take nineteen.

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[Top: Attila]


Nach meinem Besuch bei Claire fühlte ich mich mehr oder weniger wieder wie ein neuer Mensch. Mein Wocheneinkauf war erledigt und ich hatte Attilas Hund richtige Fressnäpfe und Futter besorgt. Was so ein kleiner Hund frass, wusste ich nicht wirklich. Also kaufte ich das erst beste Produkt, welches mir im Laden entgegen sprang. Ich würde es also gleich sehen, wie der Hund auf meinen Kauf reagieren würde...

Zuhause angekommen war weder von Attila noch vom Hund eine Spur. Flu war wohl in der Schule und deswegen nicht anzutreffen. Vorsichtig stellte ich die Einkaufstüte auf dem Flurboden ab und schlüpfte aus Mantel und Winterstiefeln. Beides zurück an seinen Platz in der Garderobe gestellt, griff ich nach der Einkaufstüte und watschelte damit in die Küche. Auf dem Tresen abgestellt, steuerte ich den Plattenspieler im Wohnzimmer an. Vorsichtig liess ich meine Finger über die Platten wandern. An ihnen hingen viele Erinnerungen.

Zwischen Title Fight und Basement lag eine unterschriebene Anti-Flag Platte, bei deren Anblick ich schwach lächelte. Edgar hatte diese für mich organisiert, nachdem Curse of 27 zwei, drei Shows gespielt hatten. Unsicher wegen der Gefühle, die sich beim Anhören meiner eigentlichen Lieblingsplatte losgetreten werden könnten, schob ich das Ding beiseite und entschied mich für eine der boysetsfire Platten. Sorgfältig zog ich die Vinylscheibe aus ihrer Verpackung und legte sie auf den Plattenspieler. Das schönste Geräusch in meinen Ohren war immer noch, wenn man die Nadel aufsetzt und das erste Rauschen und Knistern zu hören ist.

Lächelnd schlenderte ich zurück in die Küche, während der erste Track, Until Nothing Remains, aus den im Wohnzimmer angebrachten Boxen schallte. Mit einem guten Gefühl im Inneren begann ich die Einkaufstüte zu leeren. Die Fressnäpfe für Attilas Hund stellte ich auf eine angeranzte Tellerunterlage, welche ich in der hintersten Ecke einer Schublade. Das Futter liess ich auf dem Tresen stehen, da ich absolut keine Ahnung hatte, wie viel in einen Napf gehörte.

Leise den Text des nächsten Liedes mitsingend, machte ich mich auf zu meinem Alkoholschrank. Dieser war mittlerweile mehr oder weniger leer, sodass ich vielleicht demnächst mal wieder neuen Sprit kaufen sollte. Leise seufzend öffnete ich die Schranktür. Die Auswahl bot mir zwei Flaschen Rotwein, einen angebrochenen Whiskey sowie drei Flaschen Wodka. Obwohl es erst zehn in der Früh war, griff ich zum Whiskey und schloss die Schranktür hinter mir zu. Ich lief zurück in die Küche und holte ein Whiskeyglas aus dem Schrank. Kräftig goss ich die Flüssigkeit in das Glas. Mit diesem und der Flasche in der Hand machte ich mich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer.

Ich stellte die beiden Glasbehälter auf dem Wohnzimmertisch ab und liess mich leise seufzend auf das Sofa fallen. Vorsichtig lehnte ich mich zurück und schloss die Augen. Ich genoss die Musik meiner Platte und nippte gelegentlich an meinem Whiskey.

Irgendwann döste ich vor mich hin und erwachte erst wieder, als ich hörte, wie der Schlüssel herumgedreht wurde. Ich schrak zusammen und rieb mir die Augen. Der letzte Tropfen Whiskey blieb zum Glück heil im Glas drin. Ein leises Bellen war zu hören: Attila war zurück.

„Guten Morgen", sagte dieser und musterte mich mit einem verwirrten Blick. „Das ist definitiv nicht die Art von Musik, die ich bei jemandem wie Dir erwartet hätte", lachte Attila und schlüpfte aus seinen Doc Martens, welche er etwas unachtsam neben meine Winterstiefel warf.

„Ich beherberge viele Wunder", gähnte ich und rieb mir mit der freien Hand die Augen. Vorsichtig stellte ich mein Whiskeyglas auf den Wohnzimmertisch zur Flasche ab und blickte mit kleinen Augen voller Schlaf in Attilas Richtung.

„Die Gegend hier ist echt cool", strahlte Flus Bruder und schlüpfte aus seiner Jacke. Er trug den Pulli, welche ich ihm heute Morgen, bevor ich das Haus verlassen hatte, hingelegt hatte. Schwach lächelte ich beim Anblick, richtete meinen Blick jedoch gleich wieder auf den Boden. „Ich war mit Luke bisschen spazieren und der Park hier um die Ecke ist richtig geil", schwärmte er weiter. Langsam kam er zu mir rüber und setzte sich mir gegenüber aufs Sofa.

well built shipsWhere stories live. Discover now