Prolog

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12 Jahre vor dem großen Umschwung:


Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn, während der keuchende Atem in der Luft hing. Ein Schluchzer entglitt ihren Lippen und heiße Tränen rannten ihre Wangen hinunter. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

„Ich kann nicht mehr!", schrie sie und drückte mit aller Kraft die Hand, die in ihre verhakt war. Die Kissen unter ihr waren völlig durchgeschwitzt und der Schmerz nahm kein Ende. Die Finger drückten fester zurück, während ihr Gefährte einen festen Kuss auf die nassen Haare drückte.

„Du schaffst das", ermutigte er sie.

Sie wandte ihren Blick nach draußen in den Nachthimmel, der bedrohlich über dem Land schwebte. Kein einziger Stern wagte sich in diese Finsternis. Nur der blutrote Mond thronte dort oben, als wäre seine weiße Unschuld völlig befleckt. Ihr Kinn zitterte unter der Last von neuen Tränen, die ihren Augenrändern entkommen wollten.

„Wir können es nicht mehr aufhalten. Die Mondgöttin hat es so gewollt", sagte er. „Egal was passiert, ich liebe dich."

Sie wandte ihren Blick zu ihm und starrte in die braunen Augen, in die sie sich verliebt hatte. In ihnen ruhte der Schmerz, den er mit aller Kraft verbergen wollte in dem Moment ihrer eigenen Schwäche.

„Es ist gleich soweit", sagte die Heilerin und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Sie war die einzige im Raum mit ihnen, die einzige, die Zeuge dieser ungewöhnlichen Geburt wurde. Über den Tag war das Schloss wie leergefegt und sie war dankbar für die Ruhe.

Doch in der Ruhe lag der Schmerz.

„Das ist nicht gerecht", schluchzte sie, bevor sie die Augen unter einer neuen Welle aus Qualen zusammenkniff. Er strich ihre verklebten Haare von der Stirn und überflutete sie zur Ablenkung mit kleinen Küssen. Der blutige Mond sah dabei zu.

„Wir müssen selbst dafür sorgen, dass unser Leben gerecht verläuft", raunte er, bevor er mehr Küsse auf ihre Schläfe drückte. Sie konnte seine Hilflosigkeit fühlen und dennoch versuchte er stark für sie beide zu sein. Was würde sie nur tun, wenn er nicht mehr da war?

„Ich liebe dich", flüsterte sie mit rauer Stimme. „Egal was passiert."

Dann entkam ein Schrei ihrer Kehle. Ihr Körper fühlte sich an, als würde er von innen gespalten werden. Alles in ihr versuchte den Schmerz herauszupressen, während ihr die Wellen fast das Bewusstsein raubten. Plötzlich ging alles schnell.

Völlig überwältigt ließ die Kraft in ihren Fingern nach.

Ihr Kopf sank erschöpft und erleichtert in die Kissen zurück, während die Qualen langsam abebbten. Sie spürte noch, wie er über ihren Arm strich, bevor seine Berührung verschwand. Verzweifelt suchte sie ihn und erstarrte bei dem Anblick.

Er stand vor ihr, doch sein Blick lag auf dem weißen Bündel in seiner Hand. Stolz funkelte in seinen Augen. Dann vernahmen es ihre Wolfsohren. Das Schreien ihres Kindes. Unter großer Anstrengung setzte sie sich auf, um mehr von ihrem Baby sehen zu können.

Sie streckte ihre Arme aus und ihr Gefährte kam herüber. Die Freude glänzte in seinen Augen, als er es vorsichtig in seine Arme legte.

„Es ist ein Junge", raunte er. Sie blickte hinunter auf ihr Kind, das noch von Blut bedeckt war, passend für eine Nacht wie diese. Ganz sanft strich sie mit dem Tuch über sein Gesicht. Er strampelte mit Händen und Füßen und sie drückte ihn näher an sich.

Ein frischer Schluchzer entkam ihren Lippen und sie konnte die Tränen nicht aufhalten, die ihre Wangen hinunterkullerten. Ihr Sohn. Noch nie zuvor hatten sie solche Gefühle überrollt. Ihr Gefährte kam herüber und legte seinen Arm um sie.

Als hätte es die Anwesenheit seiner Eltern gespürt öffnete das Kind seine Augen. Ein Lächeln, breiter als der Horizont ersteckte sich über ihre Lippen und verbannte für einen Moment alle Sorgen, welche der Mond ihr auferlegt hatte.

„Er hat die Augen seines Vaters", raunte sie. „Und er ist vollkommen gesund. Ich hatte Angst..." Ihre Worte verstarben, als der Junge nach ihrem Finger griff. Die Sorgenfalten glätteten sich, als sie auf ihn hinabblickte. „Und er hat auch die Stärke seines Vaters."

„Er ist ein Kämpfer."

Sie verlor einen letzten Blick in Richtung des blutigen Mondes. Ihre Familie war stark. Sie würden das durchstehen. Dann sah sie zurück auf das kleine Geschöpf in ihren Armen, das seine winzige Hand fest um ihren Finger geschlungen hatte.

Er war stark.

Er war ein Kämpfer.



...



Was haben Frauen und Handgranaten gemeinsam? 









Wenn du den Ring abziehst, ist dein Haus weg. 

Jaja, den kannten vielleicht schon viele, aber ich wollte mit etwas Vertrautem einsteigen. Erstmal ein herzliches WELCOME BACK zum Beginn der nächsten Geschichte, schnallt euch an und genießt die Fahrt! Flachwitze wird es auch weiterhin geben und wenn ihr einen habt, könnt ihr den gerne hier kommentieren!

Ich hoffe euch geht es gut, ihr seid gesund und könnt die Weihnachtszeit ein wenig genießen!

Nächstes Update wird wahrscheinlich am Wochenende kommen, aber keine Sorge: Bald gibt es wieder regelmäßige Abstände :)


Dann bleibt mir nur noch zu sagen:


Bis dahin!


Die Auserwählte des KriegersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt