigen Angst vor der Angst und irgendwann ist sie Teil deines Lebens. Man gewöhnt sich an die Tatsache, dass man damit jetzt leben muss. Doch entsteht die Angst davor, dass sie tatsächlich für immer bleiben wird. Die Angst bekämpft die Angst", versuchte ich mein Inneres zu offenbaren.

„Küss mich, Baby"Where stories live. Discover now