11. shopping time

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Kalter Atem in meinem Nacken weckte mich und ich war wegen der Kälte auch sofort hellwach.
Ich drehte mich vorsichtig um und musterte den großen Wolfswandler, der sich tief dösend an mich krallte.
Im Schlaf hatte ich mich wohl umgedreht und er hatte sich nur noch mehr an mich gekuschelt.

Bei seinem Anblick wurde mir warm ums Herz und ich strich verträumt durch seine pechschwarzen Haare.
Schlafend sah er gar nicht so beängstigend aus. Seine Augen waren durchstechend und hell. Weiß waren sie... aber so... mit geschlossenen Augen sah er anders aus. Sanft. Und ruhig.
So an mich gekrallt erschien er einfach süß. Als bräuchte er mich, um zu überleben.

"Hm... Miko?"
Ah, er wachte auf.
"Guten Morgen, Zayl. Wie hast du geschlafen?" murmelte ich belustigt und er richtete sich etwas auf.
"Viel besser, als ohne dich. Oh- Das kam jetzt falsch rüber..." meinte er schnell und ich entgegnete grinsend "Es stimmt aber."
Darauf nickte Zayl ergeben und drückte seinen Handrücken gegen meinen.
"Ich war es gar nicht mehr gewohnt, Wärme zu spüren. Du bist wirklich ein Wunder, Miko." flüsterte der Wolfswandler und ich strich sanft über seinen Ringfinger. Eine dünne Narbe erstreckte sich von seinen Knöcheln, bis zu seiner Fingerspitze.
Ich fuhr sie langsam nach und vergaß unsere Umgebung für den Moment.
Es gab nur noch Zayl und mich...

Bis da noch jemand war...
Plötzlich schwang die Zimmertür auf und Rukkha kam schwungvoll hereingeflogen.
Sie war so voller Elan, dass ich schon vergaß, dass sie Zayl ausnutzte, um ihre Drogen zu kühlen.
"Aufsteeeehen!" meinte sie munter und ihre Stimme kam mir unangenehm laut vor.
Ich war wohl noch zu müde, um so motiviert zu sein.

"Es gibt Sachen zu tun! Und ihr solltet euch mit der Lösung des Problems beeilen! Es wird schlimmer..."
Woher wusste sie davon, dass wir ein Problem hatten?
"Was... Rukkha?" murmelte Zayl verwirrt und die alte Kräutermutter zwinkerte uns grinsend zu, bevor sie aus dem einzelnen Zimmer, die Treppen hinunter verschwand.

Ich und Zayl starrten uns gegenseitig an, zu verwirrt, um Rukkha nachzurufen.
"Weiß sie etwa...?" murmelte ich und Zayl schüttelte unwissend den Kopf.
"Ich hab ihr nichts von deinen Visionen und den Vorfällen erzählt. Sie muss selber drauf gekommen sein." meinte er und warf die Decke zurück.
Ich merkte, wie sein Körper sich gegen die Kälte des Morgens sträubte, aber er selbst ignorierte es einfach.
Er stand auf und suchte unsere Klamotten von gestern zusammen.
"Sie war schon immer so. Weiß von Sachen, die ihr niemand gesagt hat oder die niemand vor ihr wusste. Und dann... hatte sie immer recht, wenn sie über die Enden dieser Dinge redete." erklärte er und warf mir mein Shirt der letzten drei Tage zu.
Wir sollten mal Gewand einkaufen...

"Wie auch immer... Sie hat recht, wir sollten uns auf die seltsamen Fälle der letzten und nächsten Zeit konzentrieren." meinte ich und zog mir mein Shirt über. Es roch nicht mehr nach Rosen, zugegeben, und hatte schon ein paar vom Schnee ausgebleichte Flecken.
"Aber zuerst... gehen wir einkaufen."

.
"Das passt dir ja überhaupt nicht!" lachte ich laut und musterte Zayl in dem langärmigen, weißen Hemd.
"Ich seh aus wie ein Bürohengst." murmelte er mit seufzendem Unterton und musterte sich im Spiegel der Umkleide, in der wir standen.
Wir waren bereits etwa eine Stunde lang am Shoppen und ich merkte, dass das nicht Zayls Lieblibgsbeschäftigung war.
Er benahm sich scherzhafter Weise, als würde ich ihn foltern.

"Komm, zieh das an. Es passt besser." meinte ich belustigt und reichte ihm ein neues Shirt, dass ich ausgesucht hatte.
Er nahm es und zog vor meiner Nase den Vorhang der Kabine zu.
Irgendwie war es ungewohnt, dass Zayl sich vor mir verstecken wollte.
Wir waren beide Kerle und ich hatte seine Narben bereits einmal gesehen. Zwar war es etwas dunkel und viel Zeit hatte ich nicht, aber er brauchte sich nicht vor mir zu fürchten.
Aber ich hatte da nichts mitzureden.
Es war Zayls Entscheidung. Nicht meine.

Ich saß also vor der Kabine, mit den bereits gekauften Gewandstücken auf dem Schoß und wartete.
In der Zeit konnte ich über die letzten Tage nachdenken. So viel war passiert... Von Nayls Verschwinden, Schneestürmen im Juni, Zayls Kräften bis zu Rukkhas Drogenfarm und ihrer Angewohnheit, von allem zu wissen, das ihr niemand gesagt hatte.
"Äh... wie ist das hier her gekommen?" ertönte plötzlich Zayls Stimme und er zog den Vorhang zur Seite.
Er stand vor mir, in einem matt-schwarz glitzernden Oberteil mit langen Ärmeln, die bis zu seinen Händen hin immer breiter wurden und in Zacken endeten.
Das Oberteil hatte einen sehr tiefen Ausschnitt, bei dem man die Narben auf seiner Brust deutlich sehen konnte. An seinen Seiten waren zwei lange Schnitte, durch die man seine beschädigte Haut sah. Der Ausschnitt an seinem Rücken war ebenfalls so tief, dass er fast bis zum Ende des Oberteils reichte.
Es passte nicht zu ihm, das gab ich zu, aber es sah trotzdem schön aus.

"Das... ist viel zu freizügig. Und zu kalt für meinen Geschmack." meinte Zayl und sah sich im Spiegel an.
"Aber... dir würde es stehen."
Was?
Das hatte er jetzt nicht gesagt.
Ungläubig sah ich ihn an und er grinste zurück, bevor er seine Hand nach mir ausstreckte.
Ich stand seufzend auf, nahm seine Hand und ließ mich von ihm in die Kabine ziehen.
Er zog sich das Oberteil aus und drückte es mir in die Hand.
Ich bekam nur einen kurzen Blick auf seinen Körper hin, da drehte er sich von mir weg, ging aus der Kabine und schloss den Vorhang.

Unsicher sah ich also das Oberteil an, dass Zayl mir gegeben hatte und musterte dann mich im Spiegel.
Ob mir das wirklich passte?

𝑺𝒏𝒐𝒘𝒇𝒂𝒍𝒍 𝒎𝒊𝒅 𝒔𝒖𝒎𝒎𝒆𝒓 |BLKde žijí příběhy. Začni objevovat