Der Kopierninja

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Kyos Sicht:

,,Warte! Das ist alles, was ich noch hab" rief die junge Frau hinter mir.
Aber das war mir egal. Jetzt ist ihr Rucksack meins.

Um sie endlich abhängen zu können, lief ich noch schneller.
Ich bin echt nicht mehr in Form, dass merke ich vor allem jetzt, wo ich schnell von einem Ast zu dem nächsten sprang.

Erst nach einigen Minuten schaute ich wieder zu der Frau. Sie war weg.
Schwer atmend, blieb ich stehen. Zum Glück konnte ich gerade noch so entkommen.

Eigentlich war der Plan in die Höhle zu der schlafenden Frau zu schleichen und das Geld aus ihrem Rucksack zu holen.
Aber nein, natürlich muss alles schiefgehen und sie aufwachen.

Schnell schüttelte ich den Kopf. Wieso beschwere ich mich eigentlich?
Immerhin ist das besser als nichts.
Zudem habe ich jetzt einen zweiten Rucksack. Meiner ist ja schon ziemlich alt.

Schnell sprang ich von dem Ast runter auf den Boden und ging im normalen Schritttempo noch etwas weiter.
Es wäre ja blöd, wenn ich diese Frau wiedertreffen würde.
Als ich mir sicher war, dass ich jetzt wirklich weit genug weg war, hockte ich mich auf den Boden und fing an, den Rucksack zu durchsuchen.

Das Erste, was ich fand, war ein Bild.
Da drauf war eine Frau und ein Mann.
Vor den beiden standen zwei kleine Kinder. Ein Mädchen und ein Junge.
Ein Familienfoto...

Irgendwie war es schon hart, dass diese Frau meinetwegen ihr Familienfoto verloren hat.
Doch dann zuckte ich mit der Schulter. Ihre Schuld. Wäre sie nicht aufgewacht, hätte sie noch alles, außer ihr Geld.

Ich schmiss das Bild auf den Boden.
Da ich es nicht verkaufen konnte oder was anderes damit machen kann, hatte es für mich keinen Wert.

Das nächste, das ich im Rucksack fand, waren wechsel Sachen. Das ist eigentlich ganz gut.
Es ist Winter und somit nicht besonders warm. Außer der Kleidung an meinem Körper hatte ich nichts.

Mein Oberteil besaß aus Bandagen, die genug verdeckten. Dazu eine lange Hose. Außerdem trug ich noch eine dünne Jacke.
War mein Outfit geeignet für den Winter? Nein.
Doch ich hatte nicht das Geld für vernünftige Kleidung.
Obendrein macht mir die Kälte gar nicht mehr soviel aus. Schon zulange ich auf der Straße. Irgendwann gewöhnt man sich halbwegs daran.

Die Kleidung aus dem Rucksack legte ich auf den Boden. Das werde ich auf jeden Fall mitnehmen.
Ich schaute mir die nächste Sache an, die mir ins Auge stieg.
Ein Geldbeutel. Endlich.

Gerade als ich den Beutel öffnen wollte, hörte ich etwas hinter mir.
Doch bevor ich mich umdrehen konnte, spürte ich die Klinge eines Kunais an meinem Hals.
Leicht konnte ich den Atem des Angreifers an meinem Nacken spüren.

Verdammt. Bitte sag mir, dass das nicht die Frau ist, dem dieser Rucksack gehört.
Ich konnte sie doch so leicht abhängen, deswegen dachte ich das sie kein Shinobi oder so in der Art sei.

,,Es ist lange her, Kyo" hörte ich eine männliche Stimme.
Woher kennt er meinen Namen?
Verdammt, wer ist das?

,,Wer bist du?"
,,Du erkennst mich also nicht. Wie schade."
Wie soll ich jemanden erkennen, wenn ich ihn nicht mal sehe. Außerdem gibt es nicht mehr wirklich jemanden, den ich noch kenne.

,,Du hast mir doch vor einigen Jahren versprochen, dass du aufhörst mit stehlen. Also sag mir, wieso tust du es immer noch" sagte er.

Versprochen?
Das kann nur... Aber das ist schon Jahre her.

,,Der Kopierninnja, was willst du?" fragte ich.
,,Ich soll nach jemanden suchen, der hier in der Gegend die Reisenden bestiehlt. Als ich diese brauen Haare und die grünen Augen gesehen habe, wusste ich sofort, dass du das bist. Also ergibst du dich? Du hast ja nicht wirklich eine andere Wahl."
Zur Sicherheit befestigte er seinen Griff an dem Kunai, das er immer noch an mein Hals hielt.
Vielleicht tat er das aber auch nur, um mir zu zeigen, dass ich nicht wirklich eine Wahl habe.

Ein VersprechenWhere stories live. Discover now