38 - Eine folgenschwere Entscheidung

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Ohne es zu steuern, stand ich plötzlich. Warum stand da mein Name? War das ein Zufall? Daran glaube ich selbst nicht. So etwas war bei Josh Banks kein Zufall. Keine Chance. Unfähig wegzusehen stand ich da und sah mir den Namen an, welcher langsam verblasste. 175, die Zahlen kamen mir bekannt vor. Ich schnappte nach Luft, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Es war mein Geburtstag. Meine Zufallstheorie brach in lauter kleine Teile.

Sie werden es genauso sehr lieben wie ich es tue – Joshs Worte schossen mir durch den Kopf. Hatte er das wirklich laut gesagt? Hatte er den Verstand verloren? Einige in meinem Umfeld hatten sich zu mir umgedreht. Vermutlich, weil ich stand und schwer vor mich hin atmete. Oder die Buschtrommel hier war besser als die Presse es sich jemals erträumen durfte und irgendjemand hatte gecheckt, wer ich war. Das MEIN NAME dick auf dem Bildschirm leuchtete.

Ich hoffte wirklich, dass dem nicht so war. Dennoch war alles, was mir weiter einfiel, zu gehen. Das hier war zu viel. Viel zu viel. Ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte. Ich drehte mich um, achtete nicht auf die Kellner an der Tür und stürmte aus dem Saal.

Die Eingangshalle war dämmrig beleuchtet und erst, als sich die Tür hinter mir schloss, atmete ich tief durch. Ich schnappte regelrecht nach Luft. Anscheinend hatte ich sie angehalten, ohne es zu merken. In meinem Gehirn wirbelte es noch immer. Mal wieder hatte es Josh Banks geschafft mich vollkommen aus dem Konzept zu bringen.

„Jane", erklang es hinter mir. Ich erkannte seine Stimme sofort. Wie war das? Wenn man vom Teufel sprach? Diesmal drehte ich mich zu ihm, um anstatt davonzulaufen.

„Josh", erwiderte ich. Mehr hätte ich auch nicht zustande gebracht. Mein Herz raste. Er stand da, die Hände in den Taschen vergraben, gerade so, als müsste er sich beherrschen sie nicht nach mir auszustrecken. Der Blick aus den grünen Augen lag schwer auf mir und nagelte mich regelrecht an Ort und Stelle fest.

„Ich dachte schon, du würdest nicht kommen", begann Josh das Gespräch. Der tiefe Klang seiner Stimme hallte in meinem Bauch nach. Das war nicht gut. Schon gar nicht das Flattern, dass durch seine Worte darin ausgelöst wurde.

„Ich wollte hören, was du zu sagen hast", brachte ich mit etwas Verspätung hervor. Josh machte eine Bewegung, als wollte er auf mich zukommen, überlegte es ich aber dann doch anders. „Ich hoffe, du verstehst was ich damit gemeint habe", sagte er stattdessen. Seine Worte schwirrten mir wieder durch den Kopf. Sie werden es genauso sehr lieben wie ich es tue. Ich nickte. „Ich verstehe es Josh." Wir sahen uns an. Schwiegen und sagten doch so viel.

„Aber es ändert nichts, habe ich recht?", fragte Josh schließlich. Tränen schossen mir in die Augen, als ich den Kopf schüttelte. „Wie könnte die Benennung eines Computerprogramms alles wieder gut machen?", fragte ich. Josh schüttelte vehement den Kopf. „So war das nicht gemeint."

„Wie dann?", fragte ich, plötzlich wütend. „Erklär es mir Josh, ich verstehe es nicht. Wie soll uns das hier helfen unsere völlig verdrehte Beziehung auch nur in die Richtung eines grünen Zweigs bringen? Wie soll es alles einfach ungeschehen machen? Ich weiß nicht ob ich es verkrafte, wenn es nicht klappt." Ich atmete schwer und sah Josh direkt an. Meine Wut hatte mich so schnell verlassen wie sie gekommen war. „Nicht noch einmal." Die Worte kamen schwach, kurzatmig und leise.

Nun schimmerten auch Tränen in Joshs Augen. „Du bist also nicht gewillt uns noch eine Chance zu geben?", fragte Josh. Am liebsten wäre ich zu ihm gegangen, hätte die Arme um ihn geschlungen und ihm versichert, dass ich ihm noch tausend Chancen geben würde. Doch ich tat es nicht. Stattdessen zog ich die Schultern hoch.

„Ich weiß es nicht", gab ich zu. „Gerade verstehe ich überhaupt nichts." Und das war die Wahrheit. Ich wusste nicht, was ich wollte. Wozu ich bereit war. Konnte ich es wirklich riskieren, dass mein Herz erneut zerschmettert wurde? Mir war klar, dass es nicht so kommen musste. Dass ich mit Josh glücklich werden könnte. Aber gerade überwog die Angst davor, dass es nicht klappte. Das erneut etwas sich zwischen uns stellte und er sich gegen mich entschied. Ich wollte nicht erneut die zweite Wahl sein, nie wieder.

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