Kapitel 38

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„Komm doch her", sagte Luna Laila spöttisch. „Jetzt kannst du deine Rache kriegen. Ich bin hier, ich kann mich nicht wehren."

Ich stieß die Luft durch meine Nase, als könnte mich das beruhigen. Meine Wölfin knurrte. Es wäre ein leichtes sie in Fetzen zu reißen und Solana würde mich nicht aufhalten. Ich tat einige Schritte auf ihre Ecke zu.

„Tu es", zischte Luna Laila. Ihre Fassade verschwand und gab den Blick frei auf das hässliche Innere. „Komm her und töte mich."

Meine Augen weiteten sich und ich blieb vereist stehen. Ich beäugte ihre Silberketten.


Astor, bitte hol mich hier raus, bevor jemand verletzt wird...




„Du bist verrückt", sagte ich und blieb auf dem halben Weg stehen. Ein schillerndes Lachen hallte von den Kerkerwänden wider.

„Oh nein, ich bin nicht verrückt. Ich habe nur nichts mehr zu verlieren."

Das war, was sie wollte.

Sie wollte, dass ich zu dem Monster wurde, was sie bereits war. Solana beobachtete unser Hin und Her wortlos. Ich blieb in der Mitte der Zelle und setzte mich auf den verdreckten Boden.

„Das hättest du wohl gern", zischte ich der Wölfin zu. Luna Lailas Lächeln verschwand. „Du hast vielleicht alles verloren, aber das war deine Schuld. Du hättest Silberblut in Ruhe lassen sollen."

Hass zuckte über ihr Gesicht.

„Ihr habt mir alles genommen! Mein Rudel, meinen Gefährten und meine Tochter!"

Zornig sprang ich zurück auf die Füße.

„Sie war nicht deine Tochter! Ihr habt Alice von Ulf und seiner Gefährtin gestohlen, wie krank kann man eigentlich sein?!"

„Krank? Sagt die Wölfin, die sich als Krieger ausgegeben hat! Immerhin habe ich nicht das ganze Rudel belogen! Du kannst froh sein, dass dich dein Gefährte da rausgeholt hat, bevor ich dich verraten konnte! Hast du dich eigentlich bei ihm bedankt?"

Ich starrte sie an.

Hatte ich?

„Das habe ich mir gedacht, undankbares Stück! Sei froh, dass du noch einen Gefährten hast!", rief sie. Zum ersten Mal sah ich Tränen in ihren Augen und Schmerz. Doch sie lachte gleichzeitig, als wäre der Schmerz willkommen. „Lam war für viele ein Monster, aber er war mein Monster. Und er hat mich akzeptiert, wie ich war... auch ohne eigene Welpen."

Stille folgte auf ihre Worte.

„Du kannst keine Kinder kriegen?", flüsterte ich, doch meine Stimme hallte von den Steinwänden wider.

„Was glaubst du denn, wieso ich Alice geholt habe? Weil es mir Spaß macht? Ich konnte schlecht einen Welpen aus Flussklaue nehmen und die Menschenkinder waren schwach und schmu-"

Silberketten rauschten, als Solana mit wutverzerrter Miene auf Laila zusprang.

„Beende nicht diesen Satz", drohte sie. Das war ein gefundenes Fressen für die ehemalige Luna. Ein schrilles Lachen entkam ihren Lippen. Das war wohl ihr Weg mit Leid umzugehen.

„Oh, was willst du machen kleiner Mensch?", fragte sie, als würde sie zu einem Kind sprechen und keiner jungen Frau. „Soll ich dir sagen, was wir gemacht haben? Gar nichts. Die Menschen sind so schwach, man muss gar nichts machen und sie sterben ganz von allein."

Die Auserwählte des KriegersWhere stories live. Discover now