Skye The New World : Band 1

Kapitel 22: Besonderer Besuch

Zwei Tage waren vergangen, seitdem ich das letzte Mal das pulsierende Gefühl des Schattenmals auf meiner Haut gespürt hatte. Die Zeit schien mir genug Raum zu geben, um nachzudenken, nicht nur über meine Gefühle für Nahel und den Schmerz, der mit der Erinnerung an Elisa verbunden war, sondern auch über das, was in mir vorging, das Geheimnis meiner Existenz. Es war einfach so viel.

An diesem Morgen fühlte sich die Luft um mich herum geladen an, fast als ob ein Sturm heraufzog, der jedoch nie eintraf. Kira, Nahel und ich hatten uns in einem Café in innen hoff getroffen, weit weg von den neugierigen Blicken in der Aula.  Während Kira und Nahel sich in ein Gespräch vertieften, konnte ich meine Gedanken nicht davon abhalten, zu wandern. Es fühlte sich an, als ob ich auf der Schwelle zu einer Offenbarung stand. "Was bin ich?", die Frage hallte in meinem Kopf wider, während ich versuchte, die Fassung zu bewahren. Aria war beim Lernen, da sie morgen eine Prüfung hatte; sie war diejenige, die mich ablenken konnte Ich seufzte.

Plötzlich spürte ich eine leichte Berührung an meinem Arm. Es war Nahel, der mich besorgt ansah. "Alles in Ordnung mit dir?", fragte er mit einer Sanftheit in seiner Stimme, die mich überraschte.
Bevor ich antworten konnte, vibrierte mein Handy in meiner Tasche. Es war eine Nachricht von meiner Tante, die mich daran erinnerte, dass wir uns später mit ihr und meiner Oma treffen würden. "Ja alles gut."

Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass wir uns beeilen mussten. Stimmt heute besuchen sie mich das erste mal, ich hab sie so vermisst.  Auf dem Weg dorthin konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dass sich etwas in mir veränderte. Ich kann es nicht beschreiben. Die Symptome der Verwandlung, über die Kira scherzhaft gesprochen hatte, fühlten sich nun realer an denn je. Meine Sinne schienen geschärft, und die Welt um mich herum nahm ich intensiver wahr.

Als wir bei dem vereinbarten Treffpunkt ankamen, konnte ich fühlen, wie meine Nervosität erneut zunahm. Nicht nur wegen des bevorstehenden Gesprächs mit meiner Tante und meiner Oma, sondern auch wegen der ungewissen Zukunft, die vor mir lag. Was würde passieren, wenn ich die Kontrolle verlieren würde? Was, wenn meine Verwandlung nicht nur mich, sondern auch die Menschen, die ich liebte, in Gefahr brachte?

In diesem Moment der Unsicherheit fühlte ich eine Hand, die meine sanft drückte. Es war Kira, die mir einen ermutigenden Blick zuwarf. "Egal was passiert, wir sind für dich da", sagte sie, und ich wusste, dass sie recht hatte. Gemeinsam würden wir herausfinden, was in mir vorging, und wie ich damit umgehen konnte. Mit dieser Gewissheit im Herzen trat ich dem bevorstehenden Gespräch entgegen, bereit, mich den Antworten zu stellen, die ich so dringend suchte.

Ich schüttelte den Kopf und erwiderte ihren Blick. Dann zeigte ich ihr mein Zeichen, aber ihre Augen wurden groß. "Wie ist das möglich?", flüsterte sie, und dabei bemerkte ich, dass ihre Dämonenseite zum Vorschein kam. Ihr fragt euch bestimmt, wie ich mittlerweile solche Anzeichen bemerke. Nun, es gibt Anzeichen dafür: Dämonen haben einen leicht säuerlichen Geruch, ihre Augen werden eher grau oder schwarz. Bei Kira handelt es sich um eine Negative Dämonin, sie lebt von negativer Energie.

Mein Blick wanderte zu Nahel, von dem ich noch keine solchen Anzeichen gesehen hatte. Was war er wohl? Letizia und Damian sind reinblütige Dämonen, die nur im engsten Kreis erschaffen werden. Wenn man es genau nimmt, sind sie entfernte Verwandte. Dabei zog ich eine Grimasse. Aber sie gehören zu den Stärksten, so wie ich gelernt habe. Wir sind ihre Untertanen, denn sie haben so etwas wie königliches Blut. Es gibt nichts, was sie übertreffen kann.

Schnitter hingegen sind die, die am meisten Lügen erzählen und uns Menschen essen. Sie brauchen uns, um sich zu ernähren, und sie lieben Hass oder Trauer. Sie lieben es, wenn wir uns mit negativer Energie aufladen. Dann fiel mir das Mädchen ein, das in meinem Keller war und mich angegriffen hatte. Sie wurde von der Dunkelheit verschlungen.