Bedauern

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Ich verstehe die Worte die du schreibst und doch verstehe ich es nicht. Lass uns einfach so tun, als wäre es nie passiert. Ich kann das nicht. Alles Gute. Jane

Ich las die Zeilen, welche Jane auf ein kleines Stück Papier gekritzelt hatte, immer wieder. Ich hatte es vermasselt. Gründlich vermasselt. So sehr wie ich in meinem ganzen Leben noch nie etwas vermasselt hatte. Und ich konnte mich nicht einmal richtig bei ihr entschuldigen, weil es dafür keine Entschuldigung gab.

Ich starrte auf die kleine Sonne in meiner Hand. Die Kette, welche ich Jane geschenkt hatte, weil sie mich an sie erinnerte. Jane löste dieselbe Wärme in mir aus, wie es Sonnenstrahlen auf der Haut taten. Und jetzt war sie weg.
Mir war klar, dass ich kein Recht, auf den Schmerz in meinem Herzen hatte. Immerhin war ich es gewesen der so entschieden hatte. Auch wenn ich mich dafür hasste. Ich hasste meine Aufrichtigkeit, hasste mein ausgeprägtes Gefühl das Richtige tun zu wollen. Hasste es, dass ich einen Vater hatte, der es nicht getan hatte und ich nicht so sein wollte wie er. Ich schloss die Hand um die Kette.

Als ich vor ein paar Jahren herausgefunden hatte, dass mein Vater eine Affäre hatte, war für mich eine Welt zusammengebrochen. Natürlich hatte ich gewusst, dass die Ehe meiner Eltern nicht wirklich aus tiefer Liebe entstanden war, sondern mehr oder weniger als Businessdeal. Es gab einen Grund dafür, dass ich ein ewiges Einzelkind war. Doch ich hätte mir niemals vorstellen können dass mein Vater, der immer bis ins letzte Detail korrekt handelte, eine Liebschaft hatte. Eine Liebschaft welche er verlassen hatte, als herauskam, dass diese schwanger war. Er hatte dafür gesorgt, dass dieses Kind nie publik wurde. Meinem Vater war Ansehen und das Geschäft, schon immer wichtiger gewesen als alles andere. So wollte ich nicht sein und niemals werden.

Ich öffnete die Hand. Die Strahlen der Sonne hatten kleine Druckstellen auf meiner Haut hinterlassen. Ich betrachtete das Metall und Bilder von Janes lachendem Gesicht, tauchten vor meinem inneren Auge auf. Rasch wurden sie überschattet von ihrem letzten Blick auf mich. Der Schmerz in ihren Augen war Herzzerreißend gewesen.
In diesem Moment hätte ich alles dafür getan bei ihr zu bleiben. Ihr das nicht antun zu müssen. Doch ich konnte ihr die Welt, in der ich mich bewegte und in welche ich nun noch viel tiefer hineingerutscht war nicht antun. Marissa war ein Biest sondergleichen und würde Jane das Leben zur Hölle machen. Ich bedauerte jede Minute, die ich mit ihr verbracht hatte.
Sie zu heiraten war nie auf dem Plan gestanden, doch ihr Vater ließ mir keine Wahl. Er hatte mir unmissverständlich klar gemacht, dass er ein uneheliches Kind nicht akzeptieren würde. Er hatte mir gedroht nicht nur meine Geschäfte sondern auch Jane zu ruinieren. Er zwang mich zu meinem Fehler zu stehen, auch wenn das nie zur Debatte gestanden hatte, das ich es nicht tun würde. Wobei ich mich kaum daran erinnern konnte, wie dieses Kind entstanden war.
Obwohl Marissa wirklich hübsch war, hatte ich nie vorgehabt mit ihr zu schlafen. Nur dieses eine Mal, als sie es geschafft hatte mich dermaßen betrunken zu machen, dass ich am nächsten Morgen keine Ahnung mehr hatte was vorgefallen war. Ich war nackt neben ihr im Bett aufgewacht, mit einer schwammigen Erinnerung, von ihr über mir. Mehr war da nicht, außer pulsierenden Kopfschmerzen. Kurz darauf hatten wir uns getrennt und ich hatte Jane kennengelernt.

Wieder wanderte mein Blick zu der Kette und den beiden Tickets die sie zurückgeschickt hatte.
Ich hätte es wissen müssen. Natürlich würde sie von mir nichts annehmen. Ich an ihrer Stelle hätte es auch nicht getan. Warum ich es trotzdem versucht hatte, wusste ich nicht. Nur Jane schaffte es mich so irrational Handeln zu lassen.

Es war mein Fehler ihr nicht davon zu erzählen, dass Tom diese dumme Klage zurückgezogen hatte. Das war kurz nach Barcelona gewesen. Ich hatte es vollkommen vergessen und einfach die Zeit mit ihr genossen.
Eine Zeit von welcher ich nicht gedacht hätte, dass sie terminiert wäre. Doch sie gehörte mir nicht mehr. Das hatte sie sehr deutlich klargemacht.

Eine Träne landete auf der kleinen Sonne. So hatte ich mir mein Leben auf keinen Fall vorgestellt. Nicht seit ich wusste das mein Herz nur bei Jane zu Hause war. Aber ich musste sie um jeden Preis beschützen.

. . .

Ich fand es schwer Joshs Gewissenhaftigkeit, hier in ihrem ganzen Ausmass, darzustellen. Ich hoffe es ist mir trotzdem irgendwie gelungen. Hasst ihn nicht, er ist einfach so.

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