Kapitel 12

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Alles um mich herum war warm und weich. Ich kuschelte mich in die Federn, die noch einen Hauch von Astors erdigem Geruch an sich trugen. Was mich geweckt hatte war das Vogelgezwitscher von draußen. Ich öffnete die Augen und ein Gähnen entkam meinen Lippen.

Über meinen Fingern lagen frische Tücher und ich schob sie zur Seite. Erstaunt starrte ich auf meine Hände.

Das wütende Rot hatte sich in ein zartes Rosa verfärbt. Ich setzte mich auf und wischte den Schlaf aus meinen Augen. Neben dem Bett stand ein Glas mit Wasser. Ich leerte es in einem Zug und meine Kehle dankte mir für die kühle Erfrischung. Die Salbe hatte Wunder gewirkt.

Ich blickte mich um, aber das Zelt war leer.

Astor saß nicht mehr in dem Sessel. Unter dem Eingang drangen helle Sonnenstrahlen hinein. Mein Herz setzte einen Schlag aus.

Es war bestimmt nach 5 Uhr morgens.

Ich war nicht beim Lauf. Was würde Luke-?

Als hätte Astor meine Gedanken gehört ging der Eingang zum Zelt auf. Morgendliches Licht umrandete seine Form. Er kam herein und sofort waren die braunen Augen auf mich fixiert. Sie rannten über meinen Körper, bevor sie zurück zu meinem Gesicht kamen.

Der Zelteingang fiel hinter ihm zu, als er auf mich zumarschierte. In der einen Hand hielt er eine Schüssel, die den Duft von Rührei und Speck verströmte. Das Wasser sammelte sich in meinem Mund zusammen.

Ich hatte also nicht nur den Lauf, sondern auch das Frühstück verpasst.

„Deine Hände sehen besser aus", raunte Astor.

Ich nickte nur. Das Bett senkte sich, als er sich direkt neben mich setzte. Seine Wärme war zu spüren, aber mein Blick blieb stur auf meine rosafarbenen Fingern geheftet.

Für einen Moment war es still zwischen uns, bevor er die Frage stellte, die ich nicht beantworten konnte.

„Was ist passiert?"

Sein Ton war hart. Ich senkte den Kopf tiefer, sodass meine kurzen Strähnen über die Augen fielen. Doch meine Abwehr hielt nicht lange an, als ich eine warme Hand auf meinem Arm spürte. Ein Prickeln wanderte meine Schulter hoch.

„Dana, erzähl mir was passiert ist", sagte Astor. Seine Stimme war immer noch gnadenlos, doch seine Berührung sanft. Ich wollte schweigen über die gestrige Nacht und nie mehr dorthin zurückkehren, doch er machte es mir nicht leicht. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals.

Plötzlich hob seine andere Hand mein Kinn und zerstörte jeden Schutz. Ich starrte ihn an, während er mein Gesicht nach Hinweisen absuchte. Seine Augenbrauen zeigten nach unten.

„Jemand hat dich angefasst. Wer?"

Bei seinen Worten schossen frische Tränen in meine Augen und ein Schauer lief über meinen Rücken. Es war, als klebte Maels schweißiger Geruch wieder an mir, während er mich an seine Brust presste, seine Hand gegen mein Gesicht.

„Dana?"

Astors Stimme holte mich zurück in das Zelt und sein wütender Ausdruck war verschwunden. Langsam hob er seine Finger zu meiner Wange und wischte die Tränen weg, die meinen Augen entkommen waren.

„Hier bist du sicher, versprochen", raunte er. „Aber bitte sprich mit mir. Sag irgendwas."

Ich räusperte mich und ein dumpfes Pochen durchfuhr meinen Kehlkopf in Erinnerung an die Nacht.

„K-kannst du mich in den Arm nehmen?", fragte ich und eine Sekunde später wollte ich vor Scharm am liebsten im Boden versinken. Ich ließ meinen Blick fallen, als Stille uns einhüllte.

Die Auserwählte des KriegersWhere stories live. Discover now