• 55 •

20.1K 766 991
                                    



5 MONATE SPÄTER

Der Regen hatte endlich wieder aufgehört. Die Sonne ging schon langsam runter und hinterließ über die vielen kleinen Häusern ein schimmerndes, gelbliches Licht.

Ich seufzte leise frustriert auf, als ich erkannte, dass ich schon wieder stundenlang einfach aus dem Fenster gesehen hatte.

Wieder verschwendete ich meine Zeit damit in meinem Zimmer zu sitzen, aus dem Fenster zu blicken und den Himmel anzusehen. Das war seit drei Monaten schon mein Alltag geworden. Mein Abschluss hatte ich zwar schon in der Tasche und während jeder sich in deren Colleges einrichteten oder zur Highschool gingen, saß ich in meinem Zimmer.

Denn ich hatte die Kraft dazu nicht.

Ich hatte die Kraft nicht dazu um mich wieder zusammenzureißen und mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Ich hatte die Kraft nicht dazu um endlich weiterzumachen und alles hinter mir zu lassen.

Mich plagten die ganzen Nächte lang einfach nur die Angst, Traue, Einsamkeit.

Wo war er?

Was machte er?

Wie ging es ihm?

Lebte er?

Ich hatte so unglaublich viele Fragen aber für keines dafür eine einzige Antwort. Wie könnte ich in diesem Zustand wieder aufstehen und mein Leben weiter leben? Während er in der weiten Welt war und vielleicht sogar in Schmerzen lag.

Ich biss mir leicht auf die Unterlippe, als ich den kleinen Ring an meinem Finger sah. Nie hatte ich ihn auch nur für eine Sekunde ausgezogen. Es war stets immer an meinem Finger.

Denn es war das einzige, was ich noch von ihm hatte.

Und wohl möglich auch das Letzte.

„Cecilia?"

Meine Mutter klopfte leicht an meiner Tür, wobei sie diese auch dann öffnete. Ich musste nicht mal zu ihr blicken und ich wusste schon, dass sie ihren Kopf mit einem besorgten Gesichtsausdruck durch die Tür steckte. Das helle Licht aus dem Flur belichtete mein dunkles Zimmer, während ich mein Blick aus dem Fenster nicht entfernte.

Vorsichtige Schritte näherten sich zu mir und blieben dann dicht hinter mir stehen. Ich presste meine Lippen bedrückt zusammen, als ich dann wahrnahm, wie meine Mutter mein Teller von meinem Tisch aufhob.

Den Teller welches ich nicht mal angerührt hatte.

Ich frustriertes Seufzen brach mein Herz zusammen. Es tat mir so unglaublich leid, aber ich konnte nichts dagegen tun. Ich wusste wie sehr sie sich Sorgen machte und wie sehr ich sie dadurch verletzte. Aber ich hatte die Kraft nicht dazu. Ich hatte es einfach nicht.

„Wenn du doch Hunger hast, dann komm bitte in die Küche. Wir haben noch viel übrig", sagte sie traurig, während ich meine aufkommenden Tränen versuchte zu unterdrücken.

„Ich liebe dich", flüsterte sie mir zu und küsste mich am Kopf. Still saß ich weiterhin an meiner Fensterbank, während dann meine Mutter sich umdrehte und mit dem wiedermal vollen Teller aus dem Zimmer lief.

BECAUSE I LOVE YOU Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt