take thirty seven.

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Der Rückflug war absoluter Horror. Kurz hatte ich darüber nachgedacht meinen umzubuchen und Attila allein nach Sheffield fliegen zu lassen. Doch dann ist mir wieder eingefallen, dass der blonde Strassenjunge erst einmal geflogen ist. Und den alleine in einem Flugzeug auszusetzen ... das wäre vermutlich eine richtig saublöde Idee gewesen.

So sass ich jetzt also neben Attila auf unseren reservierten Plätzen im Flugzeug. Attila hatte sich ans Fenster gedrückt. Es sah so aus, als wollte er damit versuchen bloss weit genug entfernt von mir zu sitzen.

Wir hatten in unseren letzten Tagen in Düsseldorf kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt. Der Knirps ging mir so gut es ging aus dem Weg. Das alles fühlte sich wie ein Messerstich ins Herz an. Vermutlich hatte ich es komplett vergeigt.


Selbst bei der Landung in Sheffield schwieg Attila noch immer. Und eigentlich hätte ich mir bereits dort ausmalen können, wie es weiter gehen würde: In meiner Wohnung angekommen schnappte Attila sich sein spärliches Hab und Gut und stürmte aus der Haustür heraus. Ohne Auszupacken sank ich auf dem Sofa zusammen. Fuck.

Das Handy in meiner Jackentasche meldete sich zu Wort. Eine neue Nachricht von Rick blinkte auf dem Display auf: „Gelandet?"

Rick liess mir nicht mal die Zeit zu antworten, schon rief er an: „Wie geht's Dir?" „Schlecht", antwortete ich in einem frustrierten Ton.

„Und dem Kleinen?" – „Der ist abgehauen. Gerade eben", zischte ich. Seufzend rutschte ich auf dem Sofa umher, sodass ich nun komplett drauf lag. „Ich hasse mich."

„Nate..." „... Nein!", unterbrach ich Rick vielleicht etwas zu harsch. „Versuch mir bitte nicht einzureden, dass mein Verhalten vollkommen okay war. Denn das war es verdammt nochmal nicht. Ich hätte die Wahrheit erzählen sollen. Vielleicht nicht gleich damit ins Haus fallen aber definitiv viel früher. Und nicht auf die Art und Weise, wie's halt gesagt wurde."

„Macht es Dich glücklich, wenn ich Dir erzähle, dass wir Arthus vermöbelt haben?", murmelte Rick am anderen Ende der Leitung. Ich zog die Augenbrauen in die Höhe. „Das habt ihr wirklich?" „Na ja...", stammelte Rick, „nicht ganz vermöbelt. Aber ein blaues Auge hat er jetzt vielleicht schon..."

Leise lachte ich. „Magst Du vorbeikommen?", fragte ich meinen einstigen besten Freund, „Auf ein Bierchen? So wie in alten Zeiten?" „Sehr gerne", antwortete Rick, „Ich bin in einer guten Stunde da." „Erst?", fragte kritisch, worauf ein leicht hysterisches Lachen am anderen Ende der Leitung zu hören war. „Es könnte sein, dass ich selbst noch gerade ... Besuch habe."

Mir fiel die Kinnlade runter. „Du hast gerade Damenbesuch und Du rufst lieber mich an als sie zu knallen?! Oinatz Richardson, was ist bitte mit Dir geschehen?" „Du bist mir halt wichtig, Nate", flüsterte Rick, „Du bist mir verdammt wichtig und nach diesem Scheisswochenende wollte ich unbedingt wissen wie's Dir geht. Na ja ... und kontrollieren ob Du noch lebst oder ob der Kleine Dich kalt gemacht hat."

Arschloch", lachte ich kopfschüttelnd und legte auf. Vielleicht hätte ein normaler Freund zurückangerufen oder wäre total sauer auf mich gewesen. Doch nicht Rick. Dieser schickte einfach nur ein Foto seines Mittelfingers mit den Worten: „Bis in einer Stunde, Süsser!"

Seufzend erhob ich mich vom Sofa und begann meine Sieben Sachen aus dem Koffer zu räumen. Aber ich kam nicht sonderlich weit: Es klingelte an meiner Wohnungstür. „Bitte sei Attila. Bitte sei Attila", flüsterte ich zu mir selbst als ich zur Tür schritt um diese zu öffnen.

well built shipsWhere stories live. Discover now