Kapitel 17

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Hallo Mama, Hallo Papa,

ich hoffe es geht euch gut. Es tut mir leid, dass ich verschwunden bin ohne euch etwas zu sagen. Ich musste es tun. Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen. Als ich in der Stadt war habe ich von Delta Ivan eine Schriftrolle bekommen. Aus jeder Familie musste ein Wolf zur Armee. Papa, bitte sei nicht sauer auf mich. Ich konnte dich nicht gehen lassen. Der Wald braucht dich, die Tiere brauchen dich und Mama auch. Ich hoffe du kannst das verstehen.

Wir werden uns wiedersehen und ich werde zurück in den Wald kommen.

Das verspreche ich euch.

Dan




„Hast du eine Gefährtin?"

Astor verzog keine Miene. Mit jeder vergehenden Sekunde wuchs die Spannung. Er versuchte wieder mich und meine Emotionen zu lesen, doch ich versuchte mich genauso abzuschotten, wie er es jedes Mal machte. Schließlich öffnete er den Mund.



„Nein."

Ein Gewicht fiel von meiner Brust und meine Wölfin heulte vor Freude. Doch das war nur eine gewonnene Schlacht. Der Krieg war noch nicht entschieden.

„Was wolltest du heute Mittag sagen?", fragte ich und konnte die Veränderung in seinen Augen ablesen. Er erhob sich zu seiner vollen Größe und strich sich durch die Haare. Zum ersten Mal sah Astor ein wenig verzweifelt aus, als hätte er für einen Moment die Rolle des Generals abgelegt.

„Weißt du eigentlich, wie gefährlich das hier ist? Wie viele Gesetze wir brechen?"

„Das Gesetz ist eben nicht perfekt", flüsterte ich und blickte zur Seite.

„Nein, das ist es nicht, aber es ist das Beste dass wir je hatten. Meine Pflicht als General wäre es dich zu melden", erwiderte Astor und seine wütenden Schritte kamen auf mich zu. Plötzlich packten mich seine Arme und hoben mich ohne Probleme hoch. Ein Kribbeln lief meinen Hinterkopf hinunter. „Aber das kann ich nicht. Ich kann nicht zusehen, wie sie dir wehtun. Deine Tat war zwar waghalsig, aber mutig. Ich werde nicht zulassen, dass sie dich bekommen. Das habe ich mir geschworen. Aber dass wir..."

Schweigen legte sich über das Zelt und nur das Knistern der Funken erfüllte die Luft.

Dass wir Gefährten sind.

Er konnte es nicht einmal aussprechen. Im Geheimen wusste ich, was er sagen wollte. Hier konnten wir nicht zusammen sein. Es war zu gefährlich. Dennoch zuckten seine Augen zu meinen Lippen. Er versuchte den Hunger zu unterdrücken. Ein Kloß bildete sich in meiner Kehle.

„Das ist so ungerecht", flüsterte ich und senkte den Kopf. Warme Finger strichen mir die Strähnen hinter mein Ohr. Die sanfte Bewegung ließ mich aufgucken.

„Weißt du, was mein Vater immer gesagt hat? Wir müssen selbst dafür sorgen, dass unser Leben gerecht verläuft."

Meine Augen huschten zu seinen Lippen. Ohne auch weiter darüber nachzudenken stellte ich mich auf die Zehnspitzen und schloss die Lider. Ein stilles Feuerwerk prasselte in meinem Körper, als unsere Lippen sich berührten.

Es war sanft und vorsichtig, doch die Antwort eindeutig.

Sofort glitten Astors Arme um meinen Rücken und schlossen mich in seine Wärme. Bei dem Seufzen meiner Wölfin riss ich die Augen auf und löste mich aus dem Kuss, bevor es hitzig werden konnte. Mein Herz sprang auf und ab. Der Hunger in Astors Augen war völlig entfacht und er ging weiter in meine Richtung. Ich hatte keine Wahl als zurückzuweichen, bis ich das Bett an meinen Kniekehlen spürte.

Die Auserwählte des KriegersWhere stories live. Discover now