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Sanft strich ich mit meinem Daumen über Leonardos Hand, welcher immer noch ziemlich angespannt war. Was aber auch so ziemlich verständlich war. Sein Vater, der ihm das Leben zur Hölle gemacht hatte, heiratete vor seinen Augen wieder.

Und das, obwohl dieser Mann seine Mutter vor seinen Augen getötet hatte.

Als er mir das alles an einem Abend mal erzählt hatte, konnte ich nicht mehr schlafen. Ich lag an dieser Nacht in seinen Armen und musste nur noch an den Schmerz denken, den er alleine erleiden musste. Er war sein ganzes Leben lang nur alleine und wusste nicht, was es bedeutete, Menschen zu lieben und von ihnen geliebt zu werden.

Bis wir uns trafen.

„Er kommt rüber", sagte plötzlich Leonardo düster, wobei ich aus meinen Gedanken gerissen wurde und überrascht von unseren Händen hochblickte. Und als mich dann die blauen Augen von Leonardos Vater erblickten, musste ich schwer schlucken.

Er kam tatsächlich mit selbstbewussten Schritten, erhöhtem Kinn und einem emotionslosen Gesichtsausdruck zu unserem Tisch rüber. Bei jedem Schritt, den er tat, sank mein Herz immer weiter runter in die Hose. Die Leute, an denen er vorbeilief, sahen sofort auf den Boden oder zur Seite. Während Leos Vater wie ein König stolz zu uns lief, respektierten ihn die Menschen so sehr, dass sie nicht mal eine Sekunde lang zu ihm blicken konnten.

„Leonardo", ertönte seine tiefe, dominante Stimme, wobei ich eine Gänsehaut an meinem Armen vor Nervosität bekam. Und ich dachte wirklich, dass mein Vater ziemlich einschüchternd auf andere Menschen wäre.

Padre", sagte Leonardo eiskalt, während ich zwischen den beiden einfach steif da saß und die beiden sich mit tödlichen Augen anblickten.

Die Liebe zwischen denen spürt man ja sofort richtig gut.

„Willst du deinem lieben Vater nicht gratulieren?", fragte der Vater daraufhin leicht bedrückt, wobei ich meine Augenbrauen leicht überrascht hochzog. Wieso redete er auf Englisch, während hier jeder auf Italienisch sprach?

Ho portato la mia fidanzata come richiesto. Se non ti dispiace ora, ce ne andiamo ora [Ich habe wie verlangt meine Verlobte gebracht. Wenn es dir nichts ausmacht, gehen wir jetzt]", sagte Leonardo dann auf Italienisch, während er nach meiner Hand griff und mich dazu brachte aufzustehen. Verwirrt tat ich dies auch und trat etwa hinter Leonardo, da dieser sich beschützerisch vor mich hinstellte.

„Du musst nicht auf Italienisch sprechen, Leonardo. Schließlich will ich ja, dass uns meine Schwiegertochter versteht", sagte der Vater mit einem gruseligen Lächeln und sah mich dabei ununterbrochen an. Dieser Mann war echt eine andere Liga. Ich sah nicht nur in ganz normale Augen. Diese waren so unglaublich kalt und leer, was wiederum einem einfach nur noch Angst einjagte.

Non voglio nemmeno sapere come fai a sapere che lei non capisce l'italiano [Ich will erst gar nicht wissen, woher du weißt, dass sie kein Italienisch versteht]", sagte Leonardo grimmig zu seinem Vater, während ich etwas unbeholfen zu all den Leuten blickte, die uns gespannt zusahen. Langsam glitt mein Blick dann zu der Braut, die an ihrem Tisch alleine saß und wütend zu uns rüber sah.

Ma non mi interessa neanche. Perché ora andiamo [Ist mir aber auch egal. Denn wir gehen jetzt]", sagte dann Leonardo zornig, wobei er mich dann am Arm mit sich zog. Etwas unbeholfen stolperte ich ihm hinterher, wobei plötzlich jemand nach meinem Arm griff und mich wieder zum Stoppen brachte. Verwirrt drehte ich mich um und blickte direkt in die Augen von Leonardos Vater.

„Willkommen in der Familie, Cecilia", sagte dieser grinsend, während ich ihn mit großen Augen anblickte. Mein Herz raste wie verrückt, als er dann meinen Arm wieder losließ und einen Schritt zurücktrat.

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