5 - Der beschissenste Tag meines Lebens

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Die nächsten Wochen waren ein reines Desaster. Weder Trey, noch Michele und schon gar nicht Eleanor erzählte ich von meiner Begegnung mit Josh Arthur Banks. Ich wollte weder dass einer von ihnen ausrastete wie Tom, noch dass ich seine Handynummer rausrücken musste. Außerdem war ich viel zu beschäftigt damit alle Weihnachtsgeschenke in letzter Minute zu besorgen. Meinem Handgelenk ging es bald wieder gut und nach zwei Wochen erinnerte außer einer schwachen Narbe nichts mehr an meine Begegnung mit Josh.
Am Donnerstag vor Weihnachten lag ich im Bett und ließ mich von Netflix berieseln. Tom hatte ich vor dem Abendessen eine Nachricht geschickt wann wir uns morgen sehen würden. Mein Handy teilte mir jedoch noch immer gähnende Leere im Postfach mit. Es war kurz nach halb acht und er hatte die Nachricht noch nicht einmal gelesen. Er sollte sich nicht so überarbeiten. Auf Dauer konnte es nicht gesund sein. Vielleicht sollten wir uns wirklich wieder einmal einen richtig schönen Abend machen, überlegte ich. Mit leckerem Essen, Kerzen, vielleicht sogar einer Massage? Ich malte mir den Abend aus. Wir hatten es beide bitter nötig uns mal wieder so richtig zu entspannen.
Als ich ins Bett wollte fehlte von Tom noch immer jedes Lebenszeichen. Ich sah zur Uhr, viertelvor Zehn. Da sollte er doch wohl zuhause sein. Ich beschloss ihn anzurufen. Nachdem ich es bis zur Mailbox klingeln lassen hatte, gab ich es auf und putzte mit die Zähne. Unter die Decke gekuschelt probierte ich es dann doch noch einmal. Kurz bevor die Mailbox erneut ansprang ging er ran.
"Nath bist du's?" Ich runzelte die Stirn. Im Hintergrund waren deutlich Stimmen und Musik zu hören. Mein Misstrauen war sofort zur Stelle und rumorte in meinem Bauch.
"Nein, hier spricht deine Freundin, Jane", sagte ich eine Spur zu unfreundlich und presste die Lippen zusammen. Ich brauchte ihn nicht so anzufahren nur weil er mir nicht zurückschrieb.
"Jane, Babe, hi. Ich wollte dich eigentlich noch anrufen wegen morgen. Tut mir leid dass ich's vergessen hab. Wir haben einen ganz großen Auftrag an Land gezogen und das wollten wir feiern." Die Musik wurde leiser als würde er nach draußen gehen.
"Das ist toll!", sagte ich und legte so viel Freude in meine Stimme wie ich konnte. "Das freut mich für euch!" Das tat es wirklich, ich wusste wie sehr er sich bemühte. "Sehen wir uns morgen?", fragte ich als Tom sich bedankt hatte.
"Klar. Morgen Abend!", versicherte er mir. "Gibt es sonst noch was?", fragte er leicht ungeduldig als ich still blieb.
"Nein, alles gut", versicherte ich ihm dann jedoch. "Ich will dich nicht länger stören. Hab Spaß", sagte ich und hoffte er würde mir versichern das ich ihn nicht störte. Was er nicht tat.
"Danke", antwortete Tom schlicht. "Du musst morgen arbeiten oder?" Ich bestätigte das.
"Dann komm doch danach zu mir, ich muss auch noch einiges erledigen, versuche aber gegen fünf zuhause zu sein."
"Okay, klingt gut." Damit hätte ich genug Zeit um unseren romantischen Abend vorzubereiten.
"Ich liebe dich Babe."
"Ich dich auch." Gerade als ich auflegen wollte fiel mir noch etwas ein.
"Tom?"
"Ja?"
"Mit wem hast du mich vorher eigentlich verwechselt?" Was mich ritt das zu fragen wusste ich nicht. Aber plötzlich brannte ich auf die Antwort.
"Was meinst du?", fragte er verwirrt. Ich sollte die Klappe halten. Warum hatte ich es überhaupt erwähnt.
"Du hast mich Nath genannt." Ich presste die Lippen zusammen und hoffte dass das hier nicht wieder in einer Diskussion enden würde.
"Ach dass", sagte Tom und lachte leicht. "Ich dachte Nathaniel ruft mich an, ein Arbeitskollege der noch nachkommen wollte." Ich konnte Toms Stirnrunzeln förmlich hören. "Was dachtest du denn?", fragte er.
"Ach nichts, hat mich nur gewundert", ruderte ich zurück. "Wir sehen uns morgen." Wieder hatte ich mich zum Affen gemacht.
"Bis morgen Jane, schlaf gut."
"Du auch." Ich legte auf und stellte den Wecker auf sechs Uhr. Als ich mich unter die Decke kuschelte, schob ich all meine Bedenken beiseite und versuchte mich nur auf unsren gemeinsamen Abend zu freuen.

Am Freitag kam ich um kurz vor acht ins Büro und Hannah teilte mir mit das Mr. Lee heute einen wichtigen Kunden treffe und nicht da war. Er ließe mir ausrichten ich solle mich um die Akten und Einladungen in seinem Büro kümmern. Das hieß in anderen Worten: Ich würde aufräumen und sortieren, damit Mr. Lee den Überblick über seine Projekte behielt.
Der Tag verging quälend langsam und ich gab mir sehr, sehr viel Mühe damit alles übersichtlich zu gestalten. Michele hatte sich frei genommen um zu ihren Eltern zu fahren und Trey war anderweitig unterwegs. Als ich um zwei Uhr fertig war, bat ich Hannah um Arbeit und als wir auch die Anmeldungen zur Neujahrsparty alle geschafft hatten, tranken wir gemeinsam eine heiße Schokolade und machten etwas früher Feierabend. War die Katze aus dem Haus tanzten die Mäuse wirklich auf dem Tisch. Und ich war froh in diesem Falle die Maus zu sein.
Mit dem Bild von mir als Maus verkleidet, wie ich auf Mr. Lees Schreibtisch tanzte vor Augen, ging ich zur U-Bahn. Es war zwar erst kurz vor halb fünf, jedoch schon wieder beinahe dunkel. Ich hasste den Winter.
Während der Arbeit hatte ich beschlossen Tom heute mit dem besten romantischen Abend zu überraschen den die Pärchenwelt je gesehen hatte um mal wieder ein wenig Schwung in unser tristes Sexleben zu bringen. Ich würde ihn mit einem selbstgekochten essen, Kerzen und hübscher Spitzenunterwäsche überraschen. Aufgeregtes Kribbeln durchströmte mich.
Am Supermarkt an der Ecke seiner Straße kaufte ich noch ein paar wenige Frischwaren ein die Tom nie zuhause hatte. Beim Bezahlen fiel ein Kärtchen zu Boden. Als ich es aufhob erkannte ich Josh Banks Visitenkarte. Ich steckte es zurück in meine Brieftasche. Vermutlich sollte ich ihn anrufen, aber wenn ich ehrlich war, fand ich das Ganze derart unrealistisch das ich es lieber dabei beließ.

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