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Im Gemeinschaftsraum saßen noch immer meine Freunde und redeten miteinander. Ich hatte wirklich keine Lust auf Gesellschaft weshalb ich unbemerkt an ihnen vorbei ging und mich leisen Schrittes in mein Zimmer begab.

Ich setzte mich auf mein frisch bezogenes Bett und ließ den Geruch von frischer Wäsche meine Nase durchströmen. Nach kurzer Zeit öffnete ich einen Schubladen in meinem hölzernen Nachttisch und zog ein Briefpapier heraus.
Pünktlich auf die Minute nahm ich eine Bewegung vor meinem Fenster wahr. Es war Baldur, der kräftig gewachsene Waldkauz meines kleinen Bruders. Er ließ ihn mir jeden Samstag Nachmittag zukommen, mein Bruder hatte es gerne wenn sein treuer Kauz ihm am Sonntagmorgen einen Brief von mir überbringt, so blieb er immer auf dem neusten Stand was mein Leben betraf. 
Er wusste deshalb natürlich auch über meine Gefühle für meinen Professor bescheid. Wir beide stehen uns so nahe, dass ich ihm selbst das anvertraute.

Ich öffnete dem erschöpften Baldur das Fenster und ließ ihn in mein Zimmer. Dieses Mal hatte er keinen Brief für mich dabei weshalb er schnur stracks auf meinen Kleiderschrank zuflog und sich dann auf der geöffneten Schranktür niederließ.
Ich befüllte ihm noch schnell eine kleine Dose mit Wasser und stellte es ihm zusammen mit ein paar Körnern auf mein Fensterbrett. Währenddessen beobachtete er mich skeptisch und ließ mich die ganze Zeit über nicht aus den Augen.
„Du hast mir noch immer nicht verziehen? Ich war Sieben Baldur, Sieben! Es ist doch klar dass ein kleines Mädchen unbedingt mit einem großen fluffigen kauz kuscheln will. Dass du sowas nicht leiden kannst wusste ich doch nicht!" Er verengte seine Augen zu einem kleinen Schlitz.
„Ist schon gut! Mein restliches Leben werde ich wohl damit verbringen, bei dir um Vergebung zu bitten. Du alte Kratzbürste." den letzten Satz flüsterte ich nur so vor mich hin, doch Baldur hörte ihn dennoch.

Mit seinem bösem Blick im Nacken setzte ich mich an meinem übersehbaren Schreibtisch und fing mit dem Brief an meinem kleinen Bruder an.

"Lieber Jack,
Ich war sehr enttäuscht als ich keinen Brief von dir bekommen habe, genau wie du, würde ich gerne auf dem laufendem bleiben wie es dir und unseren Eltern geht und ob sich etwas spannendes zugetragen hat oder ob alles beim alten ist. Apropo beim alten, Baldur vertraut mir immer noch nicht?! Ernsthaft?! Ganzschön nachtragend der Kerl!
Ach und es gibt neue Nachrichten. Ich habe dir doch von George erzählt, es hat sich heute heraus gestellt das er Gefühle für mich hat und deshalb fühle ich mich schrecklich! Denn wie du ja weißt empfinde ich diese Gefühle für jemand anderen.
Ich habe keine Ahnung wie ich mich ihm jetzt gegenüber verhalten soll da ich es nun weiß, am besten wird es wohl sein wenn ich ihm so gut es geht wie davor auch behandel, oder?
Ouu, und bevor ich das komplett vergessen, ich komme an Weihnachten heim. Hier gibt es anscheinend so etwas wie Weihnachtsfeier, aufjedenfall geht das ganze über eine Woche lang!! Ich freue mich schon sehr euch alle endlich wiederzusehen!
Bis dann.
Deine Schwester, Anna Smith."

Ich faltete den Brief sorgsam und steckte ihn in einem bräunlichen Umschlag. Danach ließ ich etwas rotes Kerzenwachs darauf tröpfeln und ließ es anschließend aushärten.
„Baldur ich bin fertig."
Vorsichtig stieß er sich von seinem Sitzplatz ab und begab sich im Tiefflug auf mein Fensterbrett. Er trank noch ein wenig von dem Wasser das ich ihm dort hingestellt hatte und aß noch ein paar Körnern. Danach nahm er mir misstrauisch mit seinem krummen Schnabel den Brief aus meiner Hand, warf mir noch einen bösen Blick zu und flog danach wieder aus meinem Fenster.
„Ich weiß, ich weiß ich hab es schon kapiert! Bei Merlin's Bart ich kenne keinen Kauz der Nachtragender ist als du!"
Beleidigt schrie ich ihm schon fast die letzten Wörter hinterher.

„Ahaa, also hattest du wohl gerade Besuch von Baldur?" kam es kichernd von Hermine.
Ich erschrack und zuckte zusammen. Ich hatte nicht bemerkt wie sie in mein Zimmer hereinkam. Hatte ich nicht eigentlich zugesperrt?
Der Schlüssel hing an einem hacken an der Wand und einen Zauber hatte ich nicht verwendet. Ich hatte es wohl vergessen und nicht zugesperrt.

„Jaaa! Er wird mir wohl NIE verzeihen." ich schnaubte lächelnd Kopfschüttelnd aus und begab mich wieder auf mein Bett.
Ich setzte mich und ließ meine Oberkörper zurück in mein bequemes Bett fallen.
Hermine stand mit verschränkten Armen vor mir und sah mir dabei zu wie ich an meine Decke starrte.
„Und das willst du jetzt die restlichen drei Tage machen?"
„Drei Tage? Warum drei Tage? Übermorgen ist doch schon Montag und da haben wir Unterricht."
„Nicht ganz. Professor McGonagall hat uns vor einigen Minuten persönlich Bescheid gegeben, dass für unseren Jahrgang bis einschließlich Dienstag kein Unterricht stattfindet. Und wärst du vorher nicht so dreist an uns vorbei geschlichen, hättest du das auch mitbekommen!" sie sah mich vorwurfsvoll mit hochgezogen Augenbrauen an und führte dann noch ein „Dachtest du ich habe dich etwa nicht bemerkt?!" hinzu.

Ich kam in Erklärungsnot und stotterte vor mich hin.
„Ich weiß. Ich sag ja nicht das diese Situation einfach für dich ist aber du kannst dich deshalb nicht von uns abschottern!"
„Das hatte ich auch nicht vor Hermine, das war mir nur alles irgendwie zu viel und brauchte deshalb einfach etwas Ruhe. Stell dir vor Geroge oder Fred hätten Gefühle für dich. Dir wäre das auch zu viel geworden." sie setzte sich neben mich auf mein Bett und ließ ihre Beine baumeln. Nach einer kurzen Stille fuhr sie dann fort.
„Naja, immerhin würde mich dann wenigstens ein Weasley lieben." sie sah mich dabei mit einem frechen grinsen an. Das tat sie mit Absicht, ich musste sofort wegen dieser dummen Bemerkung Lachen.
„Du bist der Wahnsinn Hermine! Weißt du das?!" Wir beide kicherten und sie antwortete stolz mit
„Natürlich weiß ich das! Deshalb sind wir doch so gute Freunde."
Sie drehte sich mir zu und machte mit ihren Beinen einen Schneidersitz.
„Was hältst du davon, wenn ich heute bei dir schlafe du mir dann von unserem Professor etwas erzählst und mich auf dem neusten Stand bringst? In den letzten Tagen hast du mir nichts mehr von ihm erzählt, was mich natürlich sehr stört da es dich beschäftigt und du meine beste Freundin bist weshalb es mich nun auch beschäftigt!" sie sah mich mit großen Augen an und setzte ohne Scharm ihren Hundeblick ein.
„Du setzt deinen Hundeblick bei mir ein?!"
„Nur wenn es funktioniert! Und tut er das??"
„Verdammt, ja das tut er." ich konnte nicht ernst bleiben und lachte, ich wusste dass das dass "Go!" für Hermine war alle nur möglichen Geschichtsmasken die sie mit aus ihrem Zuhause gebracht hatte, in unsere Gesichter zu schmieren und dann unter quälenden Schmerzen sie wieder zu entfernen. Genau diese schmerzhaften Masken mussten natürlich ihre liebsten sein.

„Perfekt! Ich hole schon mal mein ganzes Zeug! Ich bin gleich zurück!" freudig flitzte sie aus meinem Zimmer und ließ mich wartend auf meinem Bett zurück.
Einige Minuten später war sie auch schon wieder in meinem Zimmer angekommen. Ihre Arme waren voll mit allen nur möglichen Gegenständen, so wie es aussieht bleibt es wohl nicht nur bei Gesichtsmasken.
„Mit was willst du anfangen!?" sie sprang vorfreudig auf mein Bett und hielt dabei einige Sachen in ihrer Hand fest.
„Es ist doch erst 17:00 Uhr, willst du jetzt schon damit anfangen?" sah ich sie fragen an in der Hoffnung die scherzhafte Prozedur noch etwas nach hinten verlegen zu können.
„Du hast Recht! Wie wäre es mit einem schönen Spaziergang? Ich bin mir sicher dir würde das gut tun, frische Luft und mal etwas anderes sehen als die ganzen steinernen Mauern!"
Es war mir nicht wirklich nach einem Spaziergang aber was macht man nicht alles um keine schmerzende Gesichtsmaske im Gesicht kleben zu haben?

Lupin~Die Liebe Nachder Ich Mich SehneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt