take twelve.

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[Top: Nochmal Faceless Hugging - weils wieder ins Kapitel passt :D]

                   Das nicht enden wollende Klingeln an meiner Wohnungstür blendete ich komplett aus. Zwischenmenschlicher Kontakt stand nicht zu alleroberst auf meiner Liste der Dinge, die ich aktuell unbedingt wollte – Alkohol hingegen schon.

Ich schlenderte in die Küche und öffnete die Tür des Schrankes, in dem ich seit meinem Einzug hier den Alkohol bunkerte. Neben den üblichen Rotweinflaschen standen zwei Schnapsflaschen, selbstgebrannt, und ein paar andere härtere Alkohole. Genau nach jenen sehnte ich mich und griff nach einer der weiter hinten stehenden Whiskeyflasche. Und als wäre mein bisheriger Tag nicht schon beschissen genug gewesen, schaffte ich es beim rausholen des Whiskeys eine der Weinflaschen umzustossen, sodass diese klangvoll zu Boden fiel. Die entstandenen Scherben waren mir egal. Kopfschüttelnd schloss ich seufzend die Schranktür und humpelte hinüber ins Wohnzimmer. Ich umging die Scherben und die Weinlache gekonnt und war innerlich stolz auf mich. Denn ich glaube nicht, dass ich überhaupt in der Lage gewesen wäre mir eine Glasscherbe aus dem Fuss zu ziehen.

Als ich es mir auf meinem Sofa bequem gemacht hatte und den Whiskey direkt aus der Flasche trank, hörte das Klingeln endlich aufgehört hatte. Vermutlich hatte es mein Besucher eingesehen, dass ich womöglich nicht zu Hause war und dass ihn sein Sturmklingeln nicht wirklich weiter bringen würde.

Es war wieder alles wie vor ein paar Monaten. So sass ich auf dem heimischen Sofa und erhoffte meinen Schmerz durch die Hilfe von Alkohol ertrinken zu können. Ich warf die Flasche sanft und behutsam von der linken in die rechte Hand um mich ein wenig zu beruhigen. Doch mein Blick blieb nach einer Weile am silbernen Ring am Mittelfinger meiner linken Hand kleben. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, dass ich ihn nie ausgezogen hatte. Vorsichtig stellte ich die Whiskeyflasche auf dem Wohnzimmerzisch ab, sodass ich mit etwas roher Gewalt den Ring von meinem Mittelfinger streifen konnte.

Es war jetzt bald zehn Jahre her, dass Edgar mir den Ring geschenkt hatte. Vorsichtig drehte ich das silberne Ding zwischen meinen Fingern umher. Auf der Innenseite hatte Edgar mühsam unsere beiden Initialen mit einer Zirkelnadel hineingeritzt. Das Jahr war mit der Zeit kaum mehr leserlich.

Ich zog den Inhalt in meiner Nase klangvoll hoch und schob den Ring wieder zurück über den Finger, ehe ich mir mit dem Ärmel des Hoodies die wässrigen Augen trocken wischte und wieder zur Whiskyflasche griff.

Erneut begann es an der Tür zu klingeln, sodass ich genervt leise aufstöhnte. Jedoch war dieses Klingeln anders als zuvor. Es war nur einmal und sehr kurz. Lange darauf folgte nichts. Erst ein paar Minuten später war ein erneutes kurzprägnantes Klingeln, gefolgt von einer Pause und leisen Stimmen im Flur zu hören. Ich schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck aus der Flasche.

Ich hörte, wie jemand einen Schlüssel von aussen in mein Schloss steckte und umdrehte. Eigentlich konnte das unmöglich sein. Es gab keine Person mehr ausser dem Hauswart, der einen Ersatzschlüssel für meine Wohnung hatte.

„Gott sei Dank“, hörte ich jemanden von der Wohnungstür erleichtert ausrufen, „Ich hab mir schon tierische Sorgen gemacht Du hättest Dir was angetan.“

Ich lugte über die Sofalehne zur Wohnungstür und erblickte Attila, welcher neben dem Hauswart im Türrahmen stand. Letzterer guckte Flus älteren Bruder etwas grimmig an. Hastig bedankte er sich bei ihm. Ich winkte dem Hauswart zu und nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche. Der Hauswart seufzte. „Auf Wiedersehen“, verabschiedete er sich und liess mich mit Attila allein in der Wohnung zurück.

Dieser schlüpfte aus seinen Stiefeln und der Jacke, welche er beides achtlos auf den Boden warf. Hastig kam er auf mich zu gerannt und schlang mir die Arme um den Hals. Kräftig drückte mich Flus älterer Bruder an sich. Lange schwiegen wir uns an. Attila schien meine Nähe zu geniessen, während ich gar nicht erst auf die Idee kam mich gegen seine Berührungen zu sträuben. In der Tat mochte ich es nicht wirklich von Attila so zerdrückt zu werden. Aber wie es aussah hatte sich der Junge von der Strasse mehr als nur etwas sorgen um mich gemacht zu haben.

well built shipsWhere stories live. Discover now