~12~ Gefühle

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Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis mich endlich jemand aus dem Wasser befreite und an den Beckenrand zog. Alles um mich herum war so unecht. Selbst als ich Sarah weinen und Jonas flehen hörte.
„Du musst atmen", „Bitte, atmen".

Ich verstand es nicht, denn ich wollte atmen. Aber das Wasser in meinen Lungen ließ mich nicht. Ich bekam einfach keine Luft und es war okay. Ich verspürte keinen Schmerz mehr. Zum ersten Mal, hätte ich loslassen und die Hölle den Rücken kehren können, doch war es Jonas seine Stimme, die mich nicht ließ.
„Fuck! Bitte werd wach!".

Sekunden vergangen, bis das Wasser meinen Körper verlassen wollte und seinen Weg herausfand. Es entstand ein Würgereflex der die angesammelte Flüssigkeit aus mir heraus beförderte. Ich war zu schwach, irgendetwas mit mir anzufangen und hielt meine Augen geschlossen. Ich wollte nur noch schlafen und die letzten Stunden vergessen.

„Gott sei Dank geht es dir gut", Jonas erhob meinen Oberkörper und umarmte mich feste. Unfähig, etwas zu erwidern, umschlossen meine Arme seinen Körper. Ich wünschte mir nichts Sehnlicheres als hier bei ihm zu sein und seine Wärme spüren zu können.

Ohne dass ich es mitbekam, forderte Jonas die anderen auf, schlafen zu gehen, während er sich um mich kümmern würde. Er hob mich hoch und betrat das Haus und lief in mein Zimmer. Er setzte mich auf dem Boden ab und kniete sich vor mich.

„Wir müssen dich ausziehen", ich nickte sprachlos und nahm seine Unterstützung an. Zunächst zogen wir meine nasse Kleidung aus und trockneten mich ab, dann bekam ich frische Kleidung wieder angezogen. Nachdem auch Jonas sich umgezogen hatte, hob er mich vom Boden auf und legte mich behutsam aufs Bett. Liebevoll wie er war, deckte er mich zu und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Als ich dachte, er würde gehen, ergriff ich seine Hand.

„Bitte geh nicht"

„Ich weiche nicht von deiner Seite", versprach er mir. Also ließ ich seine Hand los, damit er sich zu mir ins Bett legen konnte. Mit Abstand lagen wir nun aneinander und starrten an die Decke. Und auch wenn die Müdigkeit langsam holte, blieb ich wach. Mein Kopf arbeite auf Hochtouren, denn ich musste etwas sagen.

„Was passiert ist, tut mir leid", unterbrach ich die Stille.

„Nein, mir tut es leid. Was ich gesagt habe, das war nicht so gemeint", ich drehte mich auf die Seite. Jonas tat es mir gleich und blickte in meine Augen.

„Warum hast du es dann gesagt?", wollte ich von ihm wissen.

„Seid unserem Streit, ließ Markus mir keine Ruhe mehr. Weshalb ich ihm diesen Blödsinn aufgetischt hatte."

„Ich bin dir also nicht egal?", ich hatte Angst vor seiner Antwort, immerhin hatte ich ihn verletzt. Doch ich konnte mich nicht mehr gegen meine Gefühle wehren und davon laufen. Das wurde mir unter Wasser endlich bewusst.

„Nein, im Gegenteil", erleichtert atmete ich aus und bekam ein leichtes Schmunzeln auf meinen Lippen.

„Ich hatte Angst..", begann ich.
„Ich habe Angst vor den Gefühlen für dich und deshalb habe ich mich so verhalten.".

„Ich weiß", Jonas suchte nach meiner Hand und als er sie fand, nahm er sie in seine. Endlich verspürte ich wieder diese Wärme, die ihn umgab.

„Ich bin nicht bereit mich zu öffnen", und zum ersten Mal war ich ehrlich, ihm gegenüber.

„Es ist okay. Ich kann warten", vergewisserte er mir.

„Wirklich?"

„Du bist mir alles andere als gleichgültig und das vorhin am Pool, hat es mir erst so richtig bewusst gemacht. Ich habe mich noch nie bei jemanden so gefühlt, wie hier mit dir. Ich möchte auf einmal mein Leben mit jemanden teilen. Durch gute und schlechte Zeiten gehen und dabei die Welt entdecken. All das will ich mit dir, wenn du bereit dazu bist", er öffnete sein Herz und zeigte mir somit die empfindlichste Stelle. Und ich war bereit, sie zu behüten.

„Lass uns jeden Tag einen gemeinsamen Schritt gehen", schlug er mir vor. Und da mir die Worte für all das hier fehlten, löste ich meine Hand aus seiner und legte sie sachte auf seiner Wange ab. Ich beugte mich zu ihm herüber und küsste ihn mit aller Leidenschaft. Jonas erwiderte mit einem spürbaren Grinsen den Kuss und zog mich näher an sich heran.

„Du musst dich ausruhen, also lass uns schlafen gehen", seine Arme umschlungen meinen Körper. Ich kuschelte mich an ihn und schloss meine Augen. Alles schien in diesem Moment so perfekt. Hätte ich nur geahnt, was bald auf uns zukommen würde.

„Küss mich, Baby"Where stories live. Discover now