Ein oder mehr Schüsse

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N a t h a n

»Wieso, Zoé?«, meine Atemzüge schmerzen und jeder verdammte Herzschlag, lässt in mir die Panik höher steigen. Mein erbärmlicher Körper zittert, während ich mich verzweifelt versuche an etwas festzuhalten, wie ich versucht habe, an uns festzuhalten.

Nein.

Ich halte immer noch an uns fest, weil das Seil, das zwischen uns zum zerreißen gespannt ist, noch immer da ist. Es hält an uns fest, glaubt an unseres Schicksal.

Ihre grauen Irden deuten auf Panik hin, dass ich sie nichts lieber, als in meine Arme schließen möchte, um ihr die Panik, die Angst und die Wut zu nehmen.

»Es tut mir leid.«, verlässt es Zitternd ihre Lippen und sie schweift mit ihren Blick ab. Sie schämt sich, weil sie meinen Vater angeschossen hat, doch das Wohl meines Vaters ist mir nichts wichtiger als ihres - und das, der Zwillinge.

Instinktiv lasse ich meinen Blick an ihr herab gleiten, während sich meine Augen Stück für Stück weiten, je mehr sie Kenntnis davon nehmen, dass sie nicht mehr schwanger ist.

Dabei ist sie doch im neunten Monat. »Amore ...«, beginne ich hauchend, als hätte ich Angst, ich könnte sie erschrecken. Ist den Zwillingen etwas zugestoßen? Die Frage liegt mir auf der Zunge und ich möchte alles wissen, was in den vergangen dreieinhalb Monaten passiert ist. »estoy muy herido.«

Vorsichtig mache ich einen Schritt auf sie zu. Mein Herz schlägt um eine Nuance höher und möchte nichts anderes, als in ihre Nähe zu sein. »Zoé.«

»Komme mir nicht näher, Nathan.«, fällt sie mir ins Wort und meine Augen weiten sich, als sie die Waffe auf mich richtet.

Meine Liebe, richtet die Waffe auf mich.

Ich sollte nichts weiter, als Schrecken und Verabscheuung verspüren. Doch ich bin merkwürdiger Weise stolz. »Das würdest du nicht tun.«, mit langsamen Schritten nähere ich mich ihr.

»Amore Mio, du liebst mich.«, flüstere ich schon fast verzweifelt, während ich das verlangende kribbeln in meinen Fingern spüre. »Aber ich habe es zu spät bemerkt.«, gebe ich beschämt zu.

Mein Inneres ist ein reines Chaos, weswegen ich versuche Ordnung zu schaffen. »el Amore es una pérdida de tiempo.«, sagt sie und hinterlässt einen kalten Schauer, über meinen Rücken laufen. »Nein.«

Endlich bei ihr angekommen, umfasse ich ihre weichen Wangen und starre ihr in ihren wunderschönen grauen Iris, die so müde und verletzt aussehen, dass es mich schmerzt. »Te amo, Amore Mio.«

Mein laut, pochendes Herz, überschlägt sich. »Nathan, nicht.«, sie schüttelt ihren Kopf und große Tränen kullern ihre Wangen hinab. »quiero estar contigo, Amore.«

»te amo hasta mi muerte.«, ich lege meine Lippen auf ihre Stirn, um es ihr zu versprechen, weil es wahr ist. Ich liebe sie, diese Frau.

»Sólo tu.«, flüstere ich an ihrer Stirn und füge leise »und die Kinder.«, hinzu. Ich frage mich, ob es ihnen gut geht. »Nathan.«, schluchzt sie, als ich im Hintergrund etwas vernehme und alles plötzlich, wie in Zeitlupe verläuft.

Mein rasendes Herz ist das einzige, das in Sekunden Takt schlägt. Mit meinem Körper bedecke ich Zoé, ziehe sie, so fest es geht, in meine Arme und atme ihren herrlichen Duft ein. Ein Schuss ertönt und noch bevor ich's realisiere, durchfährt mich ein schlimmer Schmerz im Oberarm.

Zoé's Schrei hallt durch den Raum, während sie sich verängstigt an mich krallt. »Ruhig.«, flüstere ich und vergrabe mein Gesicht in ihrem Haar.

»Beruhige dich, Amore Mio.«, ihr schlotternder Körper findet allmählich Ruhe in meinen Armen, während ich meine Waffe herausziehe. »Du wagst es, meine Frau zu erschießen?«

Wütend knirsche ich mit den Zähnen und ziele auf mein Vater, der sich mit Mühe und aller Kraft am Schreibtisch hält. Blut fließt aus seiner Brust, das von der Schusswunde stammt, die Zoé ihm verpasst hat.

»Du wirst ihr, kein Haar mehr krümmen.«, seine Augen weiten sich, als ihm eine zweite Kugel durchlöchert und auch nach zwei Kugeln ist es nicht geschehen.

Ich schieße so lange auf ihn, bis mir die Kugeln ausgehen und er sich kein Zentimeter mehr bewegt. Die Waffe werfe ich auf den Boden und wende mich meiner liebsten zu. »Nathan.«, ihre engelsgleiche Stimme gleitet mir unter Knochen und Mark.

Mein Herz schlägt höher und der Schmerz, in meiner Schulter ist vergessen. »Nathan.«, wiederholt sie sich atemlos und mein Blick fällt auf ihre Lippen. »Spürst du das?«, frage ich und lege ihre Hand auf meine Brust.

»Spürst du, wie schnell mein Herz schlägt?«, ich beuge mich runter zu ihr und nähere mich ihren Lippen. »Es schlägt für dich, weil es dich liebt.«

Ich bin besessen.

Als meine Lippen, auf ihre weichen Lippen aufschlagen, wird mir noch viel mehr bewusst, warum ich sie vermisst habe. »Nathan.«, keucht sie und lässt zu, dass ich ihre Hüften packe.

»Du musst etwas wissen.«, flüstert sie und unterbricht unseren Moment, der Zweisamkeit – wobei die Leiche meines Vaters eher ekelerregend ist. »Die Zwillinge ...«

***

»Zoé ... Ich–«, ich biss mir auf die Unterlippe, während Tränen aus meinen Augenwinkel fallen. Mit meinen Händen umfasse ich jeweils eine Hand der beiden, kleinen Wesen.

Mein Blick huscht zu Zoé, deren Tränen genauso wie meine, unaufhörlich über die Wangen kullern. »Sie sind süß, nicht?«, sie stellt sich neben mich und legt ihre Hand auf den Schopf des Mädchens.

Ich bin so verdammt froh, dass es den beiden Zwillingen gut geht. Aber viel glücklicher macht es mich, dass Zoé und die Kinder im mich herum sind. »Wie heißen die beiden?«

»Lous und Louisa.«, flüstert sie vorsichtig, als wolle sie die kleinen nicht wecken und doch starren die beiden uns mit großen Augen an. Sie kichern, keine Ahnung von dieser grauenhaften Welt – keine Ahnung, was alles passiert ist oder noch bevor steht.

»gracias por todo.«, wende ich mich an Zoé und meine es ernst. »Lass uns von vorne anfangen.«
(Danke für alles.)

Ihre großen Augen, voller Tränen und liebe, schimmern. Dann nickt sie und hält sich die Arme vor ihrem Gesicht, um die Tränen zu verwischen. »Amore Mio, ich liebe dich.«

Ihre roten Wangen lasse mich zufrieden lächeln, ehe ich sie an mich heran ziehe und meinen Blick auf die kleinen Lebewesen senke. »Was wirst du tun, jetzt, wo dein Vater tot ist?«

Ein kleiner Teil in mir spannt sich an, ob ich selbst weiß, dass ich etwas unternehmen muss. Mein Vater, der Herrscher über die Fernández Mafia ist tot.

»Ich werde tun und lassen, was ich will.«, murmle ich. »Und das ist?«, ihre neugierigen Augen durchbohren mich, wie ein Schwert. Gierig lecke ich mir über die Lippen. »Dich heiraten.«, grinsend ziehe ich sie an mich.

Das erweckte Lachen ihrerseits ertönt und hinterlässt ein Beben in meinen Körper. »Die Hochzeitsnacht genießen.«, ich umfasse, mit meinen Händen, ihr schönes Gesicht und fahre, mit meinem Daumen, über ihre vollen Lippen. »Doch zuvor werde ich Vaters Platz einnehmen, eine freiwillig Allianz mit deinem Vater eingehen und deinen Nachnamen annehmen.«, führ sie scheint es schier einen Traum, denn ihre Lippen spalten sich und die Tränen fallen aus ihren Augen.

»U-Und deine Mutter?«, mit meinen Finger streiche ich über ihre weiche Wange und küsse ihre Stirn. »Sie sieht nur das Geld in Vater und nun, in mir.«

Mitleidig ziehen sich ihre Augenbrauen zusammen, weshalb sich ein Lächeln auf meinen Lippen bildet. »Mache dir keine Sorgen, ich habe bereits eine Lösung.«

»Wenn du das sagst, estúpido.«, sie zeigt mir das schönste grinsen auf ihren Lippen, während mir mein raues lachen entfährt. »Ich sehe darüber hinweg, dass du mich Idiot genannt hast, wenn du mich schnellstmöglich heiratest.«

Mr. & Mrs. Sánchez 1✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt