Kapitel 27: das Schloss

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Wir saßen nebeneinander in Stille, die Atmosphäre war durchdrungen von Spannung. Kira fuhr sich nachdenklich durch die Haare, ihre Augen suchten nervös den Raum ab. Ich spürte, dass sie etwas vor mir versteckte. Schließlich brach Kira das Schweigen: "Skye, es gibt Dinge, die du nicht verstehen kannst." Ihre Worte klangen vage und rätselhaft, als ob sie mich auf etwas hinwies, ohne weitere Erklärungen. Ich sah sie an, während sie ihre Kleidung auf den Arm packte und ein kleines silbernes Tässchen in die Hand nahm.

Ein leiser Seufzer entwich mir, "Ich möchte verstehen, was vor sich geht. Warum hältst du es vor mir geheim?" Kira blickte tief in meine Augen, als ob sie zögerte, bevor sie flüsterte: "Ich gehe duschen." Ihre Worte schienen ein unausgesprochenes Geheimnis zu bergen. Ich nickte knapp und sagte, "Okay." Während sie ins Badezimmer verschwand, verschwanden meine Gedanken nicht. Mein Blick fiel auf ein Buch unter Kiras Kopfkissen, das ich zuvor nicht bemerkt hatte. Die Neugierde begann, mich zu überwältigen. Aber als ich es Lesen wollte verstand ich überhaupt nichts, diese Schrift waren für mich unerklärliche Hieroglyphen.

"Ich brauche mir keine Sorgen wegen Noah zu machen. Vielleicht ist er einfach rausgegangen und hat einen Freund getroffen oder so," flüsterte ich zu mir selbst.  Tief in mir drinnen machte ich mir wirklich Gedanken über dieses seltsame Schattenmal. Es war inzwischen größer geworden und reichte bis zu meiner Schulter. Um es zu verbergen, musste ich immer mehr Make-up verwenden. Meine Tante hatte mir zum Glück eine Fülle von Schminke hinterlassen, die mir half, es zu kaschieren. Bis wir jemanden gefunden hatten, der mir helfen konnte.

Das Schattenmal wurde immer mysteriöser. Seine Farben waren düster, fast schwarz, und schienen sich förmlich in meine Haut einzusaugen. Es war von einem geheimnisvollen Blau umgeben. Aber das Verrückteste war, dass es sich ständig auszudehnte, als suchte es nach mehr Platz. Je größer es wurde, desto schwerer war es zu verbergen. Ich musste viel Zeit in die Wahl meiner Kleidung und das Auftragen von Make-up investieren, um das Ding zu kaschieren.

Die Uhr tickte, und ich vertiefte mich in mein Handy, während ich darauf wartete, dass Kira aus der Dusche kam.

In nur zwei Tagen würde ich Lea wiedersehen. Wir hatten einen Treffpunkt vereinbart, der für uns beide akzeptabel war – an der Mauer. Sie konnte nicht weit hinein, und ich konnte nicht weit hinaus. Was Lea betraf, musste ich ehrlich zu mir selbst sein: Der Schmerz hatte nachgelassen, weil ich nicht mehr an sie dachte. Elias hatte ich bis jetzt immer noch nicht kontaktiert, und ehrlich gesagt, beabsichtige ich auch nicht, es zu tun. Es gibt Dinge, die ich nicht verzeihen kann... und Lea – das schmerzte. Ich versuchte, meine Gedanken von ihr so gut wie möglich zu verdrängen.

Morgen früh würde ich in die Bibliothek gehen, um mehr über mein Problem zu erfahren. Zum Glück begann unser Unterricht erst drei Stunden später. Diese lange Unterrichtszeit war für mich ungewohnt. An meiner alten Schule hatte ich höchstens sechs bis acht Stunden Unterricht, aber keinesfalls neun oder zehn.

Immer wieder entglitt der Schlamm meinen Händen, und meine Beine versanken tiefer und tiefer in dieser grausamen Substanz. Die Dunkelheit drückte auf meine Seele, und die Vorstellung von Erlösung fühlte sich an wie ein unerreichbarer Traum. Doch dann, in dem Moment, in dem die Verzweiflung mich zu ersticken drohte, zerrissen unheilvolle Schritte die Stille. Aus der Finsternis des Waldes tauchte ein faszinierend gutaussehender Fremder auf. Seine grünen Augen glänzten wie gefährliche Smaragde im Dunkel, und sein markantes Gesicht trug die Spuren eines tiefen Geheimnisses. "Skey", flüsterte er mit einer Stimme, die mir merkwürdig vertraut erschien, obwohl ich sie nicht zuordnen konnte.

Sein Lächeln barg etwas Düsteres und Geheimnisvolles. Er reichte mir seine Hand und sagte: "So wirst du nicht entkommen. Du solltest es anders versuchen." Ich musterte ihn skeptisch und erwiderte mit einem leisen Lachen: "Nun ja, ich versuche alles, so sieht es aber nicht aus, oder?" Sein herzhaftes Lachen hallte in der Dunkelheit wider, als er sagte: "du haben recht, vielleicht könnte ich Ihnen behilflich sein." In diesem unheilvollen Augenblick fragte ich mich, ob ich diese Begegnung wirklich herbeisehnte. Mein Blick verharrte, er sah mich amüsiert an. "Die Frage ist, ob ich es wirklich will", sagte er. Mein Blick bat um Verständnis, ich flehte leise: "Bitte." Sein Lächeln zeigte aber kein Mitgefühl, als er erwiderte: "Natürlich... aber du gefällst mir in dieser misslichen Lage. Wie du hier gefangen bist, kannst du mir nichts anhaben." Doch die Empörung in meinen Augen war kaum zu übersehen.  Ich wehrte mich verbissen: "Ich verursache hier keinen Schaden. Und dieser Ort, das ist mein Traum." Sein schauriges Lachen durchzog erneut die düstere Stimmung. "Ein Traum?", fragte er mich herausfordernd.

Skye The New World  : Band 1 Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu