Heiratsantrag

1.4K 64 1
                                    

Z o é

»Nathan!«, meine laute Stimme hallt durch das gesamte Haus und ließ wohlmöglich auch die Angestellten erzittern.

Angesprochener hebt seinen Kopf, als ich die Tür gewaltsam aufriss. »Zoé, ich bin beschäftigt.«, murmelt er.

Ich runzle meine Stirn und knalle die Tür hinter mir zu, ehe ich mit schweren und schnellen Schritten auf ihn zu gehe. »Seit wann existiert ein Gärtner!?«

Mein Herz schlägt noch immer fest gegen meine Rippen, weil der Schock, als der Gärtner plötzlich um die Ecke gekommen war, noch immer tief sitzt.

Die Rede von einem Gärtner hat nie stattgefunden. Alles, was ich akzeptiert habe ist eine Hausfrau, eine Köchin und die Muskelpakete vor unserem Haus. Ich bat darum, dass ich den Garten mache.

»Zoé«, er rauft sich sein blondes Haar. »Du bist Schwanger und deine Frauenärztin befahl dir ausdrücklich, dich auszuruhen.«, er legt seinen Stift beiseite.

Schmollend verschränke ich meine Arme. »Das war so nicht abgesprochen!«, fahre ich unbeirrt fort und setze mich auf den Stuhl, ihm Gegenüber. »Ich weiß.«, er lehnt sich zurück und starrt mich mit seinen blau-grauen Augen an.

»Und warum tust du's trotzdem?«, aufgebracht lege ich mir eine Strähne hinter meinem Ohr und beiße mir auf die Innenseite meiner Wange. »Weil ich weiß, dass du nein gesagt hättest, wenn ich dich gefragt hätte.«

Er hat recht damit, dass ich dagegen wäre, wenn er mich erst gefragt hätte. »Woher willst du das wissen?«, frage ich mit erhobenen brauen. Er hebt ebenso seine Brauen und schaut mich eindringlich an, so in etwa wie: wir wissen beide, dass du nein gesagt hättest. Also zwinge mich nicht dazu, etwas zu tun, was du bereuen wirst.

»Das wird noch ein Nachspiel haben, Nathan Fernández!«, ich erhebe mich vom Stuhl. »Kann es kaum erwarten.«, sein breites grinsen, das seine Lippen umspielt, bringt mich zur Weißglut. Dieser verdammte Idiot!

»Du-!«, ich packe ihn an seiner Krawatte und ziehe ihn zu mir über den Tisch. Unsere Nasen berühren sich, während sich unsere Augen anstarren. In seinen Augen blitzt etwas auf, doch ich ignoriere es, um meinen Part dieser Diskussion fortzusetzen.

»Wenn hier in diesem Haus etwas geschieht, dann will ich teil daran haben, denn es ist auch mein Haus! Niemand wird einfach so eingestellt, ohne dass ich davon zuletzt erfahre und«

»und?«

Plötzlich verlässt mich all mein Mut, den ich mit letzter Mühe zusammen gekratzt habe. Die Nähe zu ihm lässt meine Wangen erhitzen. »Ob mich das gerade anmacht?«, fragt er in die Luft und grinst mich mit seinen Augen an. »Ja, das tut es.«, antwortet er sich selbst und lässt seinen Blick auf meine Lippen gleiten.

Ruckartig lasse ich ihn los und lehne mich zurück. »Idiot.«, mit hochroten Gesicht verlasse ich sein Büro, das nur vor Papier trotzt. Manchmal frage ich mich, was er da bearbeitet und manchmal habe ich Angst, dass es um mich und meiner Familie geht.

Mittlerweile kenne ich Nathan gut genug, um zu sagen, dass er sein Wort hält und doch beschleicht mich ein Gefühl von Unwohlsein. »Ma'am.«, ich zucke heftig zusammen, als ich die tiefe Stimme neben mir vernehme.

»Ah, entschuldigen Sie, das wollte ich nicht.«, entschuldigt sich der schwarzhaarige. »Sie sind der Gärtner.«, stelle ich fest. »Und Sie die schreckhafte Verlobte meines Chefs.«, er grinst schief und sieht zur Tür, aus der ich gerade geflüchtet bin. Ich fasse mir an mein Bauch und kichere.

»Entschuldigen Sie mich, ich soll mich ausruhen!«, das letzte sage ich extra laut, damit es Nathan hinter der Tür mitbekommt. »Natürlich, die Blumen im Garten sind gepflanzt, wenn sie wollen können sie sie betrachten und sich ausruhen.«, murmelt er und grinst.

Seine strahlenden weißen Zähne blitzen mir entgegen und irgendwie wirkt er auf mich viel zu perfekt. Dafür, dass er eben Garten Arbeit getan hat, sieht er viel zu sauber aus.

Aber das Angebot, die Blumen im Garten anzusehen, klingt viel zu verlockend, um ihn abzulehnen. Wenigstens würde ich dazu kommen den Garten anzusehen und mich auszuruhen, ohne das mich irgendwer aufzieht und sagt, ich müsse mich ausruhen.

Aber vielleicht habe ich mir nur vorgestellt, wie wir in einem Roman leben würden und Nathan, sobald er mitbekommt, ich bin gut mit den Gärtner, eifersüchtig wird und ihn feuert.

Die Vorstellung allein lässt mich heiß werden, weshalb ich mir auf die Lippen beiße und ein teuflisches Lachen unterdrücke. »Wer weiß, vielleicht kann ich Sie von meinen Fähigkeiten überzeugen und Sie sind dann nicht mehr so sauer auf ihren Verlobten, der mich einstellte.«

Peinlich berührt fummle ich an meinen Fingern. »Entschul-«
»Nein, schon gut.«, er lacht und fährt sich mit seinen Händen übers Gesicht. »Ich kann Sie verstehen, Sie wollen nicht im Dunkeln tappen.«

Er spricht mir aus der Seele.

Ich nicke, aber erwidere nichts, denn ich möchte nicht weiter auf das Thema eingehen. Was passiert ist, ist passiert. Jetzt werde ich voll und ganz der Arbeit widmen und bewerten, wenn nötig.

»Mr. Fernández hat mir ausdrücklich gesagt, welche Art von Blumen ich anpflanzen soll.«, er öffnet für mich die Tür zum Garten, während meine Augen sich überrascht weiten.

Ich habe nicht damit erwartet, dass Nathan darauf wert legt, was für Blumen im Garten angepflanzt werden sollen, doch viel mehr überrascht mich die Art.

Meine Augen füllen sich mit Tränen, während mein Blick über die Blumen gleitet. Blaue Rosen und Tulpen, die es so nicht gibt; die man so nicht züchten kann. Umso mehr stellt sich die Frage, wie das gemacht wurde?

»Du weinst ja schon wieder.«, ertönt es hinter mir und ich fahre erschrocken herum. »Nathan!«, er grinst bei der Erwähnung seines Namen, aus meinem Mund. Mit einer Handbewegung bringt er den Gärtner dazu zu gehen, weswegen dieser mir lächelnd zuwinkt und geht. »Ein Grund ihn zu feuern.«

Ich bekomme meinen Roman!

»Darum kümmere ich mich später, jetzt erst einmal zu dir, Amore.«, mein Herz schlägt schneller, als er mir ein kleines Kästchen entgegenhält. Der kühle Wind zischt uns entgegen und lässt mich frösteln, doch die aufkommende Hitze macht es wett.

»Amore Mio«, beginnt er und lächelt sanftmütig. »Ich kann mich nicht in dich verlieben, aber als du mich anlächeltest, scheiße ich wusste, es wird nicht einfach mit dir.«, das grinsen um seinen Lippen wird breiter, während mein Herz fest gegen meine Rippen schlägt.

Er kann sich nicht in mich verlieben.

Es stört mich nicht, denn ich erwarte nicht, dass wir uns ineinander verlieben. »Und dennoch—«, er steht auf und nimmt meine Hand in die seiner. »In einem Raum voll mit Kunst, würde ich dennoch nur dich ansehen.«

Scheiß auf den Roman, dass was ich hier bekomme, ist so viel besser.

»Lass mich dich heiraten, Zoé. Lass uns Eltern zweier wunderbarer Zwillinge werden, selbst wenn es schwierig werden sollte.«, seine grau-blauen Augen starren in meine, und aus einem mir unerklärlichen Grund will ich in diesem Moment nicht weg.

Nicht weg von Nathan.

Mr. & Mrs. Sánchez 1✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt