Te amo

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Z o é

Wie Geister, schleichen wir die düsteren Flure entlang, auf dem Weg zu unserem einzigen Ziel - Paulo Fernández.

Die Angst schleicht sich unter meine Haut und lässt mein Herz höher beben. Die Wände sind mit einem warmen grau verziert und wirken, auf den ersten Blick einladend aus. Doch die Bilder, die an der wand hängen, geben ein anderes Bild, als die Gestaltung des Anwesens ab. Es wirkt gezwungen.

Für einen kurzen Moment, da fühle ich Mitleid mit Nathan. Es ist traurig, dass der Vater wenig Interesse, für seinen einzigen Sohn, zeigt und ihn alles zu nehmen versucht.

Meine Wut, die sich über die Monate lang gezogen hat, rauscht durch mein Blut. Augenblicklich stellen sich meine Nackenhaare auf, es ist wie ein Instinkt, der mir zu sagen versucht, dass Gefahr auf uns lauert.

»Nun gut, Mäuschen, it's Showtime.«, Ramon grinst mir frech zu, während er in die entgegengesetzte Richtung zeigt, weil sich dort bereits Angestellte, auf den Weg ins Büro ihres Chefs, machen.

Nickend ziehe ich die Kapuze noch tiefer, in meinem Gesicht und hole meine Waffe bereits, aus dem Anorak.

»Viel Glück.«, wünscht er mir, als ich mich auf den Weg ins Büro meines Schwiegervaters mache. Alleine der Gedanke, dass er mein Schwiegervater geworden wäre, schaudert mich.

Der Mann wollte meine Kinder trennen, um einen scheiß Erben zu bekommen. Dafür scheißt er sogar auf die Allianz. Inzwischen weiß ich alles, was er geplant hat. Doch, dass ich ihm zuvor komme, scheint nicht auf seiner Liste zu sein.

Nachdem ich herausgefunden habe, dass er mich entführen wollte, um mich einzusperren, wie ein Vogel, wurde ich rasend vor Wut. Er hätte so lange gewartet, bis ich die Zwillinge bekomme und hätt mich elendig verrecken lassen.

Ihm ist es egal, ob ich oder geschweige Nathan, leben, um für die Kinder zu sorgen. Für seinen Plan hat er bereits einige Organisationen gemacht. Darunter eine Hebamme, eine Leihmutter, Babybetten und mehr.

Und doch, nach all dem, was ich herausgefunden habe, stehe ich vor der Tür seines Büros und zögere. Meine Hand zittert, als ich diese auf den Knauf lege. Das Adrenalin breitet sich, wie Gift, in meinem Körper aus.

»Komm nur rein.«, ertönt es hinter der Tür und meine Haare stehen zu Berge. Mein Herz setzt mit einem Mal aus, während ich die Tür zu seinem Büro aufmache. Selbstsicher halte ich, meine Waffe hoch.

»Nathan macht sich sorgen, durchforstet ganz Spanien nach dir und nicht nur das, er lässt mich beobachten.«, seine raue Stimme lässt mich schlucken, während ich ihn dabei zusehe, wie er sich Bourbon in einem seiner Gläser kippt.

Töte ihn.

Mein Instinkt ratet mir, dem Kerl das Licht auszupusten und dennoch hält mich etwas zurück. Dabei weiß ich selbst, dass ich nicht zögern sollte. »Wie ich sehe, hast du die Kinder gebärt.«, er hebt seinen Blick und lässt ihn über meinen Körper schweifen, dass mir ein ekelerregendes Gefühl hinterlässt.

Mein Herz sackte ein weiteres Mal in sich zusammen. »Was geht dich das schon an.«, zische ich wütend und umgreife meine Waffe fester. »Du bist hier, um mich zu töten.«, stellt er weniger beeindruckt fest.

Ich recke mein Kinn, um keine schwäche zu deuten und lege meinen Finger auf den Abzug. »Lass mich eins gesagt haben, Nathan wird dich nicht lieben. Sollte er dein wahres ich erkennen, wird er sich an dich Rächen, weil ich sein Vater bin.«, er nippt an seinem Glas und lässt meine Wut stärker lodern.

Bis hierhin ist alles viel zu einfach gewesen, dass ich infrage stelle, ob alles richtig läuft. Warum wusste er, dass ich vor der Tür gestanden habe? Warum bringt er Nathan ins Spiel?

Doch noch bevor ich etwas bemerke, bewegt sich mein Körper von selbst. Das Adrenalin lässt meine Finger kribbeln. Der laute Schuss hallt selbst in meinem Körper wider, während der Rückschlag mich einige Schritte zurück taumeln lässt.

Erschrocken weiten sich meine Augen und starren in die, des Mannes, der mich richten wollte. Er hat das Spiel begonnen.

Und letzt endlich, habe ich die Schachpartie gewonnen.

Schach Matt.

Meine Ohren lauschen dem röchelnden Mann am Boden und plötzlich auftauchende schwere Schritte, die mein Herz schneller pochen lassen. Die Tür wird schwungvoll aufgerissen und meine Augen treffen auf die, die ich nicht erwartet habe heute hier zu sehen. »Zoé.«, keucht er und lässt sein Blick an mir vorbei schweifen.

Meine weit aufgerissenen Augen, verraten welche Panik auf meinem Gesicht geschrieben steht und doch bin ich so erleichtert, dass es mich Tränen kostet. 

»Wieso, Zoé?«, vernehme ich es atemlos, von den blondhaarigen, dessen blauen Augen so müde und verletzt aussehen.

Es kostet mich einige Sekunden, in denen ich nach meiner Stimme suche. »Es tut mir leid.«, hauche ich verzweifelt, wissend das es zu spät ist, um Reue zu verspüren. Den Arm, mit der Waffe in der Hand, senkend.

Es tut weh, ihn so zu sehen. Mein Herz schmerzt mit jedem Schlag gegen meine Rippen und meine Augen brennen, mit jeder vergossenen Träne.

Die Angst, dass er mich verstößt, ist groß und dennoch verständlich. Obwohl sein Vater ihn misshandelte, ist er immer noch sein Vater, den ich eine Kugel verpasst habe - eine Kugel zu wenig.

Sein Blick schweift meinen Körper hinab und seine Augen weiten sich. »Amore ...«, haucht er und macht einen Schritt auf mich zu. Die Zeit scheint wie still zu stehen und nur Nathan ist derjenige, den ich wahrnehme. »estoy muy herido.«, murmelt er.
(Ich bin sehr verletzt)

Meine Unterlippe bebt und so sehr es mich schmerzt, ist es meine Pflicht – mein Versprechen. »Komme mir nicht näher, Nathan.«, verlässt es bebend meine Lippen und vor Schock, weiten sich seine Augen. »Zoé.«

»Wir hätten uns nie begegnen dürfen.«, falle ich ihm ins Wort und richte die Waffe auf ihn – ihm, den ich verfallen bin. »Das würdest du nicht tun.«, seine Schritte nähern sich mir immer mehr, dass ich nur noch mein laut pochendes Herz vernehme.

»Amore Mio, du liebst mich.«, flüstert er schon fast verzweifelt. »Aber ich habe es zu spät bemerkt.«
»el Amore es una pérdida de tiempo.«, verlässt es trocken meine Lippen und doch, hinterlassen die Worte, einen kalten Schmerz.
(Liebe ist Zeitverschwendung)

»Nein.«, er bleibt stehen und umfasst meine Wangen, während er sich selbst, den Lauf der Pistole an sein Herz hält. »Te amo, Amore Mio.«
(Ich liebe dich)

Ich schüttele meinen Kopf. »Nathan, nicht.«, die Tränen fließen über meine Wangen und ich vernehme den klaren, herrlichen Duft, der Nathan umgibt. »quiero estar contigo, Amore.«
(Ich möchte bei dir sein.)

»te amo hasta mi muerte.«, er legt seine weichen Lippen auf meine Stirn, als wolle er mir etwas versprechen und ein angenehmer Schauer durchfährt mich. »Sólo tu.«
(Ich liebe dich bis zu meinem Tod. Nur dich.)

»Und die Kinder.«, fügt er leise hinzu und lächelt warmherzig, als hätte ich seinen Vater nicht eben erst eine Kugel verpasst. »Nathan.«, schluchze ich, bis plötzlich ein weiterer Schuss ertönt.

Mr. & Mrs. Sánchez 1✔️Where stories live. Discover now