Schmerz und Zwillinge

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Z o é

Mit genügend Kraft versuche ich meine klebrigen Augen zu öffnen. Die vielen Tränen am Vortag machen sich heute bemerkbar. »Verdammt.«, ächze ich und stütze mich auf, bis ich ein schmerzerfülltes Stöhnen vernehme und erschrocken aufblicke.

»Prinzessin, so sehr ich deine nähe und deine Berührungen auch—«, er unterbricht sich und verzieht sein Gesicht. »—schätze, du zerdrückst mir meine Gedärme mit deinem Ellenbogen.«, setzt er gequält vor und erst jetzt wird mir bewusst, dass ich mit meinem Ellenbogen voll auf seinem Bauch drücke.

»Perversling«, siegessicher grinse ich, statt von ihm runterzugehen und ihn von der Qual zu erlösen, drücke ich fester zu. »Amore Mio!«, ruft er wütend aus. »Fuck verdammt, Zoé.«, zischt er und starrt mich mit seinen Augen an.

In seinen Augen schimmert Rache auf. »Herausforderung angenommen.«

Ich blinzle, nicht sicher was er damit meint, aber mein Verstand ratet mir, mich in Kampfposition zu begeben oder ich Achtung zu gehen. Doch noch bevor ich einen Fuß auf den Boden setzen konnte, liege ich Rücklings auf der Couch und Nathan sich über mich beugt.

»Was hast du vor?«, ich strample wild um mich und versuche ihn von mir zu bekommen. Seine Hände pinnen meine an die Couchlehne. Mit seinen Beinen drückt er meine runter, um mich still zu legen und, außer mein Atem und mein Brustkorb ruht alles still auf der Couch.

»Ich tue dir weh.«, flüstert er, als er sich nahe an meinem Ohr lehnt. Gänsehaut durchfährt mich und die Panik breitet sich, wie ein Feuer, in mir aus. »Nathan.«, warnend sehe ich ihn an, doch sein süffisantes grinsen, dass seine weichen Lippen umspielt, deutet daraufhin, dass er keine Gnade zeigt.

Es macht mir zwar eine gewisse Angst, was er plant mir anzutun und doch gibt es diese Neugier. Diese Neugier, die wissen möchte, was passiert, wenn ich hier liegen bleibe und zusehe. Was stellt er mit mir an?

Seine Lippen, die bis eben noch ein grinsen umspielten, wandern plötzlich zu meinem Hals. Warme Küsse hinterlässt er auf meiner Haut, die sich wie Hitzschläge anfühlen. Meine Haut brennt mit jedem Mal, in dem er seine Lippen meine Haut entlang wandern lässt.

»Nathan—«, hauche ich und versuche meine Hände zu befreien. Ich möchte durch sein goldenes Haar fahren, das völlig zerstreut ist. »Huh!«, ruckartig zuckt mein Körper, als er eine Hand von meinen Händen nimmt und diese auf meinen nackten Oberschenkel legt.

Mich stört es, dass dieser man, meine Hände mit nur einer Hand halten kann und in mir solch eine Wärme hervorholt, dass es sich wie in einer Sauna anfühlt.

— Er hat nicht gelogen, als er gesagt hat, dass er mir weh tun würde.
Er tat mir weh, in dem er mir nicht das gegeben hat, wonach mein Körper sich gesehnt hat.

***

»Warum— musstest du mitkommen?«, Stirnrunzelnd sehe ich meinen zukünftigen Mann an. »Warum? Das fragst du noch?«, seine blau-grauen Augen schimmern vor Belustigung, dass ich mich dämlich fühle. Mein Blick fällt auf meine Hände, die ich zusammengefaltet auf meine Oberschenkel liegen habe.

Ausnahmsweise scheine ich nervöser zu sein, als ich je zu geben würde. Vielleicht liegt es an Nathan, der heute zum ersten Mal mit zum Frauenarzt gekommen ist. »Ich werde, der Vater dieser Kinder.«, sagt er und zupft an meinem Pullover. »Aber, wenn es dir unangenehm ist, dann gehe ich nach draußen und warte da auf dich, Amore.«

Hitze macht sich in meinen Wangen bemerkbar und ich schüttle verneinend den Kopf, denn ungewöhnlicherweise will ich, dass er bleibt. Ich will, dass er die Zwillinge sieht, die kleinen Körper, die noch nicht ausgereift sind. Er soll staunen und denken, dass das Missgeschick Glück ist.

Und doch weiß ich, dass dieses Glück nicht mehr lange weilen wird.

Das, was ich mir am allermeisten wünsche, ist, diesen Zwang zu entkommen und es tut mir leid für Nathan. Aber ich kann so nicht leben, ständig unter den Druck der Familien. »Guten Morgen, Ms. Sánchez.«, meine Frauenärztin betretet den Raum, in dem ich zugeteilt wurde.

Die Augen meiner Frauenärztin blickt durch den Raum und endet bei Nathan. Überrascht hebt sie ihre Augenbrauen. »Sie haben jemanden mitgebracht.«, ihr Blick gleitet zu mir und sie lächelt. »Nathan Fernández, ihr Verlobter.«, macht er ihr direkt klar.

»Schön Sie kennenzulernen.«, sagt sie, doch wendet sie sich direkt wieder mir zu. »Dann machen Sie sich oben einmal frei.«, nachdem sie sich auf den Stuhl gesetzt hat, ziehe ich mir mein Pullover über den Kopf. Den brennenden Blick von Nathan ignorierend, lege ich mich auf die Liege.

Ich streiche sanft über meinen nackten und leicht gewölbten Bauch. »Vier Monate schon.«, sie hebt beachtend ihre Augenbrauen und lächelt fröhlich. »Ja.«, stimme ich zu und sehe zu Nathan, dessen Augenbrauen in die Höhen schießen. »Dann wollen wir mal sehen, wie es den kleinen geht.«

Das kühle Gel hinterlässt, eine unangenehme Gänsehaut, auf meinen Körper. Instinktiv greife ich nach der Hand von Nathan — es ist wie ein Tick. Die Hand meines Bruders habe ich auch gehalten, als er dabei gewesen ist. Es ist, als bräuchte ich eine Person an meiner Seite, obwohl ich mir geschworen habe, nie auf andere angewiesen zu sein.

»Entschuldigung.«, forme ich tonlos mit meinen Lippen. Er erwidert den sanften Händedruck und schüttelt den Kopf. »Sehen Sie—«, meine Ärztin deutet auf den Bildschirm und zeigt uns, wo die kleinen Zwillinge sind. Das brennen hinter meinen Augen deutet daraufhin, dass ich den Tränen nahe bin und es kaum erwarten kann, bis ich die zwei in meinen Armen halten kann.

Mr. & Mrs. Sánchez 1✔️Where stories live. Discover now