Der Mann meiner Kinder

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Z o é

Das Gesichtsausdruck meines Bruders ist das eine, was mir Angst macht, doch auf das kommende bin ich nicht vorbereitet und die Angst macht sich wie ein Sturm in mir bemerkbar.

»Was soll das heißen?«, verlässt es heiser als erwartet, meine Lippen.

Tränen machen sich in meinen Augen bemerkbar. »Ich werde diesem Bastard—«, mit unterdrückter Wut flüstere ich meinem Bruder ernst meine Worte zu. »—keines meiner Kinder überlassen. Die beiden werden zusammen geboren und zusammen aufwachsen, keiner wird getrennt.«

Mir macht es Angst, dass sie mir eines der Kinder wegnehmen wollen. »Die Fernández können mich mal!«

Stürmisch verlasse ich die Praxis, nicht auf meine zukünftigen Schwiegervater achtend. Ich werde ihn mir als Familie betrachten, denn alles was er will, ist es Familien zu zerstören.

»Zoé, Ryan hat mir eben erklärt, dass du Zwillinge bekommen wirst.«

»Ach ja, hat er das?«, ich kann es mir nicht verkneifen meine Augen zu verdrehen. »Mein Glückwunsch.«

Ich spüre seine Hände, die meine Oberarme umfassen. »Zwillinge sind gut.«

»Nehmen Sie die Hände von meiner Schwester.«, ertönt es harsch hinter uns.

»Gut?!«, fauche ich und Winde mich aus seinem festen Griff, der mein körper zum Beben gebracht hat. Ich hasse ihn.

Und ich ekle mich zutiefst.

»Weil ich Zwillinge bekomme, werden Sie keines von den beiden je zu Gesicht bekommen.«

Meine Wut nimmt Kontrolle über meinen Körper, dass mir sogar Tränen über die Wangen rollen und meine Stimme laut durch die straßen hallen. »Es ist mein Körper, mein Leben und es sind meine Kinder.«

»Falsch, Nathan ist der biologische Vater oder hast du rein zufällig noch mit jemand anderem das Bett geteilt?«

Ich schrecke zurück, nicht vor Angst, viel eher vor empörung. »Ich bin keine Hure.«, zische ich. »Du hast mit meinen Sohn geschlafen, obwohl ihr euch nicht gekannt habt—«

»Halten Sie ihr verdammten Mund, sonst wird das hier nicht gut enden.«, tretet mein Bruder ein und stellt sich beschützerisch vor mir, während er Luan auf seinen Armen trägt. »Die Ärztin hat Ruhe angeordnet.«

»Wie können Sie es wagen, meiner Schwester, auf der viel Verantwortung lastet, so etwas vorzuwerfen, nur weil sie mit Ihrem Sohn schlief? Nathan ist scheinbar auch nicht das gute Söhnchen, für das er sich zu ausgeben scheint.«

Ich schnappe nach Luft und starre meinen Bruder an, der mir seine Hand auf meinem Rücken legt. »Lass uns gehen, Zoé.«

Mit seiner freien Hand wischt er mir die Tränen weg. »Ihm sind deine Tränen nicht Wert, oveja peuqeña.«, er tätschelt beruhigend meinen Oberarm und wäre er nicht mein Bruder, dann würde ich ihm wahrscheinlich verfallen.

Ich lasse mich von meinem Bruder und seinem Sohn zum Auto führen, mit dem wir her gefahren sind. »Eines der Kinder wird uns gehören.«

Ich will mich umdrehen und ihn anschreien, was das soll und warum er so versessen darauf ist einen Erben zu bekommen — warum er so versessen darauf ist, mein Leben zu zerstören und bald das Leben der Zwillinge —, aber mein Bruder hält mich davon ab und schüttelt seinen Kopf.

Dass ich so untätig bin, hasse ich Abgrundtief. Etwas muss sich ändern und bevor es die Fernández tun, muss ich handeln.

Meinen Blick senkend, gucke ich auf meine Hände, die sich zitternd ineinander flechten. Mein Herz pocht rasend gegen meine Rippen.

Ich hole mein Handy aus meiner Tasche und schreibe Nathan, dessen Nummer ich nur habe, weil er sich an meinem Handy bedient hat. Blinzelnd blinzle ich die vielen, aufkommenden Tränen weg und achte, während ich schreibe, nicht auf die Wortwahl.

»Zoé, ich denke nicht, dass du Texten solltest. Mit wem schreibst du?«

»Nathan.«

»Jep.«, er nimmt mir mein Handy aus der Hand, bevor ich die letzte Nachricht von Nathan lesen kann. »Nicht gut.«, sagt er und schließt mein Handy, ohne ein Blick darauf zu werfen. »Niemals Nachrichten schreiben, wenn du wütend bist. Geht ehrlich nicht gut, rede aus erfahrung.«

Augen verdrehend lehne ich mich in dem Sitz zurück, während mein Blick zur Rückbank fällt. Luan sitzt mittig und spielt mit seinem Stofftier, während immer wieder kleine Töne seinem Mund verlassen.

»Das wird schon.«, spricht mein Bruder, um mich zu beruhigen. Ich seufze. »Dein Optimismus möchte ich gerade haben.«

Wie von selbst lege ich meine, noch immer zitternden Hände, auf meinen Bauch und Blick aus dem Fenster, wie die Landschaften an uns vorbei ziehen. Ich Versuche alles auszublenden, um wenigstens kurz wieder Ruhe zu finden, doch schon sehr bald soll mich das Chaos wieder einholen.

***

Der Mann meiner Kinder zischt aufgebracht die Dame an der Rezeption an, als wir hineintreten. Ungläubig fiel mein Blick ständig zwischen ihn und ihr hin und her. »Was zum Teufel machst du hier?«, entkommt es mir entsetzt.

Ruckartig schwingt er herum und sieht mich mit seinen intensiv blau-Grauen Augen an. Mein Bruder möchte sich bereits vor mir stellen, um einzugreifen, aber ich gebe zu verstehen, dass das mein Problem ist.

Er hat heute genug für mich getan und wenn ich nicht allmählich selbst eingreife, um mein Leben in dem Griff zu bekommen, dann kann ich gleich einpacken. »Geh mir Luan vor, ich komme nach.«, lächelnd überreiche ich ihm Luan, den ich zuvor auf meinen Arm genommen habe.

Nur zögernd nickt mein Bruder und verlässt die Lobby, um den Fahrstuhl in seinem Apartment zu nehmen. Ich wende mich dem Mann zu, den ich den Vater meiner Kinder nenne.

»Zoé.«, er fasst sich am Hinterkopf, sich inzwischen unsicher was er sagen soll, jetzt wo wir uns wieder gegenüberstehen und er weiß, dass ich schwanger bin. Sein Blick fällt auf meinem Bauch, aber gleitet hoch zu meinen Augen, da ich meine Arme vor meiner Brust verschränkt habe. »Dein Vater ist scheiße.«

Die Wut droht mich zu übermannen und alles, was ich die letzten Stunden eingesteckt und zurück gehalten habe, lasse ich raus, weil ich es satt habe meinen Mund zu halten und untätig herumzusitzen, während alle um mich herum über mein Leben entscheiden.

»Er kann und wird mir nicht einen der Zwillinge nehmen, nur um einen Erben zu haben! Er will, dass wir heiraten, na schön! Aber meine Kinder werden dann aus all dem scheiß herausgehalten. Die werden weder dazu gezwungen irgendein scheiß Erbe zu sein, noch das Bündnis unserer Familie aufrecht zu erhalten. Und ich möchte nicht, dass dein Vater einfach so vor meinem Frauenarzt auftaucht, nur um mit rein zu watscheln und zu zusehen, wie ich nackt herum laufe und zu entscheiden, was mit meinen Kindern passier!«

Luft holend, weil ich bemerkt habe, dass das doch zu viel gewesen ist, spüre ich vereinzelte Tränen in meinen Augen aufsteigen und gebe dabei den verdammten Hormonen schuld. »Zoé.«, ich schnappe erschrocken nach Luft, als er mir plötzlich so nahe ist, dass er mein Gesicht in seinen Händen nimmt. »Ich verspreche dir, hier und jetzt, dass dir und den Kindern nichts passieren wird, weder mein Vater wird etwas tun noch jemand anderes wird schaden anrichten können, so lange ich existiere.«

»Also bitte Zoé—«, seine Stimme bricht und ich meine, ihn noch nie zuvor so gesehen zu haben. Seine Stirn an meine lehnend setzt er fort »— bitte lass mich ein Vater für unsere Zwillinge sein.«

Mr. & Mrs. Sánchez 1✔️Where stories live. Discover now