Eine andere, als Zoé

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N a t h a n

Ihre mittel langen, braunen Haare hat sie mit einer Klammer zusammen gebunden, während sie sich mit wässrigen Augen umsieht. Meine Hände grabe ich tief in meine Hosentasche und lehne mich an den Türrahmen.

Es erfreut mich, dass ihr die Einrichtung gefällt und dennoch würde sie es scheinbar nicht zugeben, dafür ist ihr Ego zu groß. Aber wenn ich eins weiß dann, dass ich sie dazu bringen werde nach zu geben. Einen tiefen Atemzug nehmend reiße ich mich zusammen.

Ihr kleines Schauspiel von eben, hat mich angeturnt und das Problem in meiner Hose, erst zu einem Problem gemacht. Zoé ist nicht ohne, dass wusste ich schon bei unserem ersten aufeinandertreffen, doch dass es zu einem weiteren — mit einer schockierenden Nachricht — treffen kommen würde, habe ich nicht geahnt.

Ich bin nicht darauf vorbereitet gewesen Vater zu werden, denn das hatte ich nie auf den Schirm. Mir ging es nur um den Sex, doch nun, wo Zoé vor mir steht — Schwanger mit Zwilling und das von mir —, wird mir bewusst, was für eine Verantwortung ich ab sofort tragen werde.

Nicht nur die Verantwortung als Vater, sondern auch als Ehemann. Als ich ihr gesagt habe, dass ich sie und die Kinder beschützen werde, habe ich das auch so gemeint. Ich weiß nicht, ob ich sie je lieben werde, aber ich kann sie akzeptieren und respektieren.

Ich kann sie beschützen und dafür sorgen, dass es ihnen gut gehen wird.

Mein Plan ist es gewesen die Geschäfte meines Vaters zu übernehmen — die Mafia. Doch jetzt, mit Zoé und der Schwangerschaft wird es komplizierter als erwartet. »Du schläfst trotzdem auf der Couch.«, ein schniefen ihrerseits, lässt mich lächeln. »Wie du befiehlst.«

Ich wende mich ab, denn ich brauche dringend eine kalte Dusche, bevor ich mich verliere. Zoé ist Attraktiv, kein Zweifel und sie erregt mich, wie es noch keine andere getan hat. Zoé ist besonders und dennoch ein weiterer Stein auf dem Weg zu meinem Ziel.

Vielleicht ist es die Angst vor dem Versagen, dass ich in Vater und Sohn sein, nicht gut genug bin.

»Denkst du, wir hätten das in der Kabine doch nicht tun sollen?«, ihre Frage überrascht mich, dass ich stehen geblieben bin und zu ihr herum wirble. Prompt schlägt mein Herz höher, als ich mich an jenem Tag zurück erinnere. »Manchmal denke ich, wenn ich dich abgelehnt oder zur Seite gestoßen und geschrien hätte, dann würden wir heute nicht hier stehen, wie wir es jetzt tun.«

Wir teilen einen Gedanken — dass ist mein erster Gedanke gewesen. Auch ich habe oft darüber nachgedacht und doch durchfährt mich ein wohliger Schauer, wenn ich an sie und die noch ungeborenen Kinder denke. Die Aufregung Vater zu werden kribbelt durch jeden Faser meines verdammten Körpers.

»Keine Sorge, Amore Mio.«, stur sehe ich in ihren glasigen grauen Augen und dann zu ihren Lippen, auf der sie sich beißen tut. Weiß sie, was sie damit anrichtet?

Ich möchte über ihre Lippe streifen, damit sie sich nicht blutig beißt, stattdessen soll sie mich beißen. »Wir scheinen, trotz Meinungsverschiedenheiten dieselben Gedanken zu haben.«, ich beuge mich vor und dann wieder zurück.

Dieses Mal wende ich mich wirklich von ihr ab, denn je länger ich darüber nachdenke, wie sie sich angefühlt hat und ich ihr dabei schonungslos in die Augen sehe — ihre unschuldiger Blick macht es ebenso wenig besser —, desto schmerzhafter fühlt sich mein Schwanz in meiner Hose an. »Viel Spaß beim duschen!«, rief sie mir hinterher und ließ mich rau auflachen, da sie scheinbar Kenntnis von meinem Problem bekommen hat.

Seufzend fahre ich mir über mein feuchtes Haar, während ich nur mit einem Handtuch um meine Hüften bekleidet im Schlafzimmer stehe und mein Blick dem Bett gilt. Ich bin nicht einmal fünfzehn Minuten unter der Dusche gewesen. Fünfzehn Minuten in denen sie eingeschlafen sein muss.

Mir ist nicht bewusst, dass man so schnell einschlafen kann — denn mir gelingt es nicht. Vielleicht nimmt sie das alles doch viel mehr mit, als wir zunächst angenommen haben. Ihre müden Gesichtszüge sind klar erkennbar und immer wieder hebt sich ihr Brustkorb.

Vorsichtig klemme ich ihre Haarklammer aus ihren Haaren, die sich auf ihr Kissen oder im Gesicht verteilen. Sanft streiche ich die vereinzelten braunen Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. Ihre Lippen sind leicht geöffnet und ihre Hände liegen unter ihrer rechten Gesichtshälfte.

Seufzend wende ich mich von ihr ab und gehe in das nahegelegene Ankleidezimmer. Nachdem ich mir ein lockeres weißes T-Shirt und eine Jogginghose angezogen habe, gehe ich hinunter, in das Arbeitszimmer. Die Unmengen an Unterlagen, die ich noch bearbeiten muss, sollen möglichst schnell und am besten zur nächsten Konferenz fertig sein.

Besonders soll ich jedoch meinen Fokus auf die Hochzeit setzen. Den Großteil werden unsere Familien übernehmen, doch die kleinen Dinge, wie die Torten- oder Wein Wahl, Einladungskarten und Anzug beziehungsweise Hochzeitskleid übernehmen wir.

Allerdings muss ich darauf achten, dass Zoé sich nicht überarbeitet. Sie ist mir nicht egal — niemand ist mir egal —, denn jeder hat es verdient, auf die ein oder andere Weise akzeptiert und respektiert zu werden. Und Zoé ist Schwanger, mit meinen Kindern.

Sie braucht die Ruhe, besonders die Kinder, wenn sie gesund sein sollen. Meine höchste Priorität ist, dass allen drein nichts passiert, weder jetzt, noch in der Zukunft. Sobald ich die Tür schließe, wissen alle Angestellten — die heute noch hier sind, um die Möbel, zu putzen und Kartons rein tragen —, nicht stören sollen.

Ich streiche durch mein blondes Haar und lasse mich auf meinen Bürostuhl nieder, bevor ich mich umsehe und mich an die Arbeit machen würde. Der kühle Wind weht durch das Fenster hinein in diesen Raum und gibt mir das Gefühl von frische. Zu denken, dass alles einfach wird, ist ein fataler Fehler.

Genauso, wie ich gedacht habe, das dieses Essen an jenem Tag, an dem ich Zoé wiedergesehen habe — und die Nachricht erfahren habe —, einfach und schnell sein wird. Niemand hat damit gerechnet, dass dieser Tag unser aller Leben wenden würde. Meine Mutter ist enttäuscht, aber auf der anderen Seite erfreut, da sie Oma wird und mein Vater, der versucht das alles zu ignorieren, dass ich einfach mit einem — wie er es nennt —, x-beliebigen Mädchen (das Weib unseres Feindes) geschwängert habe.

Doch wäre es nicht Zoé, die ich heiraten muss — durch unseres Missgeschicks —, dann müsse ich eine andere, eine die mir weniger gefällt und das Gegenteil von Zoé ist, heiraten.

Mr. & Mrs. Sánchez 1✔️Where stories live. Discover now