Schuldig oder unschuldig

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Z o é

»Befolgen Sie meinen Rat?«, meine Frauenärztin zieht sich die Gummihandschuhe aus und wirft sie in den Mülleimer, der neben dem Schreibtisch steht. »Ja«, murmle ich und streiche mein Pullover glatt, den ich mir soeben angezogen habe.

Nathan steht hinter mir und hält meine Jacke, die er bereitwillig öffnet, um sie mir anzuziehen. »Sie werden heiraten und dass übernimmt eine Menge Stress—«
»Wenn ich Sie damit beruhigen kann — ich kümmere mich um alles, damit sie sich zurücklehnen und die Füße anheben kann.«, unterbricht Nathan sie und hilft mir dabei die Jacke anzuziehen.

Überrascht blinzelt Mrs. Ferrars und lächelt dann. »Das freut mich.«, wendet sie sich an mich. Ihr warmes Lächeln steckt mich an und energisch beginne ich zu nicken. »Ich werde mich ausruhen!«, versichere ich ihr und greife nach meiner Handtasche.

»Na dann Ms. Sánchez und Mr. Fernández, wir sehen uns beim nächsten Termin.«, sie reicht mir ihre Hand hin, die ich entgegen nehme. Ihre weiche Hand ist angenehm warm, dass es mir beinahe schwer fällt sie loszulassen.

Zuletzt gibt sie Nathan die Hand, bevor er dann nach meiner greift, dass mich — zu meiner Überraschung — sehr überrascht. »Einen schönen Tag noch.«

Als wir die Praxis verlassen, hoffe ich, dass er meine Hand loslässt. Doch sogar als wir die Praxis verlassen und vor seinem Auto halt machen, hält er meine Hand. Ich schaue zu ihm hoch, um zu verstehen was in ihm vorgeht.

»Zoé«, seine Stimme ist ungewöhnlich tief und plötzlich wirkt er angespannt. Mit seiner freien Hand fährt er sich durch sein Haar, die beiden Muskel protze, die aus dem anderen Auto aussteigen, ignorierend. Die beiden kommen immer mit, wenn wir das Anwesen verlassen. Es gilt zur Sicherheit. »Nathan?«

»Bei meiner Familie wurde eingebrochen.«, beginnt er und weicht meinen suchenden Blick aus. Mein Herz bleibt stehen, denn auf diesen Moment habe ich seit Wochen geträumt aber nicht eine passende Antwort gefunden.

»Geht es ihnen gut?«, frage ich und tue so, als würde ich von nichts wissen. Ich habe es meiner Mutter versprochen und doch will ich Nathan ebenso wenig belügen. »Denen ist nichts passiert, denn das war an jenem Tag, an dem wir das Essen hatten.«

Er sieht mich mit seinen blau-grauen Augen an. »War es deine Familie?«

Meine Augen weiten sich.

Ich weiß, dass es meine Familie gewesen ist. Doch verletzt es mich, dass auch er uns beschuldigt. Dabei ist es die Wahrheit. »Was?«, entfährt es mir unwillkürlich. Er rauft sich seine Haare. »Mir gefällt das nicht.«

»Mein Vater denkt, dass ihr es wart, die uns beraubt haben. Aber ich bin strikt dagegen. Bitte sag mir, dass ihr es nicht wart, Zoé.«

Verzweiflung flackert in seinen Augen auf und ich fühle mich dadurch noch schlechter. Meiner Familie zu liebe lüge ich und dennoch weiß ich nicht, ob es das richtige ist. Doch der Fakt, dass Nathan inständig hofft, dass wir nicht damit zu tun haben, hinterlässt ein stechendes Gefühl in meiner Brust.

Er glaubt daran, dass ich nichts weiß und nichts damit zu tun habe. Fälschlicherweise habe ich gedacht, dass er uns auch beschuldigt, doch wir mir scheint ist dem nicht so. »Ich weiß von nichts.«, gebe ich von mir und tue auf ahnungslos. »Wenn es meine Familie gewesen ist, dann hätten sie mir davon erzählt—«

Ich nehme einen tiefen Atemzug.

»Aber warum wurde bei euch eingebrochen? Fehlt etwas? Oder ist vielleicht etwas kaputtgegangen? Du sagtest das war an dem Abend, als ihr bei uns gewesen seid, waren da nicht dennoch Sicherheitsleute? Geht es denen-«

»Du machst dir sorgen um Sicherheitsleute?«, er runzelt seine Stirn und packt mich an meinen Schultern. »Ich bin dein Verlobter, nicht mal du, als meine Verlobte, machst dir so viel Sorgen um mich, wie um die Menschen, die unsere Sicherheit gewährleisten!«, tadelt er mich und seufzt anschließend.

Blinzelnd beobachte ich, wie er seinen Kopf auf meiner Schulter bettet und seine Arme um meinen Körper schlingt. »Du bist so gemein.«

Dass ich erfolgreich gelogen habe, belasse ich, stattdessen interessieren sich meine Gedanken und Fragen einzig und allein Nathan. Was zur Hölle treibt er da? »Das sind Menschen—«

»Ich bin auch einer.«

»Dir geht's doch gut.«, ich bewege mich keinen Zentimeter, denn es fühlt sich zu fantastisch an, als das mich von seinen Armen losreißen kann. Seine blonden Haare kitzeln meine Wangen, während seine Hände sanft in meinem Rücken drücken.

Meine Wangen erhitzen sich und ich schien schier davon besessen zu sein, mehr zu bekommen.

»Nathan.«, flüstere ich. »Wir sollten so langsam los.«, obwohl ich mich selbst dagegen strebe die Umarmung zu unterbrechen, ist mir bewusst, dass es nie ein uns geben kann. Wir sind beide von Grund auf verschieden und haben eine Familie, die sich gegenseitig hassen. Aus uns kann einfach nichts werden.

»Du hast recht.«, er hebt seinen Kopf und blickt mir vehement in die Augen. »Ich muss mich um unsere Hochzeit in drei Wochen kümmern.«, er grinst und bringt uns damit zurück in die Welt, in der ich versucht habe einen Ausweg zu finden. »Was willst du machen, wenn ich nein sage?«, jetzt bin ich es, die vehement grinst und sich aus seinen Griff windet.

Sein tiefes Lachen erklingt und erschüttert meinen gesamten Körper. »Amore Mio.«, er umgreift meine Hand. »Wir werden sehen, was du sagst.«, damit setzt er einen hauchzarten Kuss auf meinen Handrücken und hinterlässt einen angenehmen Schauer über meine Haut ziehen.

Die sanfte Art, die er mir immer zeigt, lässt mich immer wieder vergessen, wieso wir hier stehen und was unsere Aufgaben sind.

»Du hast sicher Hunger, wir können noch einen kurzen Halt machen. Sag mir worauf du Lust hast und du bekommst es.«, er öffnet mir die Beifahrertür und wie auf Kommando kommt das Gefühl von Hunger in mir auf.

»Mc Donalds?«, als ich mich in das Auto setze und er die Tür zu macht, warte ich, was seine Antwort sein wird. »Na dann.«, nachdem er sich ins Auto gesetzt hat, fällt sein Blick auf mich und er nickt grinsend. »Mc Donalds.«, sagt er und fährt kurz darauf los.

Mr. & Mrs. Sánchez 1✔️Where stories live. Discover now