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„Ella." Sein raues Flüstern schickte einen Schauer über ihren Rücken und sie versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Schlagartig fing sie an zu zittern.

„Nein. Bitte weis mich nicht ab. Nicht jetzt. Nicht heute. Das verkrafte ich nicht." Seine Zweifel leuchteten in seinem Blick und sie wich ihm hastig aus, während ihr das Atmen sofort schwerer fiel. Sie wusste doch, dass es unvernünftig war, dennoch sehnte sie sich danach.

„Ich will dir ein Freund sein, Ella." Sein Raunen brannte sich in ihr Gehör und sie schluckte.

„Sei später wieder mein Freund und jetzt mein Geliebter." Erschrocken riss sie die Augen auf und biss sich auf die Unterlippe. Wieso hatte sie das gesagt? Wie armselig war sie eigentlich? Wie hilfs...

Ihr Atem entwich schwallartig, als er nickte und ihr Gesicht umfasste, bevor er sie zu sich zog und sie küsste. Sanft und unfassbar süß drückten sich seine Lippen auf ihre und ihr Herz schlug wie wild in ihrem Brustkorb. Instinktiv schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn näher. Ein Seufzen schlich aus ihrem Mund, als er den Kuss vertiefte und sich der Anflug des Kribbelns von vorher in ihr breitmachte.

Eine Hand löste sich von ihrer Wange und glitt über ihren Rücken nach unten. Reflexartig rückte sie enger an ihn heran und strich mit ihrer Zunge über seine Unterlippe. Sofort ließ er sie ein und sein Keuchen hallte ebenso in ihrem Mund wie sein Geschmack. Ihre Finger gruben sich in die Muskeln seiner Schultern und ihr Herz machte einen übermütigen Hüpfer. Sie wollte ihn spüren. Wissen, dass er da war. Dass er wie versprochen alle Wolken vertreiben konnte, damit Licht in ihre Gedanken fiel und sie wieder atmen konnte. Sie fühlen konnte. Ihn und sich.

Seine Finger schlüpften nun unter ihr Shirt und ertasteten federleicht die darunterliegende Haut ihrer Taille und jeder Millimeter, den er berührt hatte, prickelte wie Brausepulver durch sie. Ihre Lippen wanderten zu seinem Ohr, hauchten ihm zu, dass sie mehr wollte. Mehr brauchte. Damit sich ihr zusehends leerender Kopf nur noch auf sie konzentrieren konnte. Auf ihn. Ihren Wirbelwind, der die Bäume unter seiner Macht umknickte und immer mehr Licht in ihr Dunkel brachte.

Mit seinen Fingerspitzen zwischen ihren Schultern verscheuchte er die allgegenwärtig scheinende Angst. Die Trauer deswegen, dass sie nicht so sein konnte, um ewig in diesem Hort zu verweilen, in dem ihr Körper bei jeder Berührung brizzelte und elektrische Impulse durch sie rannen. Leicht wie ein Windhauch und doch so imposant wie ein Orkan.

Sie saugte sein zustimmendes Raunen förmlich auf, als sie ihm sein Oberteil über den Kopf schob und sich wie hypnotisiert auf das Zucken unter seiner Haut konzentrierte, das sie auslöste, als sie über seinen Rumpf strich. Kurz hob sie die Arme, um auch ihre Oberbekleidung loszuwerden. Ein kurzes Frösteln lief durch sie, als die kühle Luft auf ihren erhitzten Körper traf und sie sog zischend Atem ein.

Doch Bens Augen strichen glitzernd über sie und sie fühlte sich, als würden sie sie streicheln. Sofort machte sich aufs Neue Hitze in ihr breit und sie zog ihn an sich. Wieder trafen sich ihre Lippen, ihr Atem mischte sich und Ben schob sie behutsam von seinem Schoß, um neben sie zu rutschen.

Sofort fröstelte sie erneut und drängte sich an die Wärme, die er ausstrahlte und den Eisklumpen in ihrer Brust tauen ließ. Sie wollte nicht warten. Die elektrischen Impulse, die er durch sie schickte, waren zu delikat. Sie musste sie festhalten, sich in ihnen sonnen und baden. Nur so würde sich der Druck auf ihrer Brust noch mehr verflüchtigen.

Während seine Hände wieder auszogen, um sie zu erkunden, schloss sie die Augen und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Ella merkte, wie er sich in jeden Winkel ihres Seins zwängte und alles verdrängte, was jetzt nicht relevant war. Ihr Herz pochte immer hastiger in ihrer Brust, bevor es stolperte, als ein neues Prickeln, ein neuer Schauer über sie rieselte.

Mehr. Es ist nicht genug. Sie wollte den Rausch, den nur er ihr schenken konnte, wenn sie sich durch seine Augen sah, sich durch seine Berührungen fühlte. Ungeduldig glitten ihre Finger zu seinem Hosenbund, doch Ben fing ihre Hände ab und schob sie zur Seite, nur um sie wieder zärtlich zu küssen. Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf und er schaute sie an.

Hart schluckte sie gegen den Kloß an, der sich prompt in ihrem Hals bildete und sie spürte das Kribbeln im Nacken, das so altbekannt war. Das sich so maßgeblich von dem Prickeln unterschied, das Wohlgefallen und Vergessen versprach. Schnell wich sie seinem Blick aus. Er würde zu viel sehen, wenn sie zulassen würde, dass er in ihre Augen tauchte.

„Nicht, Ella. Hab keine Angst. Nicht jetzt. Lass mich dich bitte berühren." Sie hatte die vage Ahnung, dass er damit nicht nur ihren Körper meinte, und schluckte nochmal, ehe sie zögerlich in seine grünen Augen sah. Die Gefühle, die sie darin erkannte, raubten ihr den Atem und sie merkte, wie sich ihre Brust zuschnürte. Mit zittrigen Fingern umfasste sie sein Gesicht und küsste ihn, während sie sich wünschte, sie wäre nur halb so mutig wie er, weil er sich ihr so offenbarte.

Doch kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende geführt, verlor er sich im Nichts. Ben war zu unwiderstehlich. Alles, was sie brauchte. Jetzt gerade konnte sie das zugeben und sich dieser Erkenntnis ergeben. Schlagartig kam die Hitze zurück und fachte erneut die Glut der kleinen Feuerherde in ihr an, als sie sich wieder auf seine Berührungen einließ.

Dennoch ängstigte sie die Achtsamkeit, die er ihr schenkte und sie biss ihn ins Ohr, um ihn wissen zu lassen, dass alles in ihr darauf drängte, sich in Leidenschaft statt in Zärtlichkeit zu verlieren. Sein zustimmendes Keuchen, zusammen mit seinen blitzenden Augen und seinem wissenden Lächeln, machte sie schwach und hallte in ihr wider.

Während ihre Bewegungen jetzt fahriger wurden und sie sich jetzt eiliger auszogen, spürte sie, wie sich endlich dieser Hauch von Frieden einstellte, den sie sich gewünscht hatte. Nach dem sie sich schon so lange gesehnt hatte, ohne zu wissen, wie sie ihn allein erreichen sollte. Nun wurde er ihr von Ben geschenkt. Für den Bruchteil einer Sekunde fragte sie sich, ob sie ihm geben konnte, was er sich ersehnte. Ob sie auch sein Licht war in diesem Moment. Sie wollte es so gern sein.

Aufs Neue kroch sofort Nebel über den Boden ihres Gedankendschungels und sie verbot sich, ihm nachzugeben. Stattdessen konzentrierte sie sich auf Ben. Mit jedem Ton, den er unwillkürlich von sich gab, wurde es wieder heller in ihrem Kopf. Genau so, wie sie es sich ersehnte.

Doch der Frieden erschien ihr zu fragil. Sie musste ihn bewahren. Unbedingt. Deswegen zog sie das Tempo zusätzlich an. Mehr Leidenschaft bedeutete mehr Stille. Mehr positive als negative Gefühle. Sie gebot sich, sein kaum wahrnehmbares Stirnrunzeln zu übersehen, und zog ihn auf sich. Es war fast, als könne sie die Fragen hören, die ihm durch den Kopf gingen und sie küsste ihn hastig. „Schlaf mit mir, Ben. Ich will nicht mehr warten."

Kurz flackerten nochmal Zweifel in seinem Gesicht auf. Sofort stockte ihr der Atem. Wenn er mich jetzt abweist, kann ich das nicht verpacken. Ich weiß nicht, wie ich gerade anders Frieden finde. Nur er kann ihn mir schenken. So wie früher.

Erleichtert keuchte sie auf, als Ben sie küsste und ihrer Forderung nachkam. Jetzt würde sie sich fallenlassen können. Nun würden die Schatten sich zurückziehen. Die Leidenschaft verwies sie auf ihre Plätze. So wie immer.

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Rainbow Clouds - Weil Sonne und Regen sich vereinenWhere stories live. Discover now