Kapitel 14

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„Mach's gut, Dan. Du schaffst das."

Etwas widerwillig verabschiedeten sich Luke und Ulf, so wie alle anderen Soldaten. Der Platz leerte sich immer weiter, bis nur noch Astor und ich zurückblieben. Ich ging auf ihn zu und kam einige Schritte vor ihm zum Stehen.

„Du hast dich gut geschlagen für deinen ersten Kampf", sagte er und ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus.

„Ich sah bestimmt aus wie eine Furie, als ich auf seinen Rücken gesprungen bin", erwiderte ich. Plötzlich glitten seine Finger unter mein Kinn und hoben meinen Blick.

„Besser eine lebende Furie als ein toter Hase. Beim Kämpfen geht es nicht um Schönheit oder Eleganz."

„Nein? Dafür sah es bei dir aber danach aus", antwortete ich und ein ungewohnt sanftes Lächeln zog an Astors Mundwinkeln.

„Nein, beim Kämpfen geht es darum deine Vorteile richtig einzusetzen und den Gegner nicht deine Nachteile ausnutzen zu lassen."

„Was ist dein Nachteil beim Kämpfen?", fragte ich. Astor verzog keine Miene.

„Das, was auch mein Vorteil ist", sagte er und doch sagten mir seine Worte gar nichts. Wie konnte Stärke und Schnelligkeit eine Schwäche sein. Er hatte ohne Probleme einen Wolf zu Boden gebracht. „Genug geträumt, wir fangen besser an."

Ich nickte und wappnete mich innerlich für mehr Schmerzen, doch zu meiner Überraschung wandte sich Astor ab und marschierte aus dem Lager.

„Kommst du?", fragte er und deutete mir an ihm zu Folgen. Meine Beine lösten sich aus ihrer Starre und ich rannte hinter ihm her. Hunderte Wolfsgerüche lagen auf dem Weg zum Wald und ich rümpfte die Nase.

„Was machen wir?"

„Wir werden uns angucken, wie die anderen kämpfen", raunte Astor. „Schließlich soll deine Wölfin hier auch etwas lernen."

Bei ihrer Erwähnung hob sie innerlich den Kopf. Heimlich musterte sie ihn von der Seite, seine strengen Züge, seine Lippen, die breiten Schultern und starken Arme, die unter der hochgekrempelten Uniform nicht zu übersehen waren. Seine Hände waren bestimmt doppelt so groß wie meine.

Schnell wandte ich den Blick ab, als ich die Hitze in meinen Wangen spürte. Entweder bemerkte Astor nichts oder er ignorierte es gekonnt.

Wir traten zwischen den Baumstämmen hindurch in das Reich der Vögel. Dunkle Fußspuren von einer Wolfsarmee markierte die Erde unter uns und zeigte uns den Weg. Der Geruch hätte aber auch gereicht: eine Masse, aus der man kaum schlau wurde. Kein einzelner war zu riechen, nur die Truppe.

In der Ferne erklang Knurren und Zähne fletschten, was einen Schauer über meinen Rücken sandte. Mein erster Instinkt war zu fliehen, wäre Astor nicht direkt neben mir gewesen.

„Hier", sagte er und deutete auf einen großen Baum weit entfernt von der eigentlichen Lichtung. Fragend blickte ich ihn an. „Klettere hoch."

Meine Reaktion war ihm wohl zu langsam, denn ohne einen weiteren Atem zu verschwenden kamen seine Hände zu meiner Taille. Ein Quietschen entkam meinen Lippen und instinktiv legte ich meine Hände über seine. Ein Prickeln rannte durch meinen Körper, während Astor mich ohne Probleme in die Luft hob. Sofort griff ich nach dem dicken Ast und hievte mich hoch.

Mein Körper fühlte sich an wie an einem heißen Sommertag und ich versuchte das peinliche Gefühl zu ignorieren. Ich war gut im Bäume klettern. Dank Vater konnte ich es sogar blind. Er hatte es mir gezeigt.

Die Auserwählte des KriegersWhere stories live. Discover now