Kapitel 36

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Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte meine Venen. Sie hatte gestanden. Luke würde Gerechtigkeit erfahren.

„Mord wird mit dem Tode bestraft. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?", fragte Alpha Udyr und begann die Treppen zu Luna Laila hinunterzusteigen.

„Das reicht", raunte Astor und plötzlich warf er mich über seine Schulter.

„Nein!", rief ich und boxte gegen seinen Rücken. Ich hätte genauso gut gegen einen Stein schlagen können, denn es zeigte keine Wirkung. „Lass mich! Ich muss das sehen!"

„Ich kenne einen Verräter unter euren Reihen..."

Ihre Stimme verstummte in der Ferne, doch Astor gefror, als er die Worte vernahm.

„Ach ja?", fragte Alpha Udyr skeptisch. „Es wird deine Strafe nicht mildern, wenn du noch jemanden ins Grab schickst."

„Ach nein? Auch nicht, wenn dieser Verräter euer Rudel übernehmen will?", antwortete sie.

Schallendes Gelächter dröhnte durch den Raum. Alpha Udyr schien ihre Drohung nicht sonderlich ernst zu nehmen, während meine Nackenhaare bebten. Astor setzte mich zurück auf den Boden und nahm meine Hand. Ich konnte hören, wie sein Herz höherschlug.

Ketten raschelten, als sich Luna Laila auf ihre Beine hievte.

„Lacht nur, lacht, bis es euch vergeht. Ihr werdet den Dolch nicht kommen sehen, aber er wird euer Untergang sein", erwiderte sie.

„Soll das eine Drohung sein?", knurrte Udyr.

Die lockere Stimmung verdorrte vollends.

„Das ist ein Versprechen. Eure Herrschaft wird nicht ewig währen und das was bleibt", raunte sie, „ist Chaos und Verderben."

„Das reicht!", brüllte Astor und selbst ich schrak unter seiner lauten Stimme zurück. „Bringt sie zurück in den Kerker, sofort!"

Ein hysterisches Lachen entkam Luna Lailas Lippen, als zwei Krieger sie an den Armen packten und wegschleiften. Eine eisige Stille folgte auf ihren Auftritt. Mein Magen hatte sich einmal umgedreht in dem Versuch, die giftigen Worte zu verdauen.

Wie konnte sie noch so viel Macht haben, obwohl sie eine Gefangene war?

Alpha Udyrs Brauen zeigten nach unten.

„Sie wird die nächsten Tage im Kerker verrotten und dann wird sie die Strafe bekommen, die sie verdient", verkündete er nach einigen Sekunden. Vorsichtiges Klatschen schallte von den Wänden. „Und jetzt, lasst uns weitermachen!"

„Komm", sagte Astor und zog mich weg aus dem großen Saal, in dem weitere Anhörungen stattfanden. Sein Griff um meine Hand wurde immer fester und seine Schritte größer.

„Astor", flüsterte ich und als hätte meine Stimme ihn aus dem Schock befreit, ließ der Druck nach und er blieb stehen. „Sie kann doch nicht... von wem hat sie gesprochen?", fragte ich.

„Nicht von dir, das ist sicher", antwortete er und ich konnte sehen, wie die Gedanken hinter seinen Augen rasten. Er ging die Möglichkeiten durch, die Luna Laila gemeint haben könnte.

„Was ist, wenn sie nur lügt?"

Astor strich seine goldenen Strähnen aus dem Gesicht, doch eine viel sofort wieder auf seine Stirn. Sein Blick glitt zur Seite.

„Das werde ich selbst herausfinden", sagte er und seine sonst so ruhigen Augen wurden fest wie Stahl. Mein Magen schrumpfte.

Wollte er sie etwa quälen?

Die Auserwählte des KriegersWhere stories live. Discover now