take thirty four.

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Mich wollte das Gefühl nicht loslassen, dass die Frau an der Kasse mich mit ihren Blicken beinahe durchbohrt hatte, als sie mir den Stempel auf das Handgelenk gedrückt hatte. Aber vermutlich bildete ich mir das nur ein, dass sie mich erkannt hatte.

„Ich bin so aufgeregt!", quietschte Attila. Es war das erste Mal, dass ich seinen Peroxid blonden Kamm aufgestellt sah. Es machte aus Attila förmlich einen komplett anderen Menschen, als wenn dieser lasch nach unten hing. Stolz hatte mir Attila als wir im Hotel losgingen erklärt, dass er sein liebstes Shirt von Curse of 27 trug. Er sollte heute Abend nicht der einzige bleiben, der eines von Edgars Band trug. Je mehr ich von diesen Shirts sah, desto mehr schnürte es mir die Atemwege zu.

Leer schluckte ich. „Du, Atti", begann ich, worauf mich der blonde Junge über beide Ohren strahlend ansah, „Ja Nael?" „Ich geh nach oben auf die Tribüne und lass Dich hier unten deinen Spass haben. Das ist doch kein Problem für Dich, oder?" Ich war froh, dass meine Stimme nicht komplett versagte, wie ich es erwartet hatte. Attila nickte zu meinem Glück. „Ich brech mir schon nicht alle Knochen im Pit – bis später, ja?", zwinkerte er mir zu und verschwand in der bereits wartenden Menge. Erleichtert atmete ich aus.

Und?", fragte Jon als ich ihn, Rick sowie Arthus oben auf der Tribüne antraf. „Alles geklappt", antwortete ich, worauf Rick mit ein Bier in die Hände drückte. „Hab ich euch doch versichert, dass der Junge mitmacht", zwinkerte der Latino, während er an seiner Bierflasche nippte.

Arthus schnalzte mit der Zunge. „Ihr seid doch bescheuert." „Halt die Fresse", zischte Rick und rollte mit den Augen. „Das wird alles klappen; Wir gehen am Ende des Abend runter, suchen den Jungen, quatschen mit ihm – tun so als ob wir Nate nicht kennen, wenn der Kleine ihn uns dann vorstellt und so können wir alle gemeinsam ungestört abhängen ohne das Blondie etwas von Nate und Ed erfährt", erklärte Rick nochmal seinen Masterplan. „Ja", brummte der ehemalige Bassist sarkastisch, „das wird bestimmt klappen, Richardson. So wie all deine Pläne immer klappen."

Bassist und Drummer funkelten sich noch eine Weile wütend an. Sie hatten sich schon nie leider können. Ein Wunder, dass Arthus überhaupt sechs Jahre in der Band war.

Fuck", fluchte Jon, „Bonke auf zwölf." „Ich sollte mich jetzt lieber nicht umdrehen, oder?", fragte ich in meiner aktuellen Bewegung eingefroren. Jon nickte am Bier nippend. „Er hat uns immerhin noch nicht gesehen."

Devis Bonke war ein ehemaliger Labelkollege von Edgar und den Jungs. Er war ein Singer-Songwriter mit unglaublich rauchiger Stimme, die viel zu lange in Whiskey eingelegt worden war. Seine Texte waren voller Melancholie und so viel weniger politisch als jene Edgars. Und zudem hatte er mich mehrfach auf Labelpartys versucht anzugraben.

Ich nippte an meinem Bier und versuchte nicht in die Richtung des dunkelhaarigen Kerls zuschauen. Das der mich noch schräg anmachte, brauchte ich echt nicht. Rick grinste schief. „Ich will nicht zu Bonke rüber starren – aber dieser Man-Bun ... Bitte! Der sieht so lächerlich aus!", quiekte der Latino etwas aufgedreht. „Du weisst, wenn Du das sagst, dass ich mich umdrehen will", brummte ich mehr zu meinem Bier als zu meinen Kumpels. „Die erste Band betritt eh gleich die Bühne. Da wird der Alte sich nicht wirklich auf Dich stürzen", zwinkerte Rick mir zu.

Es wurde langsam eng am Geländer der Tribüne. Mein Bier festumklammernd, drängte ich mich vor. Ich wollte nicht lange stehen bleiben, höchstens runtergucken, ob ich Attila sah und dann wieder nach hinten an die Bar. Attila unten schien dasselbe vorzuhaben: Unsere Blicke trafen sich just in dem Moment, als ich mich ans Geländer vorgedrängt hatte. Breit grinsend winkte er mir zu, ehe er sich nach vorne zur Bühne hindurch zwängte. Schwach lächelnd leerte ich mein Bier zügig und wollte zurück zu Rick und den anderen.

well built shipsWhere stories live. Discover now