take twenty.

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[Top: Nael - bleibt bis zum Schluss dran für den Soundtrack zu WBS!]

Gegen Mittag war Attila immer noch nicht aufgekreuzt. Seufzend stand ich in der Küche und verträumte den Whiskey. Ich hatte die Gläser bereits in die Spülmaschine zum restlichen Geschirr des Vorabends gestellt, als es an der Haustür klingelte. Vermutlich hatte Attila den Schlüssel, welchen ich ihm ausgeliehen hatte, liegen lassen. Es stand zwar jemand Blondes vor der Tür, jedoch handelte es sich dabei nicht um Attila. Flu stand draussen und lächelte mich schräg an.

„Hast Du keinen Unterricht?", fragte ich als sie sich an mir vorbei in die Wohnung drängte. „Ich schwänze", antwortete sie mir, während sie aus ihren Stiefeln schlüpfte und artig ihre Jacke neben meinen Mantel an die Garderobe hängte.

„Das sehe ich", murmelte ich während ich Flu dabei beobachtete, wie sie sich aufs Sofa setzte und mich mit ihren grossen Kulleraugen ansah. „Für gewöhnlich verbringe ich die Zeit in deinem Büro. Aber jemand hat das abgeschlossen", knurrte sie und blickte mich schuldzuweisend an, „Ah-also: verbringe ich die Zeit halt statt in deinem Büro hier."

Ich seufzte. „Magst Du wenigstens etwas essen? Dann hab ich einen Grund mir keine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schmeissen, sondern richtig zu kochen."

Flu nickte. „Essen klingt gut. Ich hoffe das Du kochen kannst, sonst hätte ich gleich in der Schulkantine bleiben können."

„Lass mich raten", lachte ich, „die Kantine wird noch immer vom alten Kirsch-Ehepaar geschmissen?" Verdutzt sah das blonde Mädchen mich an. „Richtig - woher weisst Du das?", stammelte sie, schlug sich jedoch mit der flachen Faust klangvoll gegen die Stirn. „Richtig. Du arbeitest dort ja. Natürlich weisst Du das."

Ich setzte das Wasser für die Nudeln, welche ich zwischenzeitlich aus dem Schrank geholt hatte, auf den Herd. „Ich kann Dir keinen einzigen Namen des Lehrpersonals nennen - aber glaub mir, die Kirschs kenn ich noch aus meiner eigenen Schulzeit."

Flurina warf meinem Rücken verwirrte Blicke zu, während ich eine Prise Salz ins Wasser gab. „Du warst da selbst mal Schüler aber entscheidest Dich trotzdem in dem Rattenloch zu arbeiten - und sonst geht's Dir gut?"

Kopfschüttelnd drehte ich mich zu ihr um. „Lass mich ehrlich zu Dir sein: Das Rattenloch, wie Du es nennst, war nie meine Traumdestination gewesen. Es ist und bleibt eine Zwischenstation für mich."

„Warum?"

„Sagen wir es so... ich war zu Beginn des Jahres etwas...", ich schluckte leer und biss mir auf die Unterlippe, während ich den fragenden Blicken des blonden Mädchens auswich, „...depressiv. Ich hab mich Monatelang in diesen Wänden hier verbarrikadiert. Die Stelle jetzt hat mir anscheinend meine Cousine organisiert, sodass ich wieder unter Menschen komme. Das was ich bei euch mache, ist nicht das, was ich gelernt habe."

„Merkt man", grinste Flu Sie erhob sich vom Stuhl und kam zu mir herüber- Wie bereits gestern begann sie wortlos den Tisch zu decken. Erst als alles bereitstand, blickte sie zu mir rüber. „Was hättest Du sonst vorgehabt? Ich meine, wenn deine Depression nicht dazwischen gekommen wäre?"

„Literatur und Geschichte", antwortete ich trocken, während ich die Nudeln ins Wasser gab. „Willst Du Sauce dazu?"

„Ich hätte Dich gehasst", murmelte Flu Sie schüttelte den Kopf. „Und nein. Keine Sauce. Zucker reicht mir."

Fragend sah ich das blonde Mädchen an. „Zucker?!"

Breit grinsend nickte Flu „Wir alle haben schlechte Angewohnheiten."

Leise seufzend nickte ich. Die Erinnerung an Edgar und seine Angewohnheit auf alles Mögliche Tabasco zu träufeln kam kurz hoch. Angespannt schluckte ich die runter und kümmerte mich weiter um die Nudeln.

well built shipsWhere stories live. Discover now