Kapitel 20

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Der Hass, der über die letzten Wochen abgenommen hatte, war mit voller Stärke zurück. Von draußen ertönten laute Rufe und Schritte donnerten über den Boden. Was war da los? Mael ignorierte es gekonnt und kam weiter auf mich zu.

„Dana..."



„Du bist kein Mann", sagte er und musterte meine mickrige Gestalt von oben bis unten. „Wieso habe ich das nicht bemerkt? Vielleicht habe ich dich unterschätzt. Egal, ich bin gespannt, was General Astor und Delta Ivan dazu sagen."

Ich hob den Kopf ein Stückchen höher. Ich musste ihn aufhalten. Meine Finger um den Dolch begannen zu schwitzen.

„Ich habe nur getan was nötig ist, um meine Familie zu beschützen. Ich bin nicht hier, weil es mir so einen riesigen Spaß macht."

Der Sarkasmus in meinen Worten schien Mael gar nicht zu gefallen. Er kam auf mich zu. Laute Schreie zuckten ins Zelt und brachten ihn zum Stillstand. Wurden wir angegriffen? Mael stolzierte zum Ausgang.

„Was zum Ur-Ah!"

Er öffnete das Zelt und ging auf die Knie.

Rauch zog an ihm vorbei. Mael schrie, als die Schwaden sein Gesicht und die Hände berührten. Es verätzte seine Haut und färbte sie rot. Vor Schreck glitt der Dolch aus meinen Fingern und prallte dumpf auf den Boden. Jetzt waren die Schreie nicht mehr dumpf, sondern vibrierten direkt an meinem Trommelfell. Ich wich zurück an die Zeltwand.

Was war hier los?

Hektisch blickte ich umher. Brannte es draußen? Mael donnerte bewusstlos gegen den Boden. Der Rauch schlich weiter auf mich zu. Er war giftig. Wie sollte ich hier rauskommen? Lautes Brüllen schallte durch den Nebel. Mael lag unbeweglich auf dem Boden. Auf seiner Haut bildeten sich wütende Blasen. Doch das war nicht, was Angst in meine Venen goss.

Sein Herz lag still in der Brust.

Klanglos.

Er war tot.

Die Sicht nach draußen war trüb wie verdrecktes Wasser. Meine Wölfin wurde unruhig, während meine Brust sich zusammenzog. Ich musste daraus, bevor mich der Rauch einschloss. Aber wie?


„DANA!"

Noch nie war ich so dankbar für Astors Stimme, die sich den Weg durch den Rauch kämpfte. Plötzlich spürte ich einen heißen Schmerz an meinen Händen. Ich heulte auf und machte einen Satz nach vorne. Unter dem Zelt zog Nebel durch die Ritzen.

Ein bekanntes Gefühl wie von Säure, die sich durch die Haut fraß.

Eisenkraut.

„DANA!"

Keine Sekunde später stand Astor im Eingang. Sein Ellbogen verdeckte das halbe Gesicht und seine suchenden Augen erstarrten, als sie meine kleine Form auf dem Boden entdeckten, eingekesselt von Rauch.

Er passierte den giftigen Nebel und kam vor mir zum Stehen. Über seinem Arm hing eine graue Decke. Er hockte sich neben mich, seine Augen waren fest entschlossen. Er legte die Decke um meinen Körper und ich presste sie an mich. Sie war groß genug, dass sie über meinen Kopf ging.

Völlig eingeschlossen hob er mich in seine Arme.

„Du musst die Luft anhalten!"

Ich warf einen hastigen Blick auf Mael. Sein Körper war nicht mehr wiederzuerkennen. Mein saurer Mageninhalt kletterte die Wände der Speiseröhre hoch.

Die Auserwählte des KriegersOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz