Was machst du denn hier?

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Kyos Sicht:

,,Wieso soll ich denn noch hier bleiben?" bockte Yori herum.
,,Zur Beobachtung. Du hättest mir aber auch ruhig erzählen können, dass du noch woanders verletzt warst und dass es mehr als nur einige Schrammen waren" antwortete ich.

Schmollend verschränkte Yori seine Arme miteinander.,,Diese Betten sind ungemütlich und das Heilen war auch komisch."
,,Morgen darfst du doch wieder gehen" versuchte ich ihn zu besänftigen.

Doch er versteckte sich nur schmollend unter der Decke, was mir ein Kichern entlockte.
Das hätte ich sicherlich auch getan. Es ist unglaublich, wie oft ich mich in den Kindern wiedererkenne.

,,Sensei Kyo..." lugte Yori dann unter der Decke hervor.
,,Ja?"
,,Glauben Sie, dass meine Eltern mich besuchen kommen werden?" fragte er mich.

Ich dachte kurz nach. Als Sensei kannte ich die Familienverhältnisse der Kinder. Aber ab und zu verwechselte ich noch so einige Sachen.
Doch wenn ich mich Recht erinnere, hatte er sehr nette Adoptiveltern.

,,Die werden dich besuchen kommen. Es dauert bestimmt auch nicht mehr lange" versicherte ich ihm.
,,Und wo sind sie dann?" fragte er und verkroch sich wieder unter der Decke.
,,Yori dir ist schon klar, dass dir erst vor einer Viertelstunde dieses Zimmer zugeteilt wurde. Es wurde wahrscheinlich gerade erst jemand hingeschickt, der deine Eltern informiert."

,,Als meine Eltern sollten sie bemerken, wenn deren Sohn im Krankenhaus liegt" hörte ich seine gedämpfte Stimme durch die Decke.
,,So funktioniert das aber nicht."

,,Ach ja? Und woher wollen Sie das wissen? Sie sind sicherlich nicht Mutter. Sie kommen nicht einmal mit uns klar." Obwohl ich sein Gesicht nicht sah, wusste ich, dass er grinste.
,,Natürlich bin ich keine Mutter. Das will ich auch nie sein. Trotzdem weiß ich, dass Eltern nicht fühlen können, wenn das eigene Kind im Krankenhaus liegt. Das ist nämlich unlogisch."
,,Aber ich will, dass sie kommen" beschwerte er sich dann weiter.

Ich setze mich zu ihm auf das Bett.,,Sie werden schon bald kommen. Und hey, bis dahin bleibe ich hier."
Überrascht schaute Yori mich an, wofür er wieder aus der Decke schlüpfte.,,Aber ich dachte immer, keine Gesellschaft ist besser als schlechte Gesellschaft" grinste er dann.

,,Na hör mal, so schlimm bin ich in nun wirklich nicht. Außerdem sagt man sowas nicht zu einem Sensei. Das ist sehr respektlos und das weißt du auch" schimpfte ich.
Yori schaute mich nur wortlos an.
Doch lange konnte ich meine ernste Miene nicht aufrecht halten. So fing ich dann doch laut an zu lachen.
Auch Yori konnte sich sein Lachen nicht verkneifen.

,,Ich kann auch gehen, wenn dir meine Gesellschaft nicht gefällt."
Sofort schüttelte Yori den Kopf und klammerte sich an mich.,,Nein. Sie bleiben!"

,,Gut, ich bleibe, bis deine Eltern kommen. Aber jetzt lässt du los."
Doch Yori tat es nicht.
,,Yori" mahnte ich.
,,Nein" nuschelte er.

Verdammt, was soll das?
Ich habe mich doch schon unwohl dabei gefühlt, als Honoka mich vorletzte Nacht umarmt hatte.
Und jetzt auch noch er. Das wird mir einfach zu viel Nähe.

Auf einmal war ein gleichmäßiges Atmen zu hören.
,,Yori?" 
Keine Antwort.
,,Sag jetzt bitte nicht das du eingeschlafen bist?" hatte ich so eine böse Vorwarnung.
Doch auch darauf bekam ich keine Antwort.

Wie hat er es geschafft, so schnell einzuschlafen?

Doch es sollte mich eigentlich nicht wundern.
Die ganze Nacht über war er im Wald und jetzt noch dieses Theater im Krankenhaus. Er braucht Schlaf.

Vorsichtig versuchte ich Yori von mir zu lösen, ohne ihn zu wecken. Es war etwas schwierig, funktionierte dann aber doch.
Ich legte ihn richtig ins Bett, stand dann auf, um mich auf einen der Stühle zu setzten.

Ein VersprechenWhere stories live. Discover now