take twenty nine.

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Das Poltern an meiner Wohnungstüre wollte nicht aufhören. Ich stellte die Weinflasche auf meinem Schoss auf den Wohnzimmertisch und rappelte mich hoch. Mühsam schleppte ich mich zur Tür und drehte den Hausschlüssel, der noch im Schloss steckte, um.

Attilas Anblick draussen im Flur drehte mir den Magen um: Die Lippe des Blonden war aufgeplatzt und auch aus seiner Nase rann Blut. Dunkelblau, lila und burgunderfarbene Kreise zierten eines der Augen von Attila. Er konnte kaum gerade stehen und wankte von einem auf das andere Bein.

„Hi", lallte Attila kichernd. Der Kragen seines Marcel war zerrissen. Blutflecken zierten den weissen Stoff, der unter der Lederjacke hervorblitze. Leise seufzend griff ich nach seinem Arm und wollte ihn in die Wohnung ziehen. Doch der Blonde begann lautstark schmerzerfüllte Laute von sich zu geben. Ich hatte Angst davor, was mich gleich erwarten würde, wenn Attila sich aus seiner Lederjacke pellen würde.

„Komm mal mit", flüsterte ich und ging mit Attila ins Badezimmer. Ich schaltete das Licht an und klappte den Toilettendeckel zu, damit der Blonde sich setzen konnte. „Und jetzt raus aus der Jacke", sagte ich zu ihm. Doch Attila schüttelte den Kopf. „Nein", lallte der Strassenjunge, „Fick Dich doch."

Kommentarlos Beugte ich mich über Attila und schob ihm die Jacke von den Schultern. Das passte dem jungen Blonden nicht. Dieser schlug wild um sich. „Nein hab ich gesagt", rief er flüsternd. Doch das war keiner diesen wütenden Ausrufen, wenn man etwas nicht wollte. Ich blickte runter auf den Jungen, welcher nun zerbrechlich auf dem Toilettensitz sass und seinen Kopf gegen meine Badezimmerfliesen lehnte. Innerlich freute ich mich bereits die Blutflecken später zu entfernen. Doch der Anblick von Attila war kein schöner. Tränen hatten sich in seinen Augen gebildet. Vorsichtig bückte ich mich auf seine Augenhöhe und legte ihm eine Hand aufs Knie. „Hey", flüsterte ich und liess meinen Daumen über das Knie kreisen. „Was ist los, Kleiner?"

„Nichts", murmelte Attila. Ich riss ein Stück Toilettenpapier von der Rolle ab und tupfte vorsichtig etwas vom Blut von Attilas Lippe weg. Dieses Mal wehrte er sich nicht mehr. Stattdessen drehte er sich zu mir hin, damit ich vollen Zugriff auf sein zerschlagenes Gesicht hatte. „Lässt Du mich Dir helfen, Atti?"

Der Blonde blieb stumm. Trotzdem zog er die Jacke aus und warf sie dramatisch auf den Boden. Ich zuckte zusammen, als ich seinen Oberarm sah. Glasscherben steckten in der porzellanblassen Haut, während dunkelrote Striemen von Blut hinunter liefen.

Ich holte den Erste-Hilfe Kasten aus dem kleinen Schränkchen im Badezimmer. Vorsichtig machte ich mich daran den Blonden von seinen Scherben zu befreien. Attila starte mich die komplette Zeit über an. Der Geruch des Alkohols stieg mir in die Nase, während seine Blicke mich durchbohrten.

„Du kannst das bestimmt nur so gut, weil dein Ex auch immer in Kneipenschlägereien geraten ist. Ja, oder?", lallte Attila nach einer Weile. Ich reagierte nicht darauf, was den Blonden noch mehr anspornte, seine Laune an mir rauszulassen. „Dein scheissperfekter Scheissex. Was hat der, was ich nicht hab?"

Attila gab Gas. „Sag doch einfach, was das Arschgesicht so besonders gemacht hat, dass Du lieber ihm hinterher trauerst, als mit mir was anzufangen. Er hat Dich bestimmt jeden Abend durchgenommen. Da kann ich als Jungfrau halt nicht mithalten. Ist es das? Fehlt Dir die Art und Weise, wie Du gefickt wurdest, sodass Du nichts mit jemand Neuem anfangen willst?"

Am liebsten hätte ich Attila eins auf die Nase gegeben für seinen Rant. Allerdings hatte das ja bereits jemand für mich im Barfight übernommen. Stattdessen versorgte ich den blonden Jungen stumm weiter und lies seine wütenden Worte über mich ergehen. Irgendwie verstand ich Attila ja, weswegen er so tickte. Ich selbst hatte oft Edgar danach gefragt, was er an mir fand. Warum er bei mir blieb, obwohl er so viele andere Männer haben könnte.

well built shipsWhere stories live. Discover now