Kapitel 43

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Die Schneiderinnen sprangen um mich herum, um alles zurechtzurücken. Ich fühlte mich wie eine Puppe in dem Kleid, das für die große Feier gedacht war. Es war wunderschön, leicht und edel. Dieses Kleid wurde einer Luna gerecht.

Ich betrachtete Astor durch den Spiegel. Er saß auf einem Sofa und betrachtete mich. Er hatte es für mich maßschneidern lassen. Nach unserem Streit um Solana hatte er alles versucht, um mich glücklich zu machen: Schmuck, Essen, Spaziergänge im Wald...

Er wollte, dass es zwischen uns wieder so war wie vorher. Doch bei dem Gedanken an Solana im Kerker wurde mir eiskalt. Seit neun Jahren saß sie dort unten für die Taten ihres Vaters. Sie hatte mich vor Laila beschützt, ohne Sorge um ihr eigenes Wohlergehen.

Das hatte sie nicht verdient.

Und dennoch wusste ich, dass selbst wenn ich Astor überzeugen könnte, Alpha Udyr die Freilassung niemals zulassen würde. Doch wenn es ein Unfall war...

Astor erhob sich von dem Sofa und schritt auf mich zu. Die Schneiderinnen verbeugten sich, bevor sie den Raum verließen. Mein Magen zog sich zusammen.

„Woran denkst du gerade?", fragte er und legte seine Hände um meine Hüfte.

Daran, wie ich Solana befreien konnte...

„Nichts", erwiderte ich und sah zur Seite. Astor nutzte den Zugang zu meinem Hals und drückte einige Küsse auf meine Kehle.

„Du vergisst Gefährtin, ich weiß, wenn du lügst..."

Die Hitze in meinen Wangen wanderte durch meinen ganzen Körper. Ich schloss die Augen und öffnete den Mund. Ein Teil von mir wollte einfach nachgeben, doch es gab etwas, das wichtiger war.

Also riss ich die Augen auf und trat einen Schritt aus seiner Umarmung. Ich konnte Astors Frustration spüren, doch ignorierte es gekonnt.

„Ich möchte dir etwas zeigen", sagte er und nahm stattdessen meine Hand. Das Prickeln war nur ein weiterer Beweis dafür, dass unsere Verbindung stärker war denn je. Ich folgte ihm zur Fensterfront, die den Blick auf den Garten preisgab.

Ich zog die Luft ein.

Vier Wächter standen um sie herum, während die Ketten ihre Bewegung einschränkten. Solana humpelte zwischen dem Rasen und Blumen umher, eher widerwillig. In der Mittagssonne sah ihre Haut blasser aus als die Blüten der weißen Rosen. Sie blieb stehen und streckte ihren Kopf den Strahlen entgegen. Mit geschlossenen Augen verharrte sie.

Ich drehte mich fragend zu Astor.

„Es werden ihr einige Freiheiten gewährt, die sie vorher nicht hatte", antwortete er und suchte meine Augen ab. Ich wusste, dass er alles versuchte um mich glücklich zu machen und ein Teil meines Herzens erwärmte sich.

„Was ist mit ihren Wunden?"

„Sie werden ihre Zeit brauchen, um zu verheilen", sagte er und blickte auf den Garten hinab. „Ich weiß, dass sie dir das Leben gerettet hat und auch wenn es nicht so aussieht, bin ich ihr dankbar."

„Danke", flüsterte ich und lehnte mich gegen ihn. Sofort schlang er seinen Arm um mich und drückte mir einen Kuss auf die Haare. „Was wirst du heute Abend tragen?"

Er senkte seinen Kopf zu mir.

„Ich habe meine Uniform", sagte er nur und ich nickte.

Ein wenig freute ich mich auf das Fest. Ich hatte schon ein Teil der Vorbereitungen gesehen und es versprach ein unvergesslicher Abend zu werden.

Die Auserwählte des KriegersWhere stories live. Discover now