Chapter 32: In despair within me.

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Wir plauderten über meine Verfassung, meine aktuellen Lernfortschritte, wie es um meine Kräfte stand, und auch darüber, dass Noah verschwunden war. Das Einzige, was ich bis jetzt noch niemandem erzählt hatte, war, dass ich bereits mehrfach in der Unterwelt gewesen war. Das Summen der Dunkelheit wurde lauter, doch ich drückte es nieder. Es klang wie ein leises Pfeifen in meinem Kopf. Nach dem Gespräch legten wir auf, und ich setzte mich wieder auf mein Bett.

Kira kam herein und fragte: "Wie geht's dir, Skye?" Sie stopfte sich dabei einen Muffin in den Mund, nur noch halb verständlich sprechend. Ich sah sie an und schmunzelte. "Bis jetzt gut, bis ich deinen Anblick mit den Muffins gesehen habe. Du vergewaltigst die förmlich." Sie lachte leise. Dann setzte sie sich zu mir und umarmte mich fest von hinten, wie ein kleines Kind, das sich schützend an einen klammert. "Es tut mir so leid, was du alles durchmachen musst, und du verstehst immer noch nicht alles", sagte sie leise. Ich schüttelte den Kopf.

"Es wird schon. Mittlerweile glaube ich an Dämonen. Da werde ich doch auch an die Schattenwesen denken." Ich blickte wieder in den Spiegel, aber dieses Mal sah ich nichts und spürte nichts. Keine Beobachtung, kein Instinkt. Ich schnaufte. "Würdest du mir glauben?" Sie sah mich an, und als ich erwähnte, dass ich ein Summen im Kopf habe, nickte sie würdevoll. "Ja, denn es ist ein Teil von dir." Ich seufzte. "Es ist mein Dämon." Sie nickte erneut, diesmal mit einem leichten Zögern. "Sie will raus, koste es, was es wolle. Du hast jetzt so lange unterdrückt, da ist es kein Wunder, dass sie irgendwann raus will." Ich schnaufte erneut. Ich war noch nicht bereit, noch nicht bereit für sie, noch nicht bereit für diesen Anblick.

Kira sah mich an, nahm meine Hand und beobachtete, wie mein Schatten mal wieder mein Pullover verschlang. "Wie groß ist es denn?" fragte sie leise und neugierig. Ich sah sie an. "Es wächst. Mittlerweile sind es an meinem Rücken Flügel, überzogen mit Rosen und Ranken." Sie staunte. "Darf ich es sehen?" Ich nickte. Da sie es ohnehin schon wusste, hatte ich nichts zu verbergen. Sie schob mein T-Shirt nach oben, ein leises "Wow" entkam ihren Lippen. "Es ist so wunderschön."

Ich nickte. "Ich habe nicht darum gebeten. Wenn du es willst, kannst du es gerne haben." Sie schüttelte den Kopf. "Das ist viel zu viel Verantwortung für mich." Da kam wieder ihre kindliche Seite zum Vorschein, und sie schmollte. "Ich würde, wenn er nur auf das Tattoo besteht, ohne die Legenden oder die Mythen."

"Hast du es Daiman erzählt?" fragte sie. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, aber er rennt schon die ganze Zeit hinterher. Kein Wunder, dass er irgendwas herausfindet. Er ist im dritten Semester, das heißt, er hat Zugang zu allem."  "Hast du etwas über Noah erfahren?" fragte ich weiter. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, sie suchen immer noch nach ihm."Während Keira immer noch an meiner Seite kuschelte, las ich meine Bücher.

Die Tage vergingen. Ich hatte wirklich gute Fortschritte gemacht. Einige Kampftechniken hatte ich bereits erlernt, wie man Dämonen ausschalten kann, wenn auch vorerst nur kleinere. Das Wissen darüber nahm zu. Die beiden gaben sich wirklich viel Mühe. Das einzige, was ich ihnen bis jetzt immer noch nicht erzählt hatte, war, dass ich nächtelang in der Unterwelt wandelte, nicht immer im gleichen Ort. Manchmal war ich nur im Wald, lauschte den Geräuschen. Dabei fiel mir der kleine Junge wieder ein. Ab und zu traf ich ein kleines Wesen – ziemlich süß, aber mit scharfen Zähnen. Da es aus der Unterwelt stammt, vermute ich, dass es nicht gutartig ist, aber es ließ mich bis jetzt immer in Ruhe. Es beobachtete mich, genauso wie von der Ferne viele kleine Kinder. Ihre Aura war schwarz und verschleiert, mit Grau und Weiß.

Jedes Mal, wenn ich im Schloss war, versuchte ich so schnell wie möglich herauszukommen. Seraphil hatte ich jetzt schon tagelang nicht mehr gesehen. Jedes Mal, wenn ich unten war, war er nicht da, aber alle anderen schienen mich gesehen zu haben. Kinder und Erwachsene, durchdrungen von Dämonen, richteten ihre Blicke auf mich. In den düsteren Hallen des Schlosses war eine Vielzahl von Wesen versammelt, nicht alle jedoch von dämonischer Natur. Einige Mitglieder seines Volkes standen unscheinbar da, ihre äußere Erscheinung verbarg jegliche Anzeichen dämonischer Abstammung. Auf der anderen Seite gab es Dämonen, deren Aura von einem stinkenden Gestank durchzogen war, und ihre Augen glänzten vor unersättlicher Gier.

Die Unterwelt breitete sich vor mir aus wie ein düsteres Gemälde, durchzogen von schimmernden Schatten und pulsierenden Energien. Dunkle Gänge erstreckten sich in alle Richtungen, von geheimnisvollen Flammen erleuchtet, die tanzten und flackerten, als ob sie ein Eigenleben hätten. Der Boden schien aus obsidianähnlichem Gestein zu bestehen, kalt und glatt unter meinen Füßen. In der Luft hing ein eigenartiger Geruch, eine Mischung aus verrottendem Laub und schwefeligen Dämpfen.

Die Bewohner der Unterwelt gaben der Szenerie Leben – Dämonen in unterschiedlichen Formen und Größen, einige mit schillernden Flügeln, andere mit grässlichen Fratzen. Ihre Augen leuchteten in unheimlichen Farben, während ihre Anwesenheit von einem leisen Flüstern begleitet wurde, das die Grenze zwischen Neugier und Bedrohung verschwamm.
Trotz der beklemmenden Atmosphäre übte die Unterwelt eine faszinierende Anziehungskraft auf mich aus. Jeder Schritt durch ihre Schatten schien ein Eintauchen in eine unbekannte Welt, voller Geheimnisse und unergründlicher Mächte..

Ich schüttelte den Gedanken ab, doch die Faszination für diese Welt beherrschte mich weiterhin. Ich stand vor meinem Spiegel, die Uniform in der Hand, während die Gedanken an die Unterwelt in meinem Kopf wirbelten. Mit einem tiefen Atemzug zog ich die Uniform an, als ob sie eine Rüstung für die bevorstehenden Herausforderungen wäre. Der Stoff legte sich glatt an meinen Körper, und ich betrachtete mich im Spiegel, während die Faszination für diese düstere Welt meine Gedanken durchzog.

Kira räusperte sich und fragte: "Hast du es dann?" Ich sah zu ihr. Sie war bereits fertig. "Ja, ich habe es. Wir können losgehen." Gemeinsam begaben wir uns in Richtung Unterricht, bereit,

Der Unterricht heute brachte mir neue Erkenntnisse über Verhandlungen mit den Dämonen. ich lauschte den lehrenden Worten des erfahrungsreichen Dämonologen, der die geheime Kunst der Dämonenenthüllte. Ein feines Labyrinth von Intrigen, Täuschungen und perfektionierten Verhandlungskünsten breitete sich vor mir aus, während der Lehrer uns durch die verborgenen Pfade der Dämonenwelt führte. Die Rhetorik, so begann er, war das erste Schlachtfeld, auf dem die Dämonen ihren Tanz der List aufführten. Meisterhaft in der Wahl der Worte, setzten sie ihre Sprachgewalt ein, um Verwirrung zu stiften und falsche Sicherheit zu suggerieren.

Seine Stimme drang in meine Gedanken, als er die Macht der Worte betonte und wie sie dazu dienten, Emotionen zu manipulieren und den Verhandlungspartner in einem Strudel der Verwirrung zu gefangen zu halten. Ich hörte gespannt zu, während der Lehrer von den scheinbar harmlosen Phrasen sprach, die Dämonen geschickt nutzten, um Misstrauen zu säen und Zweifel zu schüren. Es war, als würde ich mich in einem unsichtbaren Spinnennetz verheddern, dessen Ausgang nur die Dämonen selbst kannten. Doch der Lehrer betonte, dass das Wissen um diese Techniken uns nicht nur befähigte, sondern auch davor schützen konnte, uns in den Fängen dieser manipulativen Kreaturen zu verlieren.

Seine Worte enthüllten, dass die Dämonen Meister im Lesen der Emotionen ihrer Verhandlungspartner waren. Sie verstanden es, Ängste und Sehnsüchte zu durchschauen, um dann gezielt darauf einzugehen. Bilder von Verhandlungen zogen vor meinem inneren Auge vorbei, in denen Dämonen geschickt die Gefühle ihrer Opfer ausnutzten, um sie dazu zu bringen, ihre wahren Absichten zu enthüllen.

Skye The New World  : Band 1 Where stories live. Discover now