Kapitel 40

6.5K 392 26
                                    



Beschützend stand Astor vor mir, sein Blick galt Beta Talon.

„Du", knurrte er, „du hast sie in den Kerker gesperrt."

„Ich habe nur getan, was mein Re-"

Mit verschwimmender Geschwindigkeit stürmte Astor auf ihn zu. Alpha Udyr ging gerade rechtzeitig dazwischen.

„Dein Recht? Du hast meine Gefährtin in den Kerker zu diesen Verrückten gesperrt! Wieso?"

Beta Talon warf einen schnellen, giftigen Blick zu mir. Ich kauerte mich weiter in die Laken. Er wollte seine Beziehung zu Lannis wohl geheim halten und ich war ein Dorn im Auge. Astor knurrte und zog die Aufmerksamkeit seines Onkels zurück auf sich.

Die Spannung im Raum war zu viel für mich.

„Wieso hast du sie eingesperrt?", fragte Alpha Udyr und stellte sich an die Seite seines Sohnes.

„Sie hat unerlaubter Weise unseren Korridor betreten. Ich wusste nicht, dass sie deine Gefährtin ist, Astor. Es tut mir leid."

Ein Schweigen folgte.

Obwohl seine Worte nicht gelogen waren, beinhalteten sie auch nicht die ganze Wahrheit.

„Wenn Dana sich zurückverwandelt", sagte Astor, „wird sie mir die ganze Geschichte erzählen. Also bete zur Mondgöttin, dass es genauso war."

Seine drohenden Worte brachten mein Fell zum Erwachen.

„Das reicht jetzt", antwortete Alpha Udyr. „Wir haben Wichtigeres zu besprechen."

„Ja, wir sollten woanders hingehen", sagte Beta Talon, mit den Augen zurück auf mir. Er war schon im Begriff die Tür zu öffnen. Astor hingegen kam auf mich zu.

„Ich werde sie in diesem Zustand nicht allein lassen."

Seine Arme schoben sich unter meinen Körper und er hob mich gegen seine Brust. Ich schloss die Augen und genoss die Nähe zwischen uns.

„Sie kann doch nicht..."

Beta Talon verstummte, als sich Alpha Udyr einmischte.

„Die Verbindung zwischen zwei Gefährten ist so stark, sie lässt Wunden schneller verheilen", sagte er abwesend. Sein Blick galt dem Portrait der blonden Frau, seiner Luna. Ich konnte seine stille Sehnsucht spüren. Er vermisste sie.

Selbst Beta Talon betrachtete das Bild seiner verstorbenen Schwester mit Ehrfurcht. Auch wenn er mich hasste, sie schien einen besonderen Platz in seinem Herzen zu haben. Es war gut zu wissen, dass er so etwas wie Liebe und Schmerz fühlen konnte.

„Kommt", sagte Udyr schließlich.


--


Ich hatte vergessen zu zählen, wie viele Tage vergangen waren. Astor war nie von meiner Seite gewichen, wofür ich ihm unglaublich dankbar war. Seine Nähe half mir durch die Tage und Nächte, in denen sich mein Körper von den Silberqualen erholte.

Meine Wölfin war immer noch verschwunden.

Dafür hatte ich mich wieder erholt.

„So kann das nicht weitergehen. Du musst einen neuen Alpha bestimmen, der dein Nachfolger wird. Sonst wird der Marmor hier bald nicht mehr weiß, sondern rot sein", sagte Talon und schritt auf und ab.

Ich lag zugedeckt auf einem weichen Sofa und lauschte den Besprechungen der Wölfe. Noch nie hatte ich so viel über Rudelpolitik mitbekommen wie hier. In den letzten Tagen hatte es Aufstände in einigen Ecken von Silberblut gegeben, die nun wieder vorbei waren.

Die Auserwählte des KriegersWhere stories live. Discover now