~ 25 ~

8 3 2
                                    

Endlich konnte er sich höflich verabschieden und sich zu Hause eingraben. Die letzten Stunden waren eine einzige Tortur gewesen. Vor allem, weil sich seine Brust jedes Mal so zugeschnürte, wenn er Ellas bedauernden Blick aufgefangen hatte, nachdem sie wieder in den Raum geschlurft war.

Es war ihm nicht verborgen geblieben, dass sie seine Nähe gesucht hatte, doch er hatte sich nicht damit beruhigen lassen können. Die Spitzen, die sie abgefeuert hatte, brannten nach wie vor wie Wundbrand in seinen Eingeweiden. Da hatte es nicht auch nicht geholfen, dass sie sich Mühe gegeben hatte, zu verbergen, wie mitgenommen sie war.

Er hatte die Vermutung, dass Mo etwas damit zu tun hatte. Sein Kumpel hatte sich, kurz nachdem er selbst den Raum erneut betreten hatte, aus dem Staub gemacht, eine Kippe zwischen Daumen und Zeigefinger rollend. Da Moritz länger weggeblieben war, als es dauerte, seine Zigarette zu rauchen, befürchtete er, dass sein Freund mit Ella gesprochen hatte.

Kann mir egal sein. Ich habe meine Entscheidung getroffen, bei Ella auf Abstand zu gehen. Das war einfach zu viel. Er verkniff sich ein Augenrollen, weil Achim nochmal zu Juliana und Manni sagte, wie sehr sie es genossen hatten und wechselte einen Blick mit Sarah, die äußerst amüsiert wirkte. Ella hingegen stand nur daneben und schaute ihn wiederholt an, während sie auf ihrer Unterlippe herumkaute.

Er versuchte, diese Tatsache zu ignorieren. Aber es fiel ihm nicht so leicht, wie es sollte. Seit Tobi die Kinder abgeholt hatte, wirkte sie noch trauriger. Doch das war nicht mehr sein Ding. Obwohl es ihn marterte zu wissen, dass Ella eine einsame Zeit bevorstand. Aber es hat auch niemand gesagt, dass es leicht werden würde, das Was-auch-immer mit Ella zu skippen.

Er unterdrückte ein Seufzen und beobachtete erleichtert, dass Achim sich nun offenbar endlich genug bedankt hatte und hob die Hand nochmal grüßend, ehe er auf dem Absatz kehrtmachte und davonstapfte. Automatisch lenkte er den Blick in den Himmel. Es roch nach Schnee und die Wolken, die sich vor den Sternenhimmel geschoben hatten, zeugten davon, dass es heute noch schneien würde. Fröstelnd zog er seinen Mantel enger um sich.

Er wusste nicht, ob er wegen Ella so fror oder ob es daran lag, dass er meinte, auch zu merken, dass Wind aufkam. Reflexartig zuckte er mit den Schultern. Das würde ihn zuhause nicht stören, wenn er sich dort vergrub und seine Wunden leckte.

„Warte, Ben!" Er drehte sich zu Mo um, der seine Schritte beschleunigte, um ihn einzuholen. Sofort rollte er instinktiv mit den Augen. Er hatte befürchtet, dass Mo die Sache nicht auf sich beruhen ließ. Es wäre ihm lieber, er könnte gleich nach Hause fahren. Aber genauso gut wusste er, dass er keine Chance hatte.

„Was willst du?" Seine Stimme klang so schroff, dass er selbst zusammenzuckte. Doch nicht sein Kumpel. Der hob nur die Augenbrauen an und seine geöffneten Hände hingen über seinen Schultern, als er neben ihm zum Stehen kam.

„Hey, hey, hey, ganz ruhig, ok? Ich komme in Frieden." Schlagartig kribbelte sein Nacken und er fühlte sich noch mieser. Moritz konnte wirklich nichts für seine Laune. Trotzdem fiel es ihm jetzt schwerer, die Fassade aufrechtzuerhalten, da er nicht mehr in einem Raum mit Leuten saß, denen er die Stimmung vermiesen könnte. Das ist aber keine Entschuldigung Mo so anzumotzen.

Auch Achim blieb neben seinem Mann stehen und schaute ihn besorgt an. Das Kribbeln verstärkte sich noch, während er sich innerlich krümmte. Reflexartig wich er den Blicken aus und sah auf seine Stiefelspitze, die irgendwelche Spuren in den unsichtbaren Straßenstaub zeichnete. „Gibst du mir eine Minute mit Ben, Liebling?"

„Na, klar. Frohe Weihnachten, Ben." Sofort flog sein Blick zum Achim. Er wollte etwas erwidern. Nur schien seine Zunge an seinem Gaumen angeklebt zu sein. Stattdessen nickte er nur und sah, wie Achim seinem Kumpel einen Kuss auf die Lippen hauchte. Anschließend erwiderte er das Schulterklopfen, ehe er beobachtete, wie Moritz' Mann zu deren Auto schlenderte und sich hineinsetzte.

Rainbow Clouds - Weil Sonne und Regen sich vereinenWhere stories live. Discover now